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Traditionsbetrieb in Markt Erlbach: Bäckerei Schindler kämpft um Existenz


Autor: Sara Loesenbeck

Markt Erlbach, Mittwoch, 17. Dezember 2025

Für einen fränkischen Bäckereibetrieb aus Markt Erlbach zähle aktuell "jeder Kunde", wie der Inhaber betont. Die Filiale hätte fast schließen müssen.
Bäckermeister Christian Klehm kämpft um den Traditionsbetrieb in Markt Erlbach.


Die fränkische Brot- und Feinbäckerei Schindler in Markt Erlbach (Kreis Neustadt an der Aisch-Bad Windsheim) blickt auf mehr als 120 Jahre Geschichte zurück. Nun allerdings steht es schlecht um den Traditionsbetrieb. In einem ehrlichen Appell wendet sich Bäckermeister und Inhaber Christian Klehm an seine Kunden und betont, dass es für den Bäckereibetrieb aktuell "um jede Semmel" gehe. 

Eine Filiale einer Bäckerei in Hof musste im September dieses Jahres bereits aus wirtschaftlichen Gründen ihr Geschäft aufgeben. Ein weiterer Betrieb schließt zum Ende des Jahres nach über 100 Jahren seine Türen. Für Klehm ist der Schlussstrich allerdings noch nicht gezogen. 

"Wir hätten schließen müssen": Fränkischer Bäcker spricht über Existenzsorgen

"Das Wasser steht uns leider bis zum Hals und ein bisschen darüber", schildert der Bäckermeister am Dienstag (16. Dezember 2025) im Gespräch mit inFranken.de und betont: "Wir hätten einfach schließen müssen, fast."

Video:




Die wirtschaftliche Lage der Bäckerei sei aktuell "sehr schwierig", wie der Inhaber erklärt. Dafür gebe es mehrere Gründe. Neben anfallenden Reparaturkosten von Geräten, die immer einen hohen Kostenaufwand darstellen, sowie hohen Material- oder Lohnkosten, können sich immer weniger Kunden einen Gang zu ihrem örtlichen Bäcker leisten, wie der Bäckermeister erklärt. 

Vor fünf Jahren hat er die Leitung der Filiale in der Hauptstraße in Markt Erlbach übernommen. Als Chef befinde er sich nun in einer schwierigen Situation. "Eigentlich müsstest du die Preise anheben, aber das ist für mich nicht vertretbar", betont Klehm. "Ich finde es traurig, dass sich die Leute den täglichen Weg zum Bäcker nicht mehr leisten können, um an ein Grundnahrungsmittel zu kommen."

Kündigungen kommen nicht infrage: Bäckermeister steht zu seinen Mitarbeitenden

Für den Bäckermeister komme es nicht infrage, Personal zu entlassen. Schließlich sei eine gute Kundenbetreuung für den Traditionsbetrieb besonders wichtig, weshalb Klehm auf ausgebildete Fachkräfte setze. Daher wolle er das Personal auch nicht durch Aushilfskräfte ersetzen. 

Denn der Zusammenhalt im Team ist groß. "Mein Team hält zu mir, das ist der Wahnsinn. Sie geben mir Kraft, durchzuhalten", erklärt der Bäckermeister, der ursprünglich aus Hessen stammt. 

Durch seine Frau sei er nach Franken gekommen, da sie gebürtig aus Bamberg stammt. Klehm habe bereits Erfahrung mit der Selbständigkeit und habe es immer als etwas Schönes empfunden, "sehr freundschaftlich zusammenzuarbeiten". Doch die derzeitige wirtschaftliche Lage stellt den Inhaber vor große Herausforderungen.

Drive-in-Bäcker und Discounter: Traditionsbäckerei bangt um Zukunft

Trotz eines treuen Stammkundenstammes und dem Rückhalt von Gemeinde und Vereinen sei für den Betrieb aktuell "jede Semmel" wichtig. Große Bäckereiketten und Discounter machen es traditionellen Bäckereibetrieben schwer, erklärt Klehm.

In Markt Erlbach, unweit von seiner Bäckerei, soll ein Großbäcker eine Filiale mit Drive-in eröffnen. An anderer Stelle sei ein neuer Rewe inklusive Bäckerei geplant. Für den Bäckermeister, der sein Handwerk mit "Leib und Seele" ausübt, könnte das ein "Todesstoß" sein, vermutet er.

Dennoch bleibt der Bäckermeister zuversichtlich. "Jetzt ein bisschen zusammenrücken von unseren Kunden, von mir und dem Team, und dann kommen wir da auch raus", betont er. Aktuell stehen unter anderem Planungen im Raum, den Sonntag im nächsten Jahr als zusätzlichen Verkaufstag aufzunehmen. 

"Jeder Kunde zählt": Bäckermeister appelliert an Kundschaft

Mit einer ehrlichen Videobotschaft wendet sich der Inhaber auch an seine Kunden und appelliert, in der Bäckerei Schindler auf ein paar Semmeln vorbeizuschauen. Denn für den Betrieb zähle "jeder Kunde". 

"Also bei uns ist das wirklich ein Miteinander mit den Kunden", sagt der Bäckermeister. Doch mit solch einer positiven Resonanz auf das Video habe er nicht gerechnet. "Ich habe eigentlich damit gerechnet, dass der ein oder andere schreibt: Ja gut, Bäcker ist halt zu teuer."

Knapp 24.000 Leute haben das Video mittlerweile angeschaut (Stand: 16. Dezember 2025), darunter finden sich viele positive Nachrichten, die die Arbeit von Klehm und seinem Team unterstützen. "Wenn von den 24.000 nur 20 kommen würden, wäre ich schon glücklich", resümiert der Bäckermeister.