Wenn Pflanzen Durst haben

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Kerstin Schmidt zieht in ihrem Gewächshaus unter anderem zwölf verschiedene Tomatensorten, Gurken, Chili, Honigmelonen und Kräuter. In der Ecke des Gewächshauses steht eine Regentonne, die durch ein Rohr nach draußen mit Wasser vollläuft. Fotos: Cindy Dötschel
Kerstin Schmidt zieht in ihrem Gewächshaus unter anderem zwölf verschiedene Tomatensorten, Gurken, Chili, Honigmelonen und Kräuter. In der Ecke des Gewächshauses steht eine Regentonne, die durch ein Rohr nach draußen mit Wasser vollläuft.  Fotos: Cindy Dötschel
Schmidt hat auch außerhalb des Gewächshauses einen großen Nutzgarten angelegt. Dort wächst unter anderem Salbei.
Schmidt hat auch außerhalb des Gewächshauses einen großen Nutzgarten angelegt. Dort wächst unter anderem Salbei.
 
Damit das Wasser schneller direkt zu den Wurzeln der Tomatenpflanzen kommt, hat Schmidt ebenerdig Tontöpfe in die Erde gesetzt.
Damit das Wasser schneller direkt zu den Wurzeln der Tomatenpflanzen kommt, hat Schmidt ebenerdig Tontöpfe in die Erde gesetzt.
 

Früh nehmen die Pflanzen das Wasser am besten auf. Weil sie noch nicht von der Sonne aufgeheizt sind, kann an heißen Sommertagen so außerdem verhindert werden, dass sie einen Kälteschock bekommen. Was beim Gießen noch zu beachten ist.

Jetzt im Juli sind die Pflanzen in Kerstin Schmidts Gewächshaus fast so hoch, dass sie bis an die Decke ragen. Selbst auf die Wege zwischen dem Hochbeet in der Mitte und dem ebenerdigen Beet, das an den Wänden entlang angelegt ist, ragen die Blätter.

"Hier wachsen unter anderem zwölf Tomatensorten, Gurken, Honigmelonen, Chillis, Kräuter", erzählt Kerstin Schmidt, Mitarbeiterin der Umweltstation Weismain, und zeigt auf eine der Gurken, die so groß ist wie eine Hand. In einer Ecke des Gewächshauses steht ein volles Regenfass. Durch ein Rohr, das zu einem höher gestellten Regenfass im Freien führt, läuft immer wieder Wasser nach.

"Pflanzen bestehen bis zu 95 Prozent aus Wasser, sie nehmen ihre Nährstoffe über das Wasser auf und brauchen es zum Wachsen", sagt Kerstin Schmidt. Wenn Pflanzen kein Wasser bekommen, vertrocknen sie und werden welk. Vor allem an heißen, trockenen Tagen ist es deshalb wichtig, zu gießen. Dabei ist einiges zu beachten.

Die richtige Menge an Wasser

In ihrem knapp 1000 Quadratmeter großen Garten in Redwitz wässert Schmidt ihre Pflanzen immer am Morgen. "Wer abends gießt, lockt Schnecken an. Außerdem werden Schimmel und Mehltau gefördert", sagt die 49-Jährige. Auch könne das Wasser durch den aufgewärmten Boden schneller verdunsten. "Wenn die Pflanzen tagsüber in der Sonne stehen und aufgeheizt sind, können sie durch das kalte Wasser außerdem einen Kälteschock bekommen", warnt Schmidt. Infolge dessen sind sie geschwächt und anfälliger für Schimmelbildung.

Wie viel Wasser die einzelnen Pflanzen benötigen, hängt von der jeweiligen Art und der Beschaffenheit des Bodens ab. "Mit einem Liter Wasser wird ein Quadratmeter Boden etwa einen Zentimeter durchfeuchtet", weiß Schmidt. Weil die Wurzeln aber 20 bis 30 Zentimeter tief in die Tiefe gehen, ist deutlich mehr Wasser nötig. "Bei einem sandigen Boden wären 20 Liter pro Quadratmeter nötig, um den Boden entsprechend zu durchfeuchten. Für einen lehmigen Boden wären es 50 Liter." Dann würden die Pflanzen eine Woche klar kommen, ohne gegossen zu werden.

