Nürnberg 1300-1600: Handel und Kunst im Germanischen Museum
Autor: Susy Bergmann
Nürnberg, Sonntag, 26. Oktober 2025
Für Geschichts- und Kunstliebhaber: Die Jahresausstellung im Germanischen Nationalmuseum Nürnberg zeigt beeindruckende Kunstwerke, die von den Anfängen der Globalisierung erzählen.
- Nürnberg global 1300 – 1600: Reichsstadt und Zentrum für Handel, Wissen und Informationen
- Diese Ausstellungsstücke erzählen, wie Nürnberg die Welt vernetzte
- Besucherinfos zur Jahresausstellung im Germanischen Nationalmuseum Nürnberg
Vom 25. September 2025 bis zum 22. März 2026 läuft im Germanischen Nationalmuseum Nürnberg die große Jahresausstellung "Nürnberg global 1300 – 1600". Die Sonderausstellung zeigt Nürnberg als eines der bedeutendsten europäischen Zentren im Spätmittelalter und der frühen Neuzeit. Die damalige Rolle der Stadt als internationaler Handels- und Wissensumschlagplatz wird in vielen bedeutenden Leihgaben aus ganz Europa deutlich. Alle Ausstellungsstücke haben einen direkten Bezug zu Nürnberg.
Nürnberg global 1300 – 1600: Reichsstadt und Zentrum für Handel, Wissen und Informationen
Nürnberg war in Mittelalter und früher Neuzeit ein bedeutender Handelsplatz für Luxusgüter aus aller Welt. Nürnberger Werkstätten waren berühmt für Gold- und Silberschmiedearbeiten, aber auch für Waffen und Rüstungen. Kirche und Herrscher aus ganz Europa bestellten hier Monstranzen, Weihrauchgefäße oder exklusiven Luxus. Nürnberger Goldschmiede verarbeiteten importierte exotische Rohstoffe wie Kokosnüsse, Straußeneier oder Meeresschnecken zu Kunstwerken. Außerdem waren auch erste Massenwaren schon Teil des damaligen wirtschaftlichen Erfolgs der Stadt.
Künstler reisten von weit her an, um in Nürnberg ihr Handwerk zu verbessern und neu gewonnene Kenntnisse mit zurück in ihre Heimatländer zu nehmen. Kaufleute, Diplomaten und Wissenschaftler trafen sich in der Stadt und tauschten Informationen aus. Schriften über Entdeckungsreisen, fremde Völker und Tiere oder neue wissenschaftliche Erkenntnisse wurden hier gedruckt. Wissen über Fertigungstechniken, Rohstoffe, Vertriebswege, Bergbautechnik, aber auch über Kulturen ferner Länder wurde von hier aus verbreitet.
Die Ausstellung "Nürnberg GLOBAL" zeigt, wie in Nürnberg Handelsrouten zusammenliefen, Wissen zirkulierte und neue Ideen in Handwerk, Technik und Kunst entstanden. Warum so vieles damals gerade von Nürnberg ausging – über Nürnbergs damalige Stellung im Reich, die hier stattfindenden Reichstage und die kaiserlichen Privilegien wird es in der Schau verdeutlicht. Aber auch die Schattenseiten der einstigen Vernetzung der Reichsstadt werden thematisiert: von der Ausbeutung in Minen in Übersee bis hin zur Beteiligung Nürnberger Kaufleute an Sklavenhandel, Kolonialisierung und Handelskriegen.
Diese Ausstellungsstücke erzählen, wie Nürnberg die Welt vernetzte
Diese besonderen Exponate kannst du beispielsweise in der Nürnberger Sonderschau erleben: Ein künstliches Miniaturbergwerk aus Kristallen, Mineralien und Erzen, Muscheln und Korallen überzeugt vom Reichtum, den Nürnberger Patrizierfamilien durch den Bergbau erlangten. Vom Panzerhemd bis zu Stangenwaffen sind viele Beispiele der Nürnberger Waffenschmiede zu sehen, außerdem ein bemalter Schildkrötenpanzer. Ein leuchtend blauer Plan von Tenochtitlán, der alten Hauptstadt des Aztekenreichs, gilt als älteste erhaltene Darstellung einer amerikanischen Stadt und wurde in Nürnberg gedruckt.
Eine der spektakulärsten Leihgaben der Ausstellung: Eine reich verzierte Schale mit ungewöhnlich geformter Kanne – hat eine Weltreise hinter sich. Die Schale aus Holz wurde etwa 1540/80 im indischen Gujarat gefertigt, bemalt und mit Perlmuttplättchen besetzt. Sie gelangte per Schiff nach Lissabon und von dort weiter nach Nürnberg. Der Nürnberger Goldschmied Nicolaus Schmidt verzierte die Schale mit Nymphen und Flussgöttern. Dazu fertigte er eine Kanne in Form eines Tierwesens mit Meeresschnecken aus dem Indischen Ozean. Das Ensemble wurde schließlich vom Sächsischen Hof gekauft. Heute ist es im Grünen Gewölbe in Dresden zu sehen, von wo es für die Nürnberger Ausstellung ausgeliehen wurde.