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Touristen gefährden fränkisches "Naturjuwel" - Gemeinde reagiert


Autor: Manuel Dietz, Agentur dpa

Schwarzenbruck, Dienstag, 16. Sept. 2025

Erhöhte Besucherzahlen setzen beliebten Ausflugszielen in Franken zu. Verantwortliche denken über Schritte nach, um die einzigartige Landschaft zu bewahren.
Die Schwarzachklamm südöstlich von Nürnberg verzeichnet seit der Corona-Pandemie stetig steigende Besucherzahlen. Weil sich viele Ausflügler nicht an die geltenden Regeln halten, droht die Gemeinde Schwarzenbruck damit, die Schlucht im schlimmsten Fall für Besucher zu sperren.


Etliche malerische Orte in Franken gelten sowohl bei Einheimischen als auch bei Touristen als beliebte Ausflugsziele. Auch, weil man viele von ihnen sogar ganz umsonst genießen kann. Doch die zunehmende Wanderlust trifft längst nicht mehr nur bekannte fränkische Städte wie Rothenburg ob der Tauber, Nürnberg oder Bamberg. Auch andere, bisher weniger bekannte Orte, erleben einen immer größeren Ansturm.

Wie die Deutsche Presse-Agentur (dpa) berichtet, gilt das auch für die Schwarzachklamm südöstlich von Nürnberg. Dort hat sich der gleichnamige Fluss zwei Kilometer durch den Burgsandstein gegraben. Die Schlucht gehört laut dem Landesamt für Umwelt zu den schönsten Geotopen Bayerns und steht unter Naturschutz.

"Nicht abgeneigt, temporär zu sperren": Gemeinde kündigt Maßnahmen für Schwarzachklamm an

Nach Angaben der dpa ist der Ort ein echtes "Naturjuwel" und deshalb seit jeher ein beliebtes Ausflugsziel. Die Klamm bietet mit ihren bizarren Felsformationen, moosbewachsenen Höhlen und der idyllischen Landschaft am Kanalufer eine wildromantische Kulisse für Wanderer. Der Rundweg durch das schluchtartige Flusstal, das sich über etwa 2,2 Kilometer erstreckt, befindet sich südlich von Schwarzenbruck im Landkreis Nürnberger Land in Mittelfranken. Benannt nach dem Fluss Schwarzach, markiert die Schlucht die südliche Grenze des Lorenzer Reichswaldes. Die Schwarzach selbst bildet hier die Grenze zwischen dem nördlich gelegenen Landkreis Nürnberger Land und dem Landkreis Roth.

Doch seit der Corona-Pandemie hat sich die Zahl der Ausflügler nach Angaben der Gemeinde Schwarzenbruck (Kreis Nürnberger Land) vervielfacht, was zunehmend zu Problemen führt. Viele Menschen halten sich demnach nämlich nicht an die geltenden Regeln. "Es wird an den Steilhängen geklettert, die Wege werden verlassen, Müll und Zigarettenstummel liegengelassen", berichtet Schwarzenbrucks Bürgermeister Markus Holzammer (Freie Wähler) gegenüber der dpa. Deshalb will die Gemeinde nun Maßnahmen ergreifen, um die sensible Natur zu schützen. 

Demnach soll ein bestimmtes Schutzkonzept in der Schwarzachklamm umgesetzt werden. Die Naturschutzbehörden hätten dafür bereits grünes Licht gegeben, sagt die Umweltbeauftragte Mareike Menneckemeyer. Das Konzept sehe unter anderem vor, weitere Infotafeln an kritischen Stellen aufzustellen und Wege stellenweise einzufassen. Auch Ranger könnten in den nächsten Wochen verstärkt unterwegs sein. Sollten auch diese Maßnahmen nicht die erhoffte Wirkung erzielen, spiele man sogar mit dem Gedanken, die Schlucht für Besucher zu schließen. "Wir sind dem nicht abgeneigt, die Klamm temporär zu sperren, aber das ist nicht unsere erste Wahl", so Menneckemeyer.

Schwarzachtal-Besucherboom: "Phänomen, das rund um viele deutsche Großstädte zu beobachten ist"

Am 30. August veranstalteten die Grünen Schwarzenbruck den Aktionstag #KlammMitRespekt, um Bewusstsein und Wertschätzung für die Klamm fördern und Lösungen aufzuzeigen. Doch wieso interessieren sich auf einmal so viele Menschen für Orte wie die vergleichsweise kleine Schwarzachklamm? Das sei ein Phänomen, das rund um viele deutsche Großstädte zu beobachten sei, sagt Tourismusforscher Markus Pillmayer von der Hochschule München gegenüber der dpa. "Die Leute wollen sich in ihrer Freizeit erholen und sportlich betätigen, sei es Wandern, Fahrradfahren, Klettern oder Ähnliches - und das findet natürlich im Umland statt", so Pillmayer.

Hinzu komme, dass soziale Medien und Outdoor-Portale dafür sorgen, dass diese Orte auch außerhalb der Region publik werden und viele Menschen ihre Touren je nach Laune und Wetterlage spontan planten - mithilfe von Instagram, TikTok, Outdoor-Portalen und eventuell einer regionalen Tourismus-Seite. Dabei falle die Wahl dann auf eine Tour, die gefalle, oft ohne sich näher zu informieren, ob diese zu der Zeit begehbar sei und ob diese über offizielle Wege führe.

Die Schlucht im Nürnberger Land sei dabei nur ein Beispiel unter vielen. Auch das Walberla in der Fränkischen Schweiz, mit seinen markanten Felstürmen, ist als Ausflugsziel und Fotomotiv beliebt und hat deshalb zunehmend mit Problemen zu kämpfen.

Auch am Walberla: Viele Trampelpfade neben ausgewiesenen Wanderwegen

Wie Jana Wiehn vom Landschaftspflegeverband Forchheim gegenüber berichtet, seien am Walberla viele Trampelpfade neben den ausgewiesenen Wanderwegen entstanden. Im Gegensatz zu früher können sich die Schäden demnach aber nicht mehr über den Winter regenerieren. Die Ursache aus ihrer Sicht: Outdoor-Portale schlügen zum Teil Wanderrouten und sogar Fahrradtouren auf diesen illegalen Pfaden vor. Und das, obwohl eigentlich der ganze Berg für Fahrräder gesperrt sei.

Es gebe an den Eingängen des Naturschutzgebiets zwar Infotafeln und im Gelände kleinere Schilder, die über die Verhaltensregeln in dem Naturschutzgebiet informierten. Aber manche Menschen würden diese übersehen oder bewusst ignorieren, sagt Wiehn. Es seien Trampelpfade sogar schon mit Flatterbändern abgesperrt worden, damit sich die Natur erhole. Allerdings ohne Erfolg. "Das Flatterband ist weg, innerhalb kürzester Zeit", so Wiehn. "Das wird einfach durchgeschnitten oder abgerissen."

Um die sensible Natur zu schützen, sollen im Zuge eines neuen Besucherlenkungskonzepts nun unter anderem neue Geländer, zusätzliche Hinweisschilder und Fahrradständer an den Eingängen installiert werden, um das Radfahrverbot deutlich zu machen. Weitere Nachrichten aus dem Nürnberger Land findet ihr in unserem Lokalressort.

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