Falscher Bombenalarm in Nürnberg: "Scherz" wird teuer für Täter
Autor: Nikolas Pelke
Nürnberg, Montag, 18. Januar 2016
Nach dem falschen Bombenalarm in Nürnberg sucht die Polizei weiter die Männer, die einen Rucksack in eine Bäckerei geworfen hatten. Sollten die Täter gefasst werden, droht ihnen Ärger.
Dieser Jungenstreich hat schwerwiegende Konsequenzen. Drei unbekannte, junge Männer haben am Donnerstag einen Rucksack in eine Bäckerei am Aufseßplatz in Nürnberg geworfen und den Laden mit den arabischen Worten "Allahu akbar" ("Gott ist groß") fluchtartig wieder verlassen.
Einer der laut Polizei "südländisch" aussehenden Täter soll diesen "Scherz" mit der Kamera gefilmt haben. Im Internet kursieren zahlreiche Videos, die unter dem Titel "bomb prank" (Bomben-Streich) immer nach dem gleichen Muster ablaufen.
Ein Mann in arabischer Kleidung wirft verdutzten Passanten aus heiterem Himmel den schwarzen Rucksack vor die Füße und rennt mit den Worten "Allah ist groß" blitzartig davon. Nach einer kurzen Reaktionszeit nehmen auch die verdutzten Passanten beide Beine in die Hand und laufen fluchtartig davon. Wenn die Opfer der fragwürdigen Scherzbolde in ihrer panischen Fluchtreaktion stolpern oder hinfallen, dann ist der Scherz in der Logik der "dummen Jungen" besonders gelungen. In den meisten Videos finden die "Terror-Scherze" auf Straßen und Plätzen unter freiem Himmel statt. Die "Spaßvögel" aus Nürnberg wollten offensichtlich noch einen Schritt weitergehen und haben den Rucksack wohl deshalb in das Bäckerei-Café geworfen, um noch mehr Menschen auf einen Schlag in Angst und Schrecken zu versetzen. Das Video von der Bäckerei-Aktion ist laut Polizei noch nicht im Netz aufgetaucht.
Kein Kinderstreich, sondern Straftat
"Das kann man nicht mit Kinderstreichen vergleichen, das sind böse Straftaten", sagt Herbert Kern von der Gewerkschaft der Polizei (GdP) in Mittelfranken. "Wir arbeiten am Limit und haben einen Berg an Überstunden. Für solche Scherze haben wir eigentlich wirklich keine Zeit", ärgert sich Kern. Freilich müsse die Polizei auch den dümmsten Scherzen nachgehen, wenn hunderte Menschen womöglich bedroht seien. Es sei unverantwortlich, wie die drei Täter mit den Ängsten der Bevölkerung gespielt hätten. Von den Tätern fehlt laut Polizeisprecher Peter Schnellinger auch am Montag noch jede Spur. Derzeit würde die Polizei "eine handvolle Zeugen-Hinweise" auswerten, um den jungen Männern auf die Schliche zu kommen. "Instinkt- und geschmacklos" nennt der Polizeisprecher die Aktion. "Das ist kein Spaß, sondern eine Straftat", sagt Schnellinger.
Grundlage für die Ermittlungen sei der Paragraf 126 des Strafgesetzbuches: "Störung des öffentlichen Friedens durch Androhung von Straftaten". Derzeit untersuche die Polizei den sichergestellten Rucksack auf Fingerabdrücke und DNA-Spuren. Sollten die drei Täter gefasst werden, könnte die Staatsanwaltschaft eine hohe Geldstrafe (bis zu 360 Tagessätze) oder bis zu drei Jahre Gefängnis fordern, erklärt Oberstaatsanwältin Antje Gabriels-Gorsolke auf Nachfrage.
Nach einer möglichen Verurteilung würde auch die Polizei die Kosten des Einsatzes in einem zivilrechtlichen Verfahren von den Tätern zurückfordern, erklärt Polizeisprecher Schnellinger.
Allein 24 Polizeibeamte seien für zwei Stunden und 15 Minuten im Einsatz gewesen. Die Verwaltung würde den Missetätern pro Schutzmann und Stunde genau 54 Euro in Rechnung. Hinzu kommen dürften Forderungen der Feuerwehr und des LKA, die ebenfalls mit Einsatzkräften vor Ort gewesen sind.
Außerdem könnten freilich die betroffenen Geschäfte ihren Schaden vor Gericht geltend machen. Allen voran würde wohl die betroffenen Bäckerei von den Tätern eine finanzielle Entschädigung fordern. Doch dafür muss die Polizei die Täter erst noch finden.