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Corona-Demo in Nürnberg: Stimmung kocht hoch - "Wir sind das Volk!"


Autor: Sebastian Ruska

Nürnberg, Montag, 11. Mai 2020

Am Samstag haben Tausende Menschen in Nürnberg gegen die Coronavirus-Regeln protestiert. Video-Clips zeigen die Demonstranten, wie sie die Parolen "Wir sind das Volk" und „Widerstand“ rufen. Die Polizei spricht von "aggressiven Szenen" und besonderen Herausforderungen.
Bei der Corona-Demo in Nürnberg wurden vielfach die aktuell geltenden Mindestabstände nicht eingehalten. Foto: privat


Zwei Tage nach der Corona-Demonstration in Nürnberg - Polizei erklärt Vorgehen: Am Samstag (9. Mai 2020) kam es auf dem Platz vor der Lorenzkirche zu Demonstrationen gegen die aktuellen Bestimmungen im Kampf gegen das Coronavirus. Angemeldet war lediglich eine Versammlung von 50 Personen - die Polizei registrierte jedoch "bis zu 2000 Menschen". Auch politische Randgruppierungen mischten sich unter die Demonstranten und brachten die Stimmung zum Kochen.

Update 11.05.2020: Zwischen den Fronten - Familien stehen extremen Gruppen gegenüber

Anhänger extrem linker, ebenso wie rechter Sichtweisen wollten die Versammlung laut Polizei nutzen, um ihre Meinung in der Öffentlichkeit kundzutun, erklärt ein Pressesprecher der Polizei Mittelfranken gegenüber inFranken.de. Deshalb kam es zu einer besonderen Situation: "Wir haben das Geschehen konstant beobachtet und mussten auf die Entwicklungen reagieren. Es gab friedliche Demonstranten, die jegliche Regelung einhielten, aber auch Störer, die unseren Beamten aggressiv gegenübertraten."

Ziel sei deshalb gewesen, friedliche Demonstranten und Familien mit Kindern nicht zwischen die Fronten geraten zu lassen. Auch wenn das Auftreten der Beamten auf "Deeskalation" gerichtet war, ließ es sich nicht vermeiden, manche Gruppen an den Rand der Menge drängen zu müssen, erklärt der Sprecher. Das Auftreten der Personen wurde zunehmend aggressiver, eine Eskalation konnte jedoch unter Androhung von Schlagstock und Pfefferspray vermieden werden. Der uneinsichtige Initiator der Bewegung musste jedoch vorübergehend festgenommen werden.

Sicherlich war das nicht die letzte Protestaktion gegen die Corona-Beschränkungen. Die Erkenntnisse des vergangenen Wochenendes werden nun in enger Rücksprache mit der Versammlungsbehörde der Stadt Nürnberg diskutiert und für weitere Veranstaltungen berücksichtigt.

Besonders interessant: Der Sprecher der Polizei erklärt, dass die ursprünglich angemeldete Demonstration völlig friedlich verlief. Die Organisatoren wiesen jedem der 50 Teilnehmer einen Platz zu und alle Teilnehmer trugen einen Mund-Nasen-Schutz. Erst die dynamische Entwicklung mit Zuschauern, Passanten, Touristen und letztendlich den extremen Gruppierungen machten die Situation für die Einsatzkräfte schwierig. Zusätzlich war der Platz in Nürnberg irgendwann so voll, dass der gebotene Sicherheitsabstand nicht mehr gewährleistet werden konnte. 

Ursprüngliche Meldung vom 09.05.2020: Aufgeheizte Stimmung bei Protesten

In mehreren deutschen Städten meldeten sich am Samstag (9. Mai 2020) lautstark die Kritiker der aktuellen Corona-Regeln zu Wort. In Nürnberg, München Stuttgart, Frankfurt und Berlin gingen Tausende Menschen auf die Straße.

Laut Deutscher Presseagentur demonstrierten die Menschen in Nürnberg vor der Lorenzkirche gegen die aus ihrer Sicht zu strikten Infektionsschutzbestimmungen in Bayern und Deutschland. Bei der Demo spielten sich laut Polizei Mittelfranken "aggressive Szenen" ab. Am frühen Samstagabend berichtet die Polizei mit einer Bilanz über die Veranstaltung.

Demo in Nürnberg läuft aus dem Ruder: Kein Mund-Nasen-Schutz

Die Beamten melden, es seien "bis zu 2000 Menschen" registriert worden. Die Versammlung war für den Zeitraum 14 bis 15 Uhr angemeldet. Allerdings kamen zu viele Menschen - bei der Ansammlung war laut Polizei eine "Einhaltung des vorgeschriebenen Mindestabstands nicht mehr möglich."

Eine Vielzahl der anwesenden Menschen hätten trotz der engen Platzverhältnisse keinen Mund- beziehungsweise Nasenschutz getragen, heißt es.

"Die polizeilichen Einsatzkräfte versuchten zunächst mittel persönlicher Ansprache sowie Lautsprecherdurchsagen, für den nötigen Platz zwischen den vor Ort anwesenden Menschen zu sorgen", heißt es im Polizeibericht. Allerdings musste die Polizei feststellen, dass sich in der Menschenmenge teilweise unabhängig vom ursprünglichen Versammlungsgeschehen weitere Interessengruppen unterschiedlichster gesellschaftlicher und politischer Ausrichtung gebildet hätten.

Da aus Sicht der Polizei die angemeldete Versammlung so nicht weiter gewährleistet werden konnte, sagte sie diese ab. Das führte zu aggressiven Szenen auf dem Platz der Lorenzkirche: "Ein 34-jähriger Mann, der sich als Initiator dieser Versammlung zu erkennen gegeben hatte, verhielt sich gegenüber dieser Anordnung allerdings absolut uneinsichtig. Da er einen Platzverweis nicht befolgte, nahmen Einsatzkräfte den 34-Jährigen letztlich in Gewahrsam."

Demo in Nürnberg: Aggressive Stimmung - Polizei muss durchgreifen

Daraufhin entlud sich, so schreibt es die Polizei, der "aggressive Unmut - verbal sowie durch körperliche Gebärden." Infolgedessen drängte die Polizei die "aggressiven Personengruppen unter kurzzeitiger Anwendung von Zwang" weg vom Ort des Geschehens.

Im weiteren Verlauf habe sich die Situation vor der Lorenzkirche entspannt. Lediglich ein 39 Jahre alter Mann habe Polizeibeamte wiederholt beleidigt. "Er wurde vorläufig festgenommen und wird entsprechend zur Anzeige gebracht."