"Desolate wirtschaftliche Lage": Schuh-Gigant Reno schloss Ende Mai alle Filialen in Franken

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Reno: Aus für alle Filialen in Franken
Reno war einst ein Schuh-Gigant mit rund 180 Filialen deutschlandweit. Nun wurden zahlreiche Standorte geschlossen, so auch in Franken.
Reno: Aus für alle Filialen in Franken
Guido Kirchner (dpa)

Der Schuh-Gigant Reno reduziert die Zahl seiner Standorte drastisch. Mittlerweile sind alle Filialen in Franken geschlossen, teilt der zuständige Insolvenzverwalter am Mittwoch (7. Juni 2023) mit.

  • Insolvenz: Alle fränkischen Reno-Filialen wurden am 27. Mai 2023 geschlossen
  • "Desolate wirtschaftliche Lage des Unternehmens": Viele Mitarbeiter kündigten bereits bei Eröffnung des Insolvenzverfahrens
  • Standorte in Würzburg, Bad Neustadt, Hallstadt, Hirschaid, Schwabach, Ansbach
  • Zukunft geht teilweise weiter - Konkurrent übernimmt wenige Geschäfte außerhalb Frankens

Am Samstag (27. Mai 2023) gingen bei Reno in Franken die Lichter aus. Alle Filialen seien an diesem Tag geschlossen worden, erklärt Immo Hamer von Valtier, der zuständige Insolvenzverwalter, auf Anfrage von inFranken.de. "Im Anschluss daran fand bis Ende Mai 2023 nur noch die Inventur und der Versand der Restwaren an das Zentrallager statt." In Franken gab es Filialen in Ansbach, Bad Neustadt an der Saale, Hallstadt, Hirschaid, Schwabach und Würzburg.

Aus für Reno in Franken: Durchschnittlich sechs Mitarbeiter pro Filiale

Die betroffenen Mitarbeiter verloren ihren Arbeitsplatz. "Je nach Größe bestanden vier bis zehn Arbeitsverhältnisse pro Filiale. In der Regel rechnen wir mit durchschnittlich sechs Mitarbeitern pro Filiale", erläutert der Insolvenzverwalter. Schon während des Insolvenzeröffnungsverfahrens sei man fortlaufend mit Eigenkündigungen von Mitarbeitern konfrontiert gewesen. "Verständlicherweise hatten sich Mitarbeiter in Anbetracht der desolaten wirtschaftlichen Lage des Unternehmens schon frühzeitig um neue Beschäftigungsverhältnisse bemüht und nach Zusagen anderer Arbeitgeber Eigenkündigungen gegenüber der Reno Schuh GmbH ausgesprochen."

Die Schuhhandelskette Reno hatte Ende März 2023 Insolvenz beantragt - mit spürbaren Konsequenzen für die fränkischen Filialen und ihre Belegschaft. Am Dienstag (6. Juni 2023) stellte Immo Hamer von Valtier bereits klar: "In Franken werden keine Filialen fortgeführt." inFranken.de hatte bereits im März über die damaligen Zukunftspläne des Unternehmens berichtet.

Die Filialen in Franken seien bereits an die Vermieter zurückgegeben worden, so der Insolvenzverwalter. "Alle Maßnahmen wurden noch Ende Mai 2023 veranlasst, sodass aktuell für die ehemaligen Filialen in Franken keine weiteren Maßnahmen zu veranlassen sind."

Reno-Filialen in Ansbach, Neustadt, Hallstadt, Hirschaid, Schwabach und Würzburg geschlossen

Die in Google zu findenden Telefonnummern der fränkischen Standorte sind bereits nicht mehr vergeben, oder erreichbar. Geschäfte gab es unter anderem in:

  • Meinhardswindener Straße 2, 91522 Ansbach
  • Saalestraße 1, 97616 Bad Neustadt an der Saale
  • Emil-Kemmer-Straße 19, 96103 Hallstadt
  • Gewerbegebiet Hirschaid-Nord, Löserstraße 1, 96114 Hirschaid
  • Am Falbenholzweg 15, 91126 Schwabach
  • Kaiserstraße 29, 97070 Würzburg

Reno betrieb laut Unternehmensangaben zuletzt rund 180 Filialen und beschäftigte insgesamt knapp 1100 Mitarbeitende. Für einen kleinen Teil der Filialen in Deutschland soll es weitergehen. Voraussichtlich sollen 22 Filialen des Unternehmens zusammen mit den dortigen Arbeitsplätzen von dem Konkurrenten Kienast fortgeführt werden, wie von Valtier in Hannover mitteilte. Neun Standorte davon sollen weiter unter dem Namen Reno betrieben werden.

Pandemie und Ukraine-Krieg lösen Schließungswellen im Schuhhandel aus

Für die mögliche Übernahme weiterer Standorte und Mitarbeiter sei man noch in Verhandlungen. Die entsprechenden Geschäfte würden dann aber nicht als Schuhläden weiterbetrieben, sagte von Valtier. Nähere Angaben machte er zunächst nicht. Die Insolvenz betrifft den Mutterkonzern Reno Schuhcentrum GmbH sowie die Tochter Reno Schuh GmbH. Das Insolvenzverfahren ist 1. Juni am Amtsgericht Hameln eröffnet worden, bestätigte Gerichtsdirektor Georg Andreas Gebhardt. Auch die Tochterunternehmen in Österreich und der Schweiz befinden sich in Insolvenzverfahren.

Der Insolvenzverwalter sprach von einer guten Lösung für die Marke. "Noch vor einigen Wochen stand das Unternehmen vor einem gewaltigen Scherbenhaufen, der keine Aussicht auf ein auch nur im Ansatz befriedigendes Ergebnis bot", sagte von Valtier. Im März seien die finanziellen Mittel des einst zweitgrößten Schuhhändlers in Deutschland stark eingeschränkt gewesen. Nur knapp die Hälfte der Standorte sei noch mit Energie versorgt worden. Ein Drittel der Geschäfte sei wegen Mietrückständen gekündigt, das Produktangebot sei stark reduziert gewesen.

Große Teile des Schuhhandels in Deutschland stecken durch die Folgen der Corona-Pandemie und die durch den Ukraine-Krieg ausgelöste Preisexplosion in der Krise. Mehr als jedes zehnte Schuhgeschäft habe im vergangenen Jahr seine Türen für immer geschlossen, berichtete vor einiger Zeit der Hauptgeschäftsführer des Handelsverbandes Textil Schuhe Lederwaren (BTE), Rolf Pangels. Insgesamt verringerte sich die Zahl der Schuhgeschäfte nach Berechnungen des Verbands binnen Jahresfrist um 1500 oder 13 Prozent auf rund 10.000. Weitere Nachrichten aus Franken findest du auf unserer Übersichtsseite.