"Totaler Blödsinn": Trinkgeld-Anzeige von fränkischer Bäckereikette erzeugt Unmut

2 Min
Artikel hier von uns vorlesen lassen. Dieser Audiobeitrag wurde maschinell generiert. Mehr Infos findest du hier.

In vielen fränkischen Städten und Gemeinden gibt es Brothaus-Filialen. Mit einer Neuerung sorgt die fränkische Bäckereikette nun bei manchen Kunden für Irritation - und teilweise auch für Wut.

"Tipflation" nennt sich das Phänomen, das seinen Ursprung in den USA hat: Gemeint ist die zunehmende Trinkgeldinflation. Diese ist längst auch in Franken angekommen und fördert angeregte Debatten über die angemessene Höhe des Trinkgelds - aber auch heftigen Unmut bei Gästen. Denn einige von ihnen fühlen sich unter Druck gesetzt, einen bereits vorgegebenen Betrag als Trinkgeld spendieren zu müssen. Zumal das Phänomen nun auch an ungewöhnlichen Orten auftaucht.

So zum Beispiel bei einer traditionsreichen fränkischen Bäckereikette mit Sitz in Burgbernheim (Landkreis Neustadt an der Aisch-Bad Windsheim): Im Brothaus werden die Kunden - unter anderem in Nürnberg - bei der Kartenzahlung jetzt ans Trinkgeldgeben erinnert. Auf den neuen Touchscreens, die in Deutschland immer beliebter werden, kann man meist zwischen zehn, 15 oder 20 Prozent Trinkgeld oder der Option, nichts zu geben, wählen. Auch eine Neuerung eines Restaurants in Altenkunstadt hat bei manchen Gästen jüngst für Irritation gesorgt.

"Digitale Kaffeekasse" von Bäckereifiliale in Nürnberg sorgt für Unmut bei Kunden

Das sorgt für ordentlich Diskussionsstoff: "Finde das, um ehrlich zu sein, etwas unmöglich" und "Ich empfinde das einfach als unhöflich und setze das mit einer mündlichen Aufforderung Trinkgeld zu geben gleich", äußern User auf der Plattform Reddit. "Aber schon diese Frage zu stellen, ist wirklich unverschämt. Warum sollte ich in der Bäckerei Trinkgeld geben?" und "das ist mal totaler Blödsinn in einer Bäckerei" lauten weitere Kommentare in dem lokalen Subreddit für Nürnberg.

Auf Anfrage von inFranken.de äußert sich auch das Brothaus zu der Funktion. "Es handelt sich hier um unsere digitale Kaffeekasse, welche zu 100 Prozent bei unseren Mitarbeitenden im Verkauf ankommt", erklärt Simone Veeh, Assistentin der Geschäftsführung. Momentan befinde man sich allerdings noch in einer Testphase. Eine fundierte Aussage darüber, wie die Funktion angenommen wird und ob dadurch mehr Trinkgeld bei den Mitarbeitern ankommt, könne man daher erst Mitte des Jahres treffen.

Zu dem Unternehmen gehören 71 Filialen in ganz Franken, wie aus der Internetseite des Brothauses hervorgeht. Unter anderem in Nürnberg, Fürth, Würzburg, Erlangen und Forchheim. In wie vielen Filialen die neue Maßnahme bereits umgesetzt wurde, ist unbekannt. Hinzu kommt eine lange Unternehmensgeschichte: Diese begann demnach vor mehr als 400 Jahren.

Trinkgeldaufforderung bei "Brothaus": Manipulation des Kundenverhaltens?

Wenn Zahlende nun häufiger per Touchscreen Trinkgeld geben sollen, empfinden viele einen regelrechten Druck, eine beachtliche Summe zu zahlen. Wirtschaftswissenschaftler wie Christian Traxler von der Berliner Hertie School bezeichnen dies als "Nudging" (englisch für "anstupsen"). Das Verhalten der Kunden werde beeinflusst, gar manipuliert, erklärt der Verhaltensökonom der dpa.

Dieses Gefühl kommt auch bei den Kunden an - unter anderem, wenn die Option zum Ablehnen des Trinkgeldes auf entsprechenden Geräten rot markiert ist. "Besonders die Farbgebung und der größere Button für Aufrunden fand ich zu viel", beschreibt passend dazu eine Person im Netz. Nicht nur die Kunden, auch einige Mitarbeiter würden sich wegen der neuen Option unwohl fühlen, so der Tenor.

Allerdings gibt es auch Gegenstimmen: "Wo liegt das Problem? Man drück auf nein und fertig", lautet ein Vorschlag. "Einfach nein drücken und gut ist :D versteh da die Aufregung nicht", schreibt auch eine andere Person.

Dieser Artikel wurde mit Material der Deutschen Presse-Agentur (dpa) erstellt.

Vorschaubild: © Miti/Unsplash.com (Symbolbild) / Collage: inFranken.de