Was sich eine Lichtenfelser Austrägerin vom Mindestlohn erwartet

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Zeitungszustellerin Brunhilde Kaiser hat keine Angst vor der Dunkelheit: "Wenn man nachts Angst hat, dann braucht man den Job nicht zu machen." Foto: Thomas Heuchling
Zeitungszustellerin Brunhilde Kaiser hat keine Angst vor der Dunkelheit: "Wenn man nachts Angst hat, dann braucht man den Job nicht zu machen." Foto: Thomas Heuchling

Im neuen Jahr kommt der gesetzliche Mindestlohn. Auch Zeitungszusteller profitieren von dem neuen Gesetz. Brunhilde Kaiser aus Lichtenfels freut sich über mehr Geld in ihrem Portemonnaie, hat aber auch eine Befürchtung.

Wenn sich andere Menschen im Bett nochmal umdrehen, dann ist Brunhilde Kaiser mit ihrer Arbeit schon fertig. Die 54-jährige Lichtenfelserin ist seit rund einem Jahr hauptberufliche Zeitungszustellerin und das mit Leib und Seele: "Dass die Leute um 6 Uhr ihre Zeitung haben, darauf bestehe ich", sagt Kaiser.

Wie wichtig es den Lesern ist, ihre Zeitung pünktlich zu bekommen, weiß auch Frank Förtsch, Chefredakteur der Mediengruppe Oberfranken (MGO), zu der der Fränkische Tag gehört: "Wir wissen aus vielen Erhebungen und persönlichen Rückmeldungen, dass die pünktliche Zustellung der Zeitung für unsere Leser unverzichtbar ist."
Vor ihrer Zeit als Zustellerin arbeitete Brunhilde Kaiser in der Altenpflege, doch diesen Beruf konnte sie aus gesundheitlichen Gründen nicht mehr ausüben.
Dann lebte sie eine Zeit lang von Hartz IV, danach stellte sie erst als Minijobberin Zeitungen zu, inzwischen hat sie einen unbefristeten Arbeitsvertrag.

In ihrer Berufsgruppe greift ab 1. Januar der gesetzliche Mindestlohn von 8,50 Euro pro Stunde. Meistens gehe es um 1.30 in der Nacht los. Feierabend sei dann so gegen 5.30 Uhr. "Ich stelle jeden Tag rund 240 Zeitungen zu. Am Mittwoch sind es sogar 670 Wochenblätter", sagt Kaiser.

Im Monat stehen ihr bisher zwischen 1000 und 1100 Euro netto zur Verfügung. "Klar freue ich mich über den Mindestlohn", sagt Kaiser und fügt an: Wie viel mehr Geld es sein wird, das wisse sie noch nicht genau, aber man könne bestimmt etwas für einen Urlaub oder Anschaffungen zurücklegen.

Von Stück- zu Stundenlohn

Denn bisher werden Zusteller wie Brunhilde Kaiser pro Zeitung bezahlt. "Zwischen vier und sechs Cent bekomme ich pro Stück." Chefredakteur Frank Förtsch erklärt den Wechsel im Lohnsystem genauer: "Für ihren Service erhielten die Zustellerinnen und Zusteller bisher einen Stücklohn. Mit der zum 1. Januar 2015 vom Deutschen Bundestag verabschiedeten Mindestlohnregelung wird sich dies ändern. Die Entlohnung erfolgt dann auf Stundenbasis, zu einem Lohn von 8,50 Euro."

Obwohl sich Brunhilde Kaiser über den Mindestlohn freue und auch bei ihren Kollegen die Stimmung positiv sei, hat sie eine Befürchtung: "Ich befürchte, dass einige die Zeitung abbestellen." Aber das kann die Zustellerin nicht so recht verstehen. Die Leute hätten für vieles Geld und schauten bei Kleidung oder anderen Dingen nicht so genau hin, aber wenn die Zeitung etwas teurer werde, dann sei das Gemeckere groß.

Kleine Aufmerksamkeiten

Über mangelnde Wertschätzung ihrer Kunden in Lichtenfels, Klosterlangheim, Oberlangheim oder Gößmitz kann sie sich nicht beklagen. Gerade in der Vorweihnachtszeit liegen oft kleine