Autozulieferer Magna in Dorfprozelten: Werk bleibt erhalten - aber massiver Stellenabbau
Autor: Daniel Krüger, Isabel Schaffner
Dorfprozelten, Dienstag, 11. Juli 2023
Nachdem der kanadisch-österreichische Autozulieferer Magna sein Werk in Bad Windsheim geschlossen hatte, drohte einem weiteren fränkischen Standort das Aus. Dieser biete inzwischen aber "neue Potenziale" - zur Freude der IG Metall.
- Dorfprozelten: Autozulieferer Magna erhält Werk bis Ende 2028
- "Neue Technologien": Unternehmen vereinbart Eckpunktepapier mit IG Metall
- Magna plant Stellenabbau - so viele Arbeitsplätze bleiben übrig
Im März 2023 gab der kanadisch-österreichische Autozulieferer Magna die Schließung des Werks im unterfränkischen Dorfprozelten (Landkreis Miltenberg) bis Ende 2025 bekannt. Seitdem protestierte die IG Metall heftig gegen die Pläne und führte mehrere Verhandlungen mit Magna. Das Unternehmen schloss erst im Dezember 2022 seinen Bad Windsheimer Standort - 340 Beschäftigte waren betroffen. Nun verkündete die IG Metall: Der Standort Dorfprozelten "erhält neue Produkte und bleibt bis Ende 2028 sicher erhalten". Allerdings können nicht alle Angestellten bleiben.
Update vom 11.07.2023: Magna erhält Werk in Dorfprozelten - dennoch ist Stellenabbau geplant
Pressesprecher Rej Husetovic bestätigt die Nachricht gegenüber inFranken.de und erklärt die Entscheidung: "Es gab eine Umstrukturierung in diesem Bereich des Konzerns. Damit ergaben sich neue Potenziale in Dorfprozelten, die im März noch nicht abzusehen waren." Die externe und interne Auftragslage sehe inzwischen anders aus, wodurch das Unternehmen in Zukunft neue Technologien umsetzen könne, "sodass wir das Werk erhalten können". IG Metall und Magna hätten sich am Freitag (7. Juli 2023) auf die Eckpunkte geeinigt.
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"Für die Beschäftigten und die gesamte Region am Bayerischen Untermain ist es enorm wichtig, dass der Standort mit Arbeitsplätzen, gutem Einkommen und Zukunftsperspektiven nun für die nächsten Jahre gesichert weiterentwickelt wird". So wird der erste Bevollmächtigte der IG Metall Aschaffenburg Percy Scheidler in der Pressemitteilung der Gewerkschaft zitiert. Das Magna-Werk sei einer der größten Arbeitgeber der Region und beschäftige rund 450 Menschen.
Husetovic macht aber auch deutlich: "Es wird mit einem Stellenabbau einhergehen. Die 450 Stellen werden sukzessive auf 250 reduziert." In diesem Rahmen biete Magna ein Freiwilligenprogramm und eine Vorruhestandsregelung. "Es wird ein sozialverträglicher Abbau." Die IG Metall fügt hinzu: "Unter Einbeziehung der regionalen Arbeitsagentur sollen die Beschäftigten intensiv beraten und qualifiziert werden. Zudem soll das neue Instrument Qualifizierungsgeld (Transformations-Kurzarbeitergeld) zum Einsatz kommen. Horst Ott, Bezirksleiter der IG Metall Bayern, bilanziert: "Am Ende waren alle Akteure bereit, gemeinsam eine gute und vernünftige Lösung zu finden."
Erstmeldung vom 13.06.2023: "Wirtschaftlich nicht mehr darstellbar": Ankündigung von Autozulieferer Magna sorgt für Proteste
Wie die IG Metall im April 2023 in einer Pressemitteilung bekannt gab, hatte das Unternehmen die angedachte Schließung intern damit begründet, eine Fortführung des Standorts sei "vor dem Hintergrund des Marktes" wirtschaftlich "nicht mehr darstellbar". Man sehe "mit dem aktuellen Produktportfolio keine Zukunft für den Standort Dorfprozelten". Magna selbst betrachtet in einer eigenen Bewertung der Zukunft aller Standorte unter anderem schwankende Rohstoffpreise, einen hohen "Inflationsdruck" und die notwendige Umstellung auf Elektromobilität als Risiko.
Der Konzern gab für das erste Quartal 2023 einen Rückgang beim Nettogewinn um 155 Millionen Dollar bekannt. Grund seien vor allem höhere Produktions- und Entwicklungskosten, die dem Konzern zufolge neben der Inflation auch maßgeblich mit dem Umstieg auf Elektrifizierung und Automatisierung von Fahrzeugen zusammenhängen. Im Dezember 2020 hatten IG Metall und Betriebsrat nach eigenen Informationen noch "im Rahmen der Restrukturierung 2020/2021 einen Standorttarifvertrag 'Transformation' zur Weiterentwicklung des Standorts in Dorfprozelten, mit Investitionen und Neuaufträgen für Dorfprozelten vereinbart".