Dank spezieller Detektoren können Biotonnen von Privathaushalten überprüft werden. Entdeckt man Fremdstoffe, gibt es ein Verwarnungsgeld.
Wer sich auf dem Kompostplatz der Energie- und Verwertungsanlage in Dettendorf umschaut, staunt nicht schlecht, wie der Biomüll aus Haushalten aussieht. In Plastikbeuteln verpackter Abfall liegt auf dem Haufen, Flaschen aus Kunststoff ragen heraus, ebenso Joghurtbecher und in Alu-Folie eingewickelte Lebensmittel sowie halbe Toastbrotpackungen - noch in der Originalverpackung und aus Plastik.
Diesen Umweltsünden will der Landkreis nun Einhalt gebieten. Ein Detektionssystem, das kürzlich in Dettendorf vorgestellt wurde, löst dann ein lautes Piepsen aus, wenn die Tonnen mit Störstoffen befüllt wurden.
"Auch kompostierbare Plastikbeutel sind bei uns nicht zugelassen", sagt Marcus Wehr von der Abfallwirtschaft des Landkreises. Denn der Biomüll kommt in die Biogasanlage und auch ein kompostierbarer Plastikbeutel verlässt diese im Gärrest wieder unbeschadet, der darin eingeschlossene Biomüll kann nicht vergoren werden. Das geschieht erst in der anschließenden Heißrotte.
Nur Stichproben
Es kostet dem Landkreis viel Geld, die Verunreinigungen zu entfernen, denn der Kompost des Landkreises, der in den Verkauf gelangt, trägt schließlich ein Gütesiegel. "Manuelle Kontrollen können nur bedingt Abhilfe schaffen", sagt Landrat Helmut Weiß. Bei rund 14.000 Biotonnen im Landkreis könnten nur Stichproben gemacht werden.
Und die Störstoffe verursachen einen hohen Aufwand: Sie müssen mühsam aussortiert werden, da sonst die Gefahr eines Qualitätsverlustes beim erzeugten Kompost besteht. Hintergrund: Nicht alles, was in der Küche anfällt, darf in den Biomüll. Plastiktüten und Verpackungen von Wurst und Käse gehören nicht hinein.
"Ein großes Problem ist Glas", sagt ein Experte. "Wenn Glas zerspringt, bekommen wir es aus dem Kompost nicht mehr heraus." Um es gar nicht so weit kommen zu lassen, setzt der Landkreis seit März dieses Jahres auf das Detektionsgerät für Störstoffe im Biomüll.
Allerdings: "Die meisten Bürger benutzen die Biotonne richtig", stellte der Landrat fest. Nur ein kleiner Teil der Nutzer "betreibt hier großen Missbrauch". Aber genau dieser mache den großen Aufwand nötig. Ab sofort gibt es das automatisierte Störstofferkennungssystem, das der Umweltausschuss bereits im Oktober 2014 beschlossen hatte.
60 000 Euro an Kosten
Mit dem nun in diesem Jahr in Kraft getretenen neuen Abfuhrvertrag wird es eingeführt. Laut Weiß handelt es sich dabei um ein patentiertes System eines Herstellers aus Baden-Württemberg, mit dem nun ein Biotonnenfahrzeug ausgestattet ist. Etwa 60 000 Euro hat dies gekostet. Ende Januar gab es einen Probebetrieb, bei dem schon extreme Fehlbefüllungen entdeckt wurden.
112 Kilogramm pro Person
Bisher werden übrigens deutschlandweit pro Jahr fast fünf Millionen Tonnen Bioabfall eingesammelt. Das bedeutet, dass laut Schätzungen pro Kopf in Deutschland noch über 62 Kilo an Gemüse-, Obst- und Essensresten und Gartenabfälle im normalen Müll landen. Da schlummert also großes Potenzial. Insgesamt kämen jährlich neun Millionen Tonnen Bioabfälle zusammen - das wären sogar 112 Kilogramm pro Person.
Findet das Neustädter Prüf-System beim Scannen der Tonne Störstoffe im Biomüll, piepst es laut in der Fahrzeugkabine und der Fahrer lässt die Tonne stehen. Die bekommt dann einen gelben Aufkleber mit Hinweisen. Zudem geht an den Grundstückseigentümer ein Gebührenbescheid über 25 Euro mit der Aufforderung, die Biotonne ordnungsgemäß zu befüllen oder als Restmüll entleeren zu lassen.
"Wir möchten damit erreichen, dass Nutzer ihr Verhalten ändern", sagt Landrat Weiß. Bei der Vorstellung des Geräts wies Weiß ausdrücklich darauf hin, dass die Detektion nicht als eine allgemeine Überprüfung empfunden werden soll. "Die meisten Bürger machen alles richtig. Es sind nur einzelne, die sich nicht an die Vorgaben halten", so der Landrat.
Vielmehr dient das Detektionssystem dazu, das Verhalten der betroffenen Nutzer zu ändern und so einerseits Kosten zu reduzieren und andererseits die Qualität des Komposts garantieren zu können.
Nur Papiertüten sind erlaubt
Peter Kreß, Sachgebietsleiter Abfallwirtschaft, weist darüber hinaus darauf hin, dass kompostierbare Papiertüten an den Wertstoffhöfen und einigen Gemeinden zum Selbstkostenpreis erworben werden können. Die problematischen kompostierbaren Plastiktüten aus dem Handel wären damit überflüssig.