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Nürnberg: Klimaaktivisten machen Großjagd auf SUVs - neue Bewegung?


Autor: Ralf Welz

Nürnberg, Dienstag, 20. Februar 2024

Im Raum Nürnberg wurde wiederholt Luft aus den Reifen gelassen von SUVs. Entsprechende Vorfälle gab es zuletzt bundesweit. Treibt auch in der Region eine neue Bewegung von Klimaaktivisten ihr Unwesen?
In Nürnberg und Oberasbach ließen Unbekannte nachts die Luft aus Reifen von Fahrzeugen. Vor allem SUVs waren betroffen. Steckt die Gruppe "Reifen platt For Future" hinter den Taten?


In Nürnberg und Umgebung ist zuletzt immer wieder die Luft aus Autoreifen gelassen worden. Die Taten gehen offenbar auf das Konto von Klimaaktivisten. Anfang Januar ereignete sich ein entsprechender Vorfall im Nürnberger Stadtteil Erlenstegen und in Oberasbach im Landkreis Fürth. Betroffen war laut dem Polizeipräsidium Mittelfranken mehr als ein Dutzend Fahrzeuge. Vergleichbare Vorkommnisse gab es Anfang Februar. Nächtliches Ziel waren hier die Reifen von mindestens 27 Autos in Nürnberg-Laufamholz.

Nach Polizeiangaben hinterließen die Täter in allen Fällen "Zettel mit klimapolitischem Inhalt". Die Kriminalpolizei nahm Ermittlungen auf. Inzwischen gibt es eine Festnahme. Polizeistreifen nahmen am vergangenen Freitag (16. Februar 2024) in Nürnberg zwei Tatverdächtige fest. Die 18-Jährige und der 16-Jährige stehen im Verdacht, in der Michaelstraße und der Kolbestraße an mehreren geparkten Pkw die Luft aus den Reifen abgelassen zu haben. "Bei allen Fahrzeugen handelte es sich um SUV-Modelle", erklärte das Präsidium. Steckt hinter der Aktion eine Gruppierung, die zuletzt bundesweit für Schlagzeilen sorgte?

"Reifen platt For Future": Klimaaktivisten warnen Autofahrer - "nicht losfahren!"

Platte Autoreifen als Zeichen des Protests: Im Netz finden sich bundesweit zahlreiche Berichte über derartige Szenen. Demnach wurden in den vergangenen Wochen in mehreren deutschen Städten Fahrzeugen mit Flugblättern versehen - etwa in Berlin und Potsdam. Die Schreiben enthielten unter anderem die Warnung "Nicht losfahren! Mindestens einer Ihrer Reifen ist platt wie eine Flunder!" Unterzeichnet waren die Zettel in diesen Fällen von einer Gruppe namens "Reifen platt For Future". Die Aktivisten nehmen in ihrem Text Bezug auf die Klimakrise.

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"Wohlhabenden Autobesitzenden wie Ihnen werden von der Politik keine Grenzen gesetzt, während unser Klima allmählich ins Chaos gestürzt wird", heißt es in dem Schriftstück wörtlich. "Während Sie offensichtlich so viel CO₂ in die Luft blasen dürfen, wie Sie Lust haben, drohen zunehmende Wetterextreme durch den Klimawandel Millionen Menschen zu enteignen, zu vertreiben oder zu töten. 

Obwohl es in Städten durch den öffentlichen Nahverkehr Alternativen zum Auto gebe, würden die Fahrzeuge immer größer und schwerer, erklären die Aktivisten. "Ihnen ist unsere Umwelt egal. Ihr Auto ist uns egal. Deshalb haben wir es heute außer Betrieb genommen." Neben der Bewegung "Reifen platt For Future" sorgte Ende vergangenen Jahres auch die Gruppe "Tyre Extinguishers" für Aufsehen. Diese Klimaaktivisten hatten es unter anderem in Magdeburg und Leipzig gezielt auf die Reifen von SUVs und Geländewagen in Städten abgesehen. Auch sie ließen die Luft aus den Autoreifen.

Nach Festnahme in Nürnberg: Polizeisprecher gibt Einschätzung zu Klimaaktivisten

Ob für die Vorfälle in Nürnberg und Umgebung eine der beiden Gruppierungen steckt, ist unklar. "Solche Taten gab es zuletzt immer wieder", erklärt Michael Konrad, Pressesprecher des Polizeipräsidiums Mittelfranken im Gespräch mit inFranken.de. "Dass Luft aus Reifen gelassen wird, ist nicht nur ein Phänomen in Nürnberg." Wie viele Taten mit den beiden unlängst Festgenommen in Zusammenhang gebracht werden können, ist nicht geklärt.

Gehen alle drei nächtlichen Streifzüge, bei denen sich an Autoreifen zu schaffen gemacht worden ist, auf das Konto der beiden Tatverdächtigen? "Solche Rückschlüsse sind aktuell zu weit gegriffen", sagt Konrad. Entsprechende Gruppen bestünden in der Regel schließlich aus mehreren Akteuren, gibt der Polizeisprecher zu bedenken. "Es handelt sich, denke ich, um eine Bewegung an sich - mit einer bestimmten Motivation."

Gegen die zwei Festgenommenen wurde indessen ein Ermittlungsverfahren wegen des Verdachts der Sachbeschädigung eingeleitet. Die Aktionen können gefährliche Folgen für die Fahrer haben: Wie das Autoportal motor.at erklärt, sollte man sein Fahrzeug vor dem Losfahren stets genau überprüfen - wer mit einem platten Reifen losfährt, riskiert extrem gefährliche Unfälle. Weitere Nachrichten aus Nürnberg findet ihr hier.