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"Mein grüner Laden" in Schnaittach muss schließen: trotz anfänglichen Erfolgs


Autor: Manuel Dietz

Schnaittach, Donnerstag, 26. Sept. 2024

Der "Grüne Laden" in Schnaittach hat seit dem 1. September 2024 geschlossen. Gegenüber inFranken.de erklärt Betreiberin Christina Müller-Maul, warum sie ihr "Herzensprojekt" jetzt nach über fünf Jahren aufgeben musste.
Christina Müller-Maul öffnete den "Grünen Laden" am Marktplatz in Schnaittach 2019. Zwischenzeitlich vergrößerte sie sich sogar.


Am 31. August 2024 öffnete der "Grüne Laden" am Marktplatz in Schnaittach (Nürnberger Land) zum letzten Mal seine Türen. Mehr als fünf Jahre lang hatte Betreiberin Christina Müller-Maul ihren Kunden dort vor allem regionale Bio-Produkte mit dem Fokus auf plastikfreies Einkaufen angeboten. "Bei mir fing alles mit dem Buch 'Besser leben ohne Plastik' von Nadine Schubert an", erklärt sie im Gespräch mit inFranken.de. "Dadurch ist mir zum ersten Mal so wirklich bewusst geworden, wo tatsächlich überall Plastik im Spiel ist und dass es wichtig ist, Plastik so weit es geht zu vermeiden."

"Ich habe dann erstmal angefangen, das zu Hause umzusetzen und darauf geachtet, dass man unverpackt einkauft und bestmöglich auf Plastik verzichtet", so Müller-Maul weiter. Irgendwann sei in ihr dann aber der Wunsch gewachsen, ihre neu gefundene Passion auch an andere Menschen weiterzugeben. "Ich habe mir dann gedacht, dass das auch für die Allgemeinheit gehen müsste und angefangen auf dem Hof meiner Eltern neben Saisonblumen und Gemüsepflanzen auch unverpacktes Gemüse anzubieten", berichtet sie. Als dann ein kleiner Laden am Schnaittacher Marktplatz frei wurde, habe sie ihr "Herzensprojekt" schließlich umsetzen können.

"Mein grüner Laden" in Schnaittach nach über fünf Jahren geschlossen: Betreiberin erklärt Entscheidung

Anfangs sei der Laden auch "sehr gut angenommen" worden. Sogar so gut, dass sie sich im August 2020 dazu entschieden habe, in einen größeren Laden am Marktplatz umzuziehen und mehrere Minijobber einzustellen, um das wachsende Pensum bewältigen zu können. Mit dem Ausbruch des Ukraine-Kriegs Ende Februar 2022 habe der "Boom" jedoch schlagartig geendet.

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"Ich habe gemerkt, dass plötzlich vieles stehen bleibt und viele Dinge nicht mehr gekauft werden", so Müller-Maul. Hinzu sei gekommen, dass die Großhändler die Preise aufgrund der einsetzenden Inflation schrittweise angehoben haben. "Diese Preissteigerungen musste ich dann wiederum auf meine Kunden umlegen", berichtet sie. Dadurch seien ihr nach eigenen Angaben nach und nach "mindestens 60 Prozent der Kundschaft weggebrochen".

Sie vermute, dass sich viele ihrer Kunden "anderweitig orientiert haben und der Fokus wieder mehr darauf lag, möglichst günstig und nicht möglichst plastikfrei einzukaufen". Das habe sich bis heute nicht mehr großartig geändert. Franken- und deutschlandweit verschwinden Unverpackt-Läden. Wie die Deutsche Presseagentur im April 2024 berichtete, gab es zu diesem Zeitpunkt mit bundesweit 235 Läden 50 weniger als im Vorjahr. Das Nürnberger Geschäft "Freivon" verabschiedete sich 2022, nach mehreren Krisenjahren startete im März 2023 eine Spendenkampagne für den Bamberger Unverpackt-Laden.

Christina Müller-Maul will sich weiter engagieren: "Ich will nachhaltig leben"

Schweren Herzens habe auch Christina Müller-Maul ihr Projekt aufgeben müssen. "Das ist schon extrem hart", erklärt sie. "Das war absolut mein Ding und jetzt kann ich nicht mehr weitermachen", zeigt sie sich traurig. Wie genau es für sie weitergeht, könne sie aktuell noch nicht sagen. Dass sie sich aber auch weiterhin in Sachen Nachhaltigkeit engagieren wird, stehe für sie fest.

"Ich will nachhaltig leben und finde es in diesem Zuge wichtig, sich auch für nachfolgende Generationen damit auseinanderzusetzen, wie man dazu beitragen kann, dass nicht überall auf den Straßen und in den Gewässern Plastik herumfliegt", so Müller-Maul.

In unserem Ratgeber-Artikel findet ihr Möglichkeiten, wie ihr in Franken nachhaltig Lebensmittel kaufen könnt. Weitere Nachrichten aus dem Nürnberger Land findet ihr in unserem Lokalressort.