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Fränkische Brauereien heben Bierpreise an: "So eine extreme Situation noch nicht erlebt"


Autor: Isabel Schaffner

Lauf an der Pegnitz, Mittwoch, 23. März 2022

Viele fränkische Brauereien müssen infolge des Ukraine-Kriegs ihre Bierpreise erhöhen. "So eine extreme Situation habe ich noch nicht erlebt", sagt Friedrich Weber von der Brauerei Simon aus Lauf.
Nicht nur die Brauerei Simon aus Lauf leidet an den gestiegenen Rohstoffpreisen für Bier. Das beliebte Getränk der Franken wird kostbarer.


  • Fränkische Brauereien leiden unter gestiegenen Preisen für Rohstoffe und Energie
  • Ukraine-Krieg hat starke Auswirkungen auf europäischen Getreidemarkt
  • Bier wird daher teurer - "Kunden waren auf Erhöhung vorbereitet"
  • Bayerischer Brauerbund hat keine guten Prognosen für die nahe Zukunft

Auch für Bier müssen Endverbraucher aufgrund der steigenden Preise in zahlreichen Segmenten nun tiefer in die Tasche greifen. Die Brauerei Simon aus Lauf habe keinen anderen Ausweg gesehen, als die "immensen Steigerungen im Energie- und  Rohstoffbereich" teilweise auf die Kundschaft umzulagern, so Niederlassungsleiter Friedrich Weber. Auch die Brauerei Kanone aus Schnaittach müsse diesen Weg gehen, bestätigt Inhaberin Gerda Küchler im Gespräch mit inFranken.de. "Es betrifft alle Brauereien", stellt Walter König, Pressesprecher vom Bayerischen Brauerbund, klar. 

Warum die Bierpreise steigen - Ernte 2022 soll "zum Großteil ausfallen"

Wie König sagt, sei die EU nicht von Getreidelieferungen aus der Ukraine abhängig. "Die EU ist Selbstversorger und es gibt sogar einen Überschuss. Der Bedarf an Weizen oder Gerste werde unter anderem durch die Länder Dänemark, Frankreich und Österreich gedeckt. Die Ukraine habe vor dem Krieg in der Regel über 30 Prozent der Gesamtweltgetreideernte produziert und exportiere große Mengen in den Libanon, die Schwarzmeerregion, Tunesien, Ägypten, Saudi Arabien und China.

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"Diese Ausfuhren sind momentan komplett versiegt, weil die Häfen beschossen werden", so König. Weil die importierenden Länder durch den Krieg nun viel weniger bekämen, meldeten sie ihre Bedarfe bei der EU an. Die gestiegenen Getreidepreise seien also dieser höheren Nachfrage geschuldet. Hinzu komme, dass die ukrainischen Landwirte die Ernte für 2022 nicht vorbereiten könnten. "Sie sind im Krieg oder ihnen fehlen Diesel und Dünger." Die im Sommer erwartete Ernte werde daher "zum Großteil ausfallen", so die düstere Prognose. 

Nahezu alle im Brauereigewerbe benötigten Rohstoffe seien von Preiserhöhungen betroffen. Dazu gehöre auch das teure und wenig verfügbare Glas, Metalle für die Kronkorken, Etiketten und Schmiermittel. Jede Brauerei schaue für sich, wie sie diese steigenden Kosten kompensiert und müsse "neu kalkulieren", schildert König. Dies trifft auf zwei exemplarische Brauereien aus dem Nürnberger Land zu, mit denen inFranken.de gesprochen hat.

Laufer Brauerei Simon muss Bierpreise erhöhen - "Kornkammer" Ukraine fehlt

Schon im vergangenen Jahr seien die Preise für die Gersten- und Getreidesorten gestiegen, erklärt Friedrich Weber. Der Ukraine-Krieg habe das Problem noch einmal verschärft. Ab dem 1. März 2022 habe sich die Brauerei Simon aus Lauf daher für Preisaufschläge entscheiden müssen. In welchem Ausmaß genau, das möchte Weber nicht mitteilen. Klar sei: "Sie fangen nicht annähernd die für uns gestiegenen Rohstoff- und Energiepreise ab".

Die Brauerei beliefert Gastronomen, Lebensmittelmärkte und Getränkehändler in einem Umkreis von 40 Kilometer. Die Preiserhöhung sei mehr als gerechtfertigt gewesen, doch Weber fühlt sich auch in seine Kundschaft ein: "Leider explodieren gerade die Preise in allen Bereichen und das ist natürlich für den Verbraucher schwierig. Unseren langjährigen Kunden können wir nicht alles zumuten."

Eine weitere Preiserhöhung käme für die Laufer Brauerei daher vorerst nicht infrage. Weber beobachte im Handel, dass andere Brauereien auch ihre Preise erhöhten. Besonders kleineren bedrohten Unternehmen käme hier zugute, dass der allgemeine Trend in der Branche zu höheren Preisen tendiert. "Wenn einer alleine in diesen Zeiten erhöht, hat er es mit Sicherheit schwerer, aber im Moment sind die Kunden ja schon so darauf sensibilisiert und waren auf eine Erhöhung vorbereitet." 

Ungewiss, wie sich "Spirale weiterdreht"

Der Blick in die Zukunft sei für Weber und seine Kollegen von Unsicherheit geprägt: "Wir können nicht absehen, inwieweit sich die Spirale weiterdreht."

Existenzielle Probleme sehe Weber für sein Geschäft jedoch derzeit nicht. "Wir sind so weit noch okay aufgestellt, natürlich müssen wir Energieeinsparungspotenziale nutzen." 

Seit 26 Jahren sei Friedrich Weber von der Brauerei Simon aus Lauf schon im Geschäft - dennoch habe er "so eine extreme Situation noch nicht erlebt".

Brauerei Kanone aus Schnaittach zu Preissteigerungen: "Lustig ist es nicht"

Die Brauerei von Gerda Küchler aus Schnaittach hebt zum 1. April 2022 die Bierpreise an. Küchlers Erfahrung deckt sich mit denen Webers: "Es steht nicht im Verhältnis zu den höheren Kosten, die wir haben." Indes gebe es bei den Lieferanten von Rohstoffen oder Reinigungsmitteln keinen Verhandlungsspielraum, wenn es um deren Preiserhöhungen geht. Eine Zwickmühle, denn mit den größeren Billigmarken im Nacken könne die Brauerei Kanone nicht willkürlich den Kastenpreis um fünf Euro erhöhen. Ein wichtiger Abnehmer des Bieres seien die Kirchweihen, erklärt Küchler.

Durch die Corona-Pandemie seien in den vergangenen drei Jahren aber 30 Prozent des Umsatzes weggebrochen. "Lustig ist es nicht", sagt Küchler und ist erneut mit einigen Unsicherheiten für die diesjährige Saison konfrontiert. Ein weiteres bedeutsames Kundensegment stellten Getränkemärkte wie Edeka, Rewe, Fristo oder Markgrafen dar.

"Wenn wir diese nicht beliefern würden, hätten wir keine Chance", sagt Küchler, die nur wenige Gastronomie-Objekte mit Bier beliefere. Zwar sehe sie noch keine existentielle Bedrohung für ihre Brauerei Kanone aus Schnaittach, doch "so rosig schaut es nicht aus", sagt sie zum Schluss.

Mehr zum Ukraine-Krieg: In einem Ticker halten wir euch bei inFranken.de auf dem Laufenden.