Mitarbeiter tragen alle Kosten selbst
Michaela wollte vor Ort Arbeitsplätze schaffen und garantieren, dass jeder gespendete Cent wirklich in die Schule fließt. Deshalb schloss sie sich dem Verein Neia e.V. an, einer gemeinnützigen Dachorganisation, durch deren Mitgliedsbeiträge die (mit 0,3 Prozent sehr geringen) Verwaltungskosten gedeckt werden. "Wir, die Mitarbeiter, engagieren uns ehrenamtlich. Reise- und sonstige Kosten tragen wir selbst."
Im Lauf der Zeit wurde Uganda für die Studentin immer mehr zur zweiten Heimat. Nicht ganz unschuldig daran ist Tadeo Papaye, ihr heutiger Ehemann. Nachdem sie in Deutschland ihren Master gemacht hatte, verbrachte Michaela fast ein Jahr lang bei dem ruhigen, fröhlichen Afrikaner auf dem Land. Als "Mzungu", Weiße, lebte sie mitten unter den Afrikanern, schlief in einer Lehmhütte ohne Strom und fließendes Wasser. "Man spürt das Leben viel mehr als bei uns."
Insgesamt fünf Schulen (Vor-, Grund- und Sekundarschulen) haben Michaela Schraudt und ihr Team mittlerweile gebaut und rund 400 000 Euro dafür investiert: 2008/2009 in Kampala, 2011 in Namirembe, 2012 in Kaitisya, 2014 in Kalagi, 2017 in Kakoro. Dafür haben sie Land gekauft - "Das ist einfacher als bei uns" - und der gemeinnützigen Organisation "Obumu Tuyambe" (Vereinte Hilfe) übereignet, die unter anderem zu diesem Zweck gegründet worden war. "Wichtig ist mir, dass sich alle selbst finanzieren und unabhängig sind." Nur in Ausnahmesituationen wie der großen Hungersnot 2017 versagt das System. "Mit Müh' und Not haben wir es geschafft, genügend Nahrungsmittel zu beschaffen. Das Schulessen war oft das Einzige, das die Schüler am Tag bekamen. Es gab sonst nirgendwo etwas."
Ob Michaela Schraudt angesichts solcher Erfahrungen nicht auch Angst beschleicht, Angst vor der eigenen Courage? "All das läuft natürlich permanent im Hinterkopf ab. Aber wir kriegen so viel Dankbarkeit, dass es einfach weitergehen muss. Wir haben einen Aufschwung für mehrere Gemeinden in Gang gesetzt. Das ist toll."
Viele Ideen wollen noch umgesetzt werden, viele Steine bewegt. "In Kaitisya zum Beispiel wollen wir selbst Nahrungsmittel anbauen und dadurch die Betriebskosten weiter senken. Für die Sekundarschule in Kakoro schwebt uns ein Computerprojekt vor. Und dann sind da noch nötige Erweiterungen von Schulgebäuden." Es hört einfach nicht auf. INFOS:www.neia-ev.de/schulbau-in-uganda, Spendenkonto: NEIA e.V., VR Bank Dormagen, IBAN: DE 6130 5605 484 610 910 012, BIC: GENODED1NLD, Verwendungszweck: Schulbau in Uganda. Wer möchte, kann Michaela Schraudt auch mailen: michaela.schraudt@neia-ev.de
INFO : Die Republik Uganda ist ein Binnenstaat in Ostafrika mit 35 Millionen Einwohnern auf einer Fläche von 241.000 km². Hauptstadt und größte Stadt ist Kampala. Mit einem nominellen Bruttosozialprodukt von jährlich 638 US-Dollar pro Kopf ist das Land eines der ärmsten der Welt.
KOMMENTAR
von Diana Fuchs
Mehr Mut, Mensch!
Kalt und nass ist es draußen. Es wird gar nicht richtig hell. Deprimierend. Die freien Tage an Weihnachten? Gefühlt Monate her. Alter Trott, da bist du wieder. Und ich alter Trottel bin auch wieder da. Warum mache ich nicht mehr aus meinem Leben?
Rangerin in einem nordamerikanischen Naturpark - das wollte ich als junger Mensch werden. Oder zumindest Försterin. Beides hat nicht geklappt. Jetzt bin ich mittelalt, Redakteurin, eine anständige Familienfrau, die einkauft, kocht, Betten macht und sich aufregt, wenn eine leere Klorolle am Abroller hängt.
Ich funktioniere. Und ich weiß: Ich habe verdammt viel Glück. Eine liebe Familie, gute Kollegen, einen abwechslungsreichen Job, ein sicheres Heimatland (theoretisch könnte ich ja auch in Syrien oder Afghanistan geboren worden sein). Trotzdem: Soll das alles gewesen sein?
Wann fängt das selbstbestimmte Leben an? Wenn die Katze tot, die Kinder aus dem Haus sind? Wenn ich in Rente gehe? Wenn ich Oma werde? Mir schwant: nein. Jedes neue Lebensjahr generiert neue Scheu vor Veränderung. Lieber bekannter Alltag als unbekanntes Risiko.
Und dann begegne ich plötzlich dieser jungen Frau. Michaela Schraudt ist eine zierliche Person, natürlich, ungeschminkt, ruhig und besonnen. Sie hat schon als junge Frau die unglaubliche Summe von 400 000 Euro zusammengebracht, um für Kinder in Uganda Schulen mit sozialer Betreuung und Essensausgabe zu bauen. Michaela Schraudt bekämpft die Armut mit Arbeits- und Bildungsangeboten, mit Hilfe zur Selbsthilfe.
Schraudt ist ein ganz normaler Mensch. Sehr zielgerichtet. Sie wollte nach Afrika. Und als sich ihr die Chance bot, hat sie sie ergriffen. Sie hat gesehen, wo sie gebraucht wird. Dann hat sie angepackt. "Ich hab' einfach gemacht." Das Ergebnis ist bewundernswert.
Ich schaue gerade wieder aus dem Fenster. Es ist noch immer düster draußen. Aber in mir drin wird es schon heller. "Einfach mal machen", das klingt machbar. Chancen gibt es überall. Nur Mut, Mensch!