"Ganz Nürnberg hasst die AfD": 15.000 Teilnehmer bei Groß-Demo - eine Frau zeigt "Hitlergruß"
Autor: Sandra Gräb, Agentur dpa, Isabel Schaffner
Nürnberg, Montag, 22. Januar 2024
Etwa 15.000 Menschen demonstrierten am Samstag (20. Januar 2024) in Nürnberg gegen Rechtsextremismus. Die Versammlungsleiterin vom Nürnberger Bündnis Nazi-Stopp schoss gegen die AfD.
In zahlreichen deutschen Städten gingen am Wochenende (20. und 21. Januar 2024) Menschen auf die Straßen, um gegen Rechtsextremismus zu demonstrieren. In Nürnberg verteilten sich laut Polizeischätzungen bis zu 15.000 Teilnehmer auf den Willy-Brandt-Platz und die umliegenden Flächen.
Gegen 14 Uhr fand die Kundgebung unter dem Motto "Jetzt! Kein Fußbreit den Faschist:innen!" von dem Bündnis Nazi-Stopp statt. Als "Zeichen für eine freiheitliche Gesellschaft und gegen die genannten Pläne der aufstrebenden Rechtspartei AfD samt ihrem faschistischen und bürgerlichen Umfeld", heißt es zum Hintergrund. Teil des Programms waren Reden unter anderem von Ulli Schneeweiß (Nürnberger Bündnis Nazi-Stopp), Ernst Grube (Theresienstadt-Überlebender) und Birgit Mair (Nürnberger Bündnis Nazi-Stopp). Versammlungsleiterin Anna Heinze Lahçalar machte zudem ohne Umschweife deutlich, was sie von der AfD hält und erzeugte einen eindrücklichen Sprechchor.
"Einfach nur braune Scheiße" - Versammlungsleiterin in Nürnberg äußert sich zu AfD
"Ich bin echt baff", sagt sie zu Beginn ins Mikrofon über den Anblick der Menschenmasse. Diese animiert sie bald darauf mit folgenden Worten zum lauten Nachsprechen: "Ganz Nürnberg hasst die AfD!" Erfreut sagt sie daraufhin: "Sehr schön, da sind wir uns einig, das finde ich gut." Nach ihrer Bitte, keine antisemitischen Parolen oder Hetze zu verbreiten, kommt Lahçalar inhaltlich auf die AfD zu sprechen. Sie verweist auf den Fanshop der Partei, in dem ein "Abschiebekalender mit den 12 schönsten Abschiebefliegern" bis zum Ausverkauf zu finden gewesen sei.
"Das ist einfach nur braune Scheiße", sagt sie über den "Geist der AfD" und erntet mit diesen direkten Worten Jubel und Applaus. Als Demokratie könne es sich die deutsche Gesellschaft "nicht leisten, dass solche Menschen weiterhin in den Parlamenten sitzen und die öffentliche Meinungsbildung in irgendeiner Art und Weise beeinflussen", führt sie fort. Daraufhin wird es emotional: Sie habe keine Lust, Freunde, Kollegen oder Familienmitglieder zu verlieren, "nur weil diese braune Partei da meint, dass Menschen, die keinen deutschen Pass haben, oder einen deutschen Pass, aber keinen Ariernachweis haben, hier nicht hergehören. Das ist absoluter Bullshit. Ihr gehört genauso zu uns, wie jeder andere."
Anlass der bundesweiten Proteste waren Berichte des Medienhauses Correctiv über ein Treffen von AfD-Funktionären, Rechtsextremisten und anderen Politikern und Unternehmern in einer Potsdamer Villa am 25. November. Seitdem gibt es von vielen Seiten Widerstand. Bei dem geheimen Treffen hatte der frühere Kopf der rechtsextremen Identitären Bewegung in Österreich, Martin Sellner, nach eigenen Angaben über "Remigration" gesprochen. Damit meinen Rechtsextreme in der Regel, dass eine große Zahl Menschen ausländischer Herkunft das Land verlassen soll - auch unter Zwang.
Frau soll "Hitlergruß" gezeigt haben: Polizei mit Einsatzbilanz
Da die Kapazität der Versammlungsörtlichkeit durch die stetig wachsende Personenzahl frühzeitig erschöpft war, richteten Einsatzkräfte der Verkehrspolizei Nürnberg an mehreren Straßen im Umfeld des Willy-Brand-Platzes Verkehrssperren ein.
Hiervon war neben der Marienstraße auch die Gleißbühlstraße betroffen, weshalb es für den Fahrzeugverkehr im Bereich rund um den Hauptbahnhof zu entsprechenden Behinderungen kam.