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Happurg: Selbstständiges Ehepaar gerät in "Corona-Not" - zündende Idee macht ganzes Dorf glücklich


Autor: Isabel Schaffner

Happurg, Samstag, 26. Februar 2022

Die Späths aus dem Nürnberger Land waren im Veranstaltungsservice tätig, bis die Pandemie ihnen die Aufträge nahm. Kurzerhand entschlossen sie sich, das Dorf-Feuerwehrhaus umzubauen, um dort eine ganz besondere Idee umzusetzen.
Ein Vierteljahr dauerte es, bis das Feuerwehrhaus zur "Schatzkammer Schupf" umgebaut war. Sie eröffnete am 5. März 2021.


  • Happurg: Corona-Pandemie zwang Paar zur Neuorientierung 
  • "Schatzkammer Schupf" in ehemaligem Feuerwehrhaus hat rund um die Uhr geöffnet
  • Keine Maskenpflicht: Nur ein Hausstand darf Selbstbedienungsladen auf einmal betreten
  • "Bauernseufzer", "Frankentofu" und "Hirschbeißer" sind Teil des regionalen Sortiments

Bernd Späth ist gelernter Koch und lebt mit seiner Frau Jessica in Schupf, einem Teil der Gemeinde Happurg im Nürnberger Land. Mit einem mobilen Holzbackofen bewirtete das Paar verschiedene Veranstaltungen, bis die Corona-Pandemie für eine Flaute im Terminkalender sorgte. Das Paar musste umdenken und betreibt jetzt einen rund um die Uhr geöffneten Selbstbedienungsladen mit Produkten aus der unmittelbaren Umgebung.

Feuerwehrhaus in Happurg wird zum Selbstbedienungsladen - Idee entstand  Heiligabend 2020

Von den gewohnten 30 bis 35 Veranstaltungen im Jahr könne 2022 lediglich eine realisiert werden, schildert der 43-jährige Familienvater. 2020 habe das Paar bereits gemerkt, dass ihre Tätigkeit während der Pandemie nicht ausführbar sei. "Die Idee von einem Selbstbedienungsladen entstand aus der Corona-Not heraus an Heiligabend 2020 im Gespräch mit meiner Frau. Innerhalb von zwei oder drei Tagen, ist der Plan von einer Eierhütte zu einem 24-Stunden-Laden gereift", erklärt er. 

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Eine Motivation dabei: "Bei uns im Dorf gibt es keine Einkaufsmöglichkeit und auch in den umliegenden Dörfern nicht." Das Paar besäße das alte Feuerwehrhaus im Dorf und habe es innerhalb eines viertel Jahres zu einem 10 Quadratmeter großen Laden umgebaut - mit dem Ziel, Lebensmittel aus der Region anzubieten. Durch den Veranstaltungsservice käme ihnen ihr Netzwerk zu regionalen Metzgern und Selbstvermarktern zugute. "Die Metzger kommen aus einem Umkreis von 20 Kilometern, hauptsächlich aus der Hersbrucker Alp. Beispielsweise aus Schupf selbst, Thalheim oder Hammerschrot", so Späth.

In dem personallosen Lebensmittelladen finden sich Basics wie täglich frische Bio Milchprodukte, Honig oder Müsli, aber auch Besonderheiten, wie Schokonudeln und viele Fleischprodukte. Dazu zählen Wildsalami, Hirschbeißer oder Bauernseufzer. "Wir haben mit unserem Metzger den Leberkäse im Glas entwickelt. Neu und einmalig ist auch der Frankentofu, der kommt sehr gut an", erklärt er weiter. "Jeden ersten Samstag im Monat backen wir Brot und Flammkuchen und stellen auf Bestellung auch Geschenkkörbe zusammen." Der Holzbackofen käme bei diesem neuen Standbein so wieder zum Einsatz. 

Dorf-Supermarkt in Happurg hat auch sonntags geöffnet - "Nachbar bestiehlt uns nicht"

"Wichtig war uns, dass auch sonntags geöffnet ist. Der Sonntag ist der Hauptgeschäftstag, vor allem abends. Der Laden darf rund um die Uhr geöffnet sein, weil er als Automat eingestuft ist." Aufgrund seiner Größe dürfe nur ein Hausstand auf einmal den Raum getreten. Ein Zettel an der Tür weise die Kundschaft darauf hin. "Als angenehmer Nebeneffekt fällt dadurch die Maskenpflicht weg, aber sie darf natürlich gerne getragen werden", stellt der Mittellfranke klar.

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Das Konzept funktioniere auf Vertrauensbasis: Bezahlt werde mit Bargeld in einer fest installierten Kasse. Rückgeld gebe es nicht, doch die Preise seien dafür entsprechend gerundet. Die Erfahrungen mit Kund*innen aus der Umgebung seien gut: "Der Nachbar bestiehlt uns nicht." Doch mit wachsender Bekanntheit kämen Leute sogar aus Bamberg oder München bei einem kleinen Ausflug vorbei. 

Jessica Späth ist Mediengestalterin und das Gesicht der "Schatzkammer Schupf" auf den Social Media Kanälen. "Wir haben durch unsere Online-Präsenz ein relativ junges Publikum. Den Kunden gefällt, dass sie in unseren Videos sehen, wo das Produkt herkommt. Wir haben wirklich den richtigen Zeitpunkt erwischt", freut sich ihr Mann. Wenn die Auftragslage sich bessert, werde das Paar wieder ihre alten Job ausüben, doch die "Schatzkammer Schupf" bleibe definitiv bestehen. "Es ist zwar mehr ein Hobby, aber ein sichereres Einkommen, als momentan der Veranstaltungsservice", sagt Bernd Späth zum Schluss. 

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