In der Migrationsdebatte hat CDU-Chef Friedrich Merz viel Kritik einstecken müssen - gerade von der SPD und den Grünen. So wurden seine Aussagen zu jugendlichen Migranten aus arabischen Ländern als "kleine Paschas" als rassistisch bezeichnet. Nun bekommt der Oppositionspolitiker jedoch Beistand von ungeahnter Seite. Denn gerade ein fränkischer Landrat für die Grünen hat in der Talkshow Markus Lanz eine Lanze für Merz gebrochen.
"Wenn ich in die Kindergärten schaue, in die Schulen, dann haben wir ein Problem damit, dass wir Verhaltensweisen haben, die finde ich mit dem P-Wort eigentlich noch verniedlichend umschrieben", so Jens Marco Scherf in der ZDF-Sendung. Der 48-Jährige ist im unterfränkischen Kreis Miltenberg Landrat für die Grünen. Zwar stellt er klar, dass Migration in seinem Landkreis "im Großen und Ganzen eine Erfolgsgeschichte" sei. Auch sieht er im "P-Wort" - also "Paschas" - Verhetzungspotential. Dennoch stellt er die Frage: "Debattieren wir wirklich darüber, was gemeint ist?"
Integration muslimischer Migranten? Grünen-Landrat widerspricht Parteilinie
Für diese Debatte führt Scherf auch Beispiele aus seinem Landkreis an. Dabei geht es unter anderem um den Umgang zwischen muslimischen Jungen und Mädchen an den Schulen im Kreis Miltenberg. Ein Problem sei unter anderem, dass Männer Frauen nicht ernst nehmen würden oder muslimische Mütter nicht alleine zu Elternsprechtagen kommen dürften. Das sei gerade dann schwierig, wenn Lehrerinnen nicht mehr als Respektspersonen wahrgenommen würden, so der ehemalige Lehrer und Konrektor.
Es gehe aber noch weiter: "Junge Frauen und Mädchen in der Berufsschule haben Angst davor, wenn sie sich im Unterricht äußern, dass Jungs und Männer in der Verwandtschaft das weitererzählen, weil sie unter der Kontrolle männlicher Familienmitglieder sprechen."
In diesem Zusammenhang unterstellt Scherf bestimmten muslimischen Migranten auch einen gewissen Antisemitismus. Dies machte er an Erfahrungen bei einem Projekt zum Umgang mit jüdischen Menschen fest, das vor einigen Monaten im Kreis Miltenberg gelaufen war. Dabei sollen muslimische Männer den Frauen in ihrem Haushalt verboten haben, mit Jüdinnen und Juden zu sprechen. "Gewisse Männer meinen: Wenn ich Muslimin bin, darf ich mit jüdischen Menschen nicht reden." In deren Augen würde das "negative Konsequenzen" für die Familien haben, so der Politiker.
"Migration begrenzen" - Grünen-Landrat für Bau von Zäunen
Bereits in der Vergangenheit hatte sich Jens Marco Scherf kritisch zur Migration geäußert. So forderte er angesichts der aktuellen Situation in den Kommunen, die Zuwanderung zu begrenzen. "Es gibt momentan nur eine Lösung, auch wenn das hart klingt: Wir brauchen eine Entlastung der Kommunen bei der Aufnahme von weiteren Flüchtlingen, wir müssen die Zuwanderung begrenzen", sagte er der Anfang Februar der Main-Post.
Diese Forderung erneuerte er auch bei Markus Lanz: "Ich bin ganz klar dafür, dass wir Kontrolle darüber haben, wer in die Europäische Union hineinkommt. Wenn am Ende Zäune notwendig sind, ist es für mich nicht schändlich"
sbu, mit Material der dpa