Der Blues- und Boogie-Pianist Thomas Scheytt riss das Publikum in der Alten Synagoge in Lichtenfels mit und ließ die klirrende Kälte draußen vergessen.
Sein Markenzeichen sind schwarze Lackschuhe mit roten Schuhbändern. Thomas Scheytt, Pfarrerssohn aus Freiburg, begeisterte schon im letzten Jahr das Lichtenfelser Publikum. Im Gegensatz zu damals durfte sich der Künstler, der als einer der besten zeitgenössischen Blues- und Boogie-Pianisten gilt, diesmal über zahlreiche Zuhörer freuen. Zum Einstieg in das rund zweistündige Konzert überraschte Thomas Scheytt mit der Improvisation "Ein klirrend kalter Wintersonntag in
Lichtenfels". In rasanter Geschwindigkeit lässt seine Finger über die Tasten fliegen, so als ob er die Kälte und die sonnige Stimmung gleichzeitig in Töne fassen will.
Hommage an Hersal Thomas
Scheytt gehört zu den meistbeschäftigten Musikern der europäischen Blues- und Boogie-Szene. Neben Eigenkompositionen kommen auch Werke aus der Anfangszeit des Piano-Blues zu Gehör. Wie das des amerikanischen Jazz- und Blues-Pianisten und Komponisten Hersal Thomas, der 1926 mit gerade einmal 19 Jahren starb. Aus seiner Feder stammen zwei der bekanntesten Werke dieser Musikrichtung. "Ein Stück von Hersal Thomas sollte man schon können", lautete die Meinung von Thomas Scheytt.
Es macht Freude den zweifache Gewinner des German Blues-Award zuzuhören, zu sehen, mit welch ekstatischer Spielfreude er am Klavier agiert und selbst das letzte herausholt. Manchen einem Zuhörer zaubert Thomas Scheytt ein Lächeln ins Gesicht, andere wippen mit den Füßen oder klopfen sich mit den Fingern auf die Oberschenkel. Als Hommage an seinen Lehrer und Freund Hans-Jürgen Bock war dessen "Karussell Ragtime" zu hören, den Bock für seine Enkel komponierte.
Der Boogie Woogie war Anfang der 30-er Jahre als Musik für das Klavier erfunden worden, berichtet Thomas Scheytt. Interessant auch auch seine Version des Ray-Charles-Klassikers "Georgia on my mind". Der Fußboden unter dem Klavier in der Alten Synagoge scheint sich zu bewegen, wenn der virtuose Künstler in die Tasten greift, mit den Füßen aufstampft, scharrende Geräusche von sich gibt und quasi als Gesamtkunstwerk seiner musikalischen Fantasie freien Lauf lasst. "Unglaublich" lautet der Kommentar eines Zuhörers in der zweiten Reihe. Kein Wunder, dass Thomas Scheytts jüngste CD für den Preis der Deutschen Schaltplattenkritik nominiert wurde.
Ein Gospel zum Mitsingen
"Der Mann ist ein Ereignis" schwärmte eine weitere Zuhörerin. Entsprechend enthusiastisch fällt der Applaus am Ende des Konzerts aus. Thomas Scheytt lässt sich nicht lange bitten, zwei Zugaben gibt es noch. Beim Gospel "Put your hand in the hand" ist dann Mitsingen gefordert. Lichtenfels ist den Blues- und Boogie-Pianisten bereits bei seinem ersten Besuch in bester Erinnerung geblieben. Inzwischen weiß er auch, wo die Korbstadt liegt. Da dürfte es sicher noch ein drittes Konzert geben. Das Lichtenfelser Publikum würde es sicher begrüßen.