Lehrgänge sind verpflichtend
Eine echte Herausforderung für die beiden jungen Frauen, die noch mitten in ihrem Studium und ihrer Ausbildung stecken. Hinzu kommen weitere Lehrgänge, denn man muss als Schiedsrichter ein bestimmtes Pensum an Lehrgängen belegen, um weiter pfeifen zu dürfen. Dazu gehören zwei Lehrgänge in Theorie und Praxis, zusätzlich ein eintägiger Lehrgang für den C-Kader.
Damit haben beide die Qualifikation, um Spiele der Männer und Frauen bis hinauf in die Bezirksoberliga zu pfeifen, und im A- und B-Jugendbereich können sie sogar in der Bayernliga eingeteilt werden.
Natürlich stehen die beiden am Anfang noch unter Beobachtung. Es ist eine "schulische Beobachtung", bei der sich der Beobachter sowohl den Trainern der betreffenden Mannschaften als auch den beiden Schiedsrichtern vorstellt. Unterstützung gibt es für die Schiedsrichter in der Halbzeitpause, so dass die entsprechende Rückmeldung durchaus hilfreich ist.
Haben es nun Frauen tatsächlich schwerer als ihre männlichen Kollegen? "Ich glaub sogar, man hat es als Frau etwas leichter. Wir haben bisher, bis auf einen Fall, nur positive Erfahrungen gemacht", verrät Lea Borchert. Allerdings fügt sie auch hinzu: "Wir hatten auch schon Spiele, bei denen wir uns der Halbzeit dachten, warum tun wir uns das an?" Im Extremfall kann ein Schiedsrichter auch ein Spiel kaputt machen. Gerade für ein Frauenteam ist es deshalb wichtig, früh genug einzuschreiten und progressiv zu bestrafen. Dabei schrecken sie auch vor der blauen Karte nicht zurück. Die entspricht der früheren roten Karte mit Bericht, was in der Regel eine vierwöchige Sperre nach sich zieht.
Daniel Pfaff, der Handball-Abteilungsleiter des TV Michelau, glaubt nicht an den "Mädelsbonus". "Ihr wirkt deeskalierend und tretet professionell auf", lautet sein Kompliment. "Da trifft nicht Adrenalin auf Adrenalin, das ist ein anderer Umgang." "Ich denke es ist gut, dass wir beide auch selbst Handball spielen und dass wir keine zimperlichen Spielerinnen sind", fügt Lea Borchert hinzu.
Für die beiden jungen Schiedsrichterinnen muss die Karriere noch nicht zu Ende sein. Das wird sich am Ende der Saison 2018/19 entscheiden. Das Schiedsrichterpaar mit den höchsten Bewertungen steigt automatisch in den B-Kader auf. Es ist also noch jede Menge Luft nach oben.