Mehr Bedarf im Juli und August

Aber es gibt auch große Unterschiede zwischen den Pflanzenarten. Tomaten und Gurken würden natürlich mehr Wasser brauchen als Kräuter. Wenn es regnet, sinkt der Bedarf an Wasser. In der Hauptwachstumsphase, die im Juli und August ist, verbrauchen die Kulturen mehr Wasser. "Momentan gieße ich meinen Kohl ein- bis zweimal die Woche mit drei bis fünf Litern", erzählt die Redwitzerin. Bei Gemüse, wie Roter Beete oder Sellerie, ist der Wasserbedarf am höchsten, wenn diese Knollen ansetzen.

Möhren haben den größten Wasserbedarf, wenn sie so dick sind wie Bleistifte. Bei Salat steigt der Bedarf, wenn sich die ersten Köpfe ausbilden. "Ab diesem Zeitpunkt sollte die Erde nicht mehr ganz austrocknen. Es ist wichtig, dass immer eine Grundfeuchte da ist."

Direkt nach der Aussaat benötigen die Samen oder Setzlinge noch mehr Wasser. "Nach der Pflanzung wird mit bis zu 15 Litern angegossen, einige Tage später reichen dann fünf Liter", empfiehlt Schmidt. Natürlich müsse darauf geachtet werden, dass die Samen nicht weggeschwemmt werden.

Der Boden in Schmidts Garten ist eher lehmig - wenn es nicht regnet, gießt sie alle drei Tage. "Einen sandigen Boden würde ich alle zwei Tage gießen. Generell ist es besser, in größeren Mengen zu gießen und dann einen oder mehrere Tage abzuwarten", sagt sie.

Sechs Tipps, um Wasser zu sparen

Nach zwei sehr trockenen Sommern in Franken muss das Wasser laut Kerstin Schmidt noch mehr geschätzt werden. Deswegen ist es laut der Mitarbeiterin der Umweltstation Weismain umso wichtiger, richtig zu gießen. Bereits im Frühling könne dabei viel falsch gemacht werden. Winterfeuchtigkeit im Boden bewahren "Wenn der Garten im Frühling umgegraben wird, geht die Winterfeuchtigkeit aus dem Boden verloren", warnt die Redwitzerin. Generell werde im Frühling und im Herbst zu viel und im Sommer zu wenig gegossen.Viele Berufstätige würden außerdem nach der Arbeit nur oberflächlich gießen. "Durch den Rasensprenger wird Wasser vergeudet, es wäre viel effektiver, punktuell zu gießen." Den Boden hacken spart einmal Gießen Wer den Boden hackt, spart Wasser. "Durch den Wind verkrustet die Oberfläche, dabei bilden sich Kapillare, durch die das Wasser verdunstet", erklärt Schmidt den Vorgang. Wenn der Boden frisch gehackt ist, reduziere sich diese Menge auf die Hälfte. Mulchen verhindert das Austrocknen des Bodens "Wer den Boden mulcht, verhindert, dass dieser austrocknet", weiß Schmidt. Der Boden soll dabei mit einer dünnen Schicht aus Mulch, abgestorbenem Laub, Stroh oder Rasenschnitt bedeckt werden. Wenn die Schicht zu dick ist, können Schnecken angelockt werden. Regenwasser sinnvoll nutzen Wer wenige Flächen in seinem Garten versiegelt, kann das Regenwasser bestmöglich nutzen. "Wenn im Garten mehr Split und Mulch als Beton verwendet wird, kann das Regenwasser in die Erde sickern", erzählt Schmidt. Um möglichst viel Regenwasser in Tonnen aufzufangen, hat sie auch ihr Gewächshaus und ihre Gartenhütte mit Regenrinnen versehen. Das Wasser wird über die Rinnen in die Fässer weitergeleitet. Ein Fass hat Schmidt platziert, damit das überlaufende Wasser in eine Feuchtstelle fließt. Hier kann sie regelmäßig Eidechsen beobachten. Tontöpfe als Hilfsmittelbeim Gießen Damit das Gießwasser im Gemüsebeet direkt bei den Wurzeln der Pflanzen ankommt, greift Schmidt auf leere Tontöpfe mit einem Loch im Boden zurück. Diese setzt sie ebenerdig in ihr Beet, zum Beispiel direkt neben den Tomatenpflanzen, ein. "Das Wasser kommt tief und punktuell bei den Wurzeln an", sagt die 49-Jährige. Punktuell und nicht flächenweise wässern Wer mit dem Rasensprenger gießt, vergeudet laut Schmidt eiviel Wasser: "Der Sprenger gießt auch die Wege zwischen den Beeten mit - punktuell genau dort zu gießen, wo die Pflanze steht, bringt mehr. Wer das Wasser in der Gießkanne trögt, weiß es außerdem mehr zu schätzen." cd