Klinikum Nürnberg widerspricht Corona-Leugnern: So angespannt ist die Lage wirklich
Autor: Ralf Welz
Nürnberg, Montag, 04. Januar 2021
Noch immer gibt es Menschen, die die Corona-Pandemie verharmlosen oder gar leugnen. Am Klinikum Nürnberg treffen derartige Ansichten auf großes Unverständnis. "Unsere Mitarbeiter gehen an ihre Grenzen", berichtet das Krankenhaus.
Krankenhaus widerspricht Corona-Leugnern: So ist die Covid-19-Situation am Klinikum Nürnberg. In Nürnberg haben Hunderte Menschen gegen die Covid-19-Einschränkungen protestiert - unter ihnen auch zahlreiche Corona-Leugner. Ein Redner forderte die eingesetzten Polizeikräfte etwa auf, das Ausmaß des Infektionsgeschehens selbst zu beurteilen. "Dann werdet ihr, wenn ihr eure Krankenhäuser besucht, Friedhöfe und die Bestattungsunternehmer, feststellen, dass es keine epidemische Lage von nationaler Bedeutung gibt", ist in einem entsprechenden Youtube-Video zu hören. An dieser Stelle johlt die Menge und spendet zustimmend Beifall.
Derartige Verharmlosungen oder Falschmeldungen dürften bei den Angestellten des Klinikums Nürnberg bestenfalls ungläubiges Kopfschütteln hervorrufen. Wie viele andere Krankenhäuser in Deutschland befindet sich das Klinikum aufgrund der Pandemie seit Monaten in einer absoluten Ausnahmesituation. "Unsere Mitarbeiter gehen an ihre Grenzen, damit sie alle Patienten weiter auf hohem Niveau versorgen können", teilt Sabine Stoll, Pressesprecherin des Klinikums Nürnberg, inFranken.de mit. "Dass man die Pandemie leugnen kann, ist aus Sicht der Ärzte und Pflegekräfte, die jeden Tag um das Leben von Covid-Patienten kämpfen, absolut unverständlich."
Klinikum Nürnberg verzeichnete bislang 243 Corona-Tote
Die Corona-Lage am Klinikum Nürnberg sei nach wie vor sehr angespannt, erklärt Stoll. Das Klinikum sei an seiner Belastungsgrenze und habe daher noch im vergangenen Jahr, am 11. Dezember, den Pandemie-Alarmfall ausgerufen. Eine Entlastung ist demnach bis auf Weiteres nicht in Sicht. "Nach wie vor werden am Klinikum Nürnberg überproportional viele Patienten mit Covid-19 aus der ganzen Region behandelt", berichtet die Pressesprecherin. "Die Zahl der Patienten ist mittlerweile mehr als dreimal so hoch wie während der ersten Welle der Pandemie."
Nach Angaben des Krankenhauses werden an den Standorten Nord und Süd des Nürnberger Klinikums derzeit 171 Covid-19-Patienten behandelt. 39 Menschen liegen auf den Intensivstationen - 30 von ihnen müssen beatmet werden. Insgesamt seien im Klinikum Nürnberg seit 27. März 2020 844 Corona-Patienten stationär behandelt worden, die anschließend entlassen werden konnten. "Im selben Zeitraum sind leider 243 Covid-Patienten im Klinikum Nürnberg verstorben", konstatiert Stoll. Diese sind demnach "an Covid" verstorben.
Doch damit nicht genug: Denn das Virus macht auch vor dem Klinikpersonal nicht halt. "Aufgrund der hohen Infektionszahlen in der Gesamtbevölkerung infizieren sich natürlich auch Mitarbeiter des Klinikums Nürnberg mit dem Coronavirus", heißt es vonseiten des Krankenhauses. Betroffen seien Ärzte und Pflegekräfte gleichermaßen. Erkranktes Personal oder Beschäftigte, die in Quarantäne sind, fehlten bei der Behandlung. "Auch deshalb ist es so wichtig, dass wir uns alle an die Hygieneregeln halten und Kontakte, sofern möglich, meiden, damit die Infektionszahlen deutlich sinken", betont Klinikum-Sprecherin Stoll.
Betrieb auf Nicht-Covid-Stationen stark eingeschränkt
Die coronabedingte Ausnahmesituation beeinträchtigt mitunter auch den Klinikalltag der anderen Stationen oder Abteilungen. So wurden laut dem Klinikum im Haus mehrere Covid-19-Stationen eingerichtet. Die Zahl der Intensivbetten wurde deutlich aufgestockt. "Weil Betten und medizinische Geräte allein noch nicht helfen, wurde der Betrieb auf den Nicht-Covid-Stationen stark eingeschränkt, damit genügend Ärzte und Pflegekräfte für die Betreuung der Covid-Patienten zur Verfügung stehen", erklärt Stoll. "Die Folge ist: Elektive Behandlungen – also Behandlungen und Operationen, die verschiebbar sind – werden aktuell tatsächlich auch verschoben." Ob eine OP verschiebbar ist, entscheide der jeweils behandelnde Arzt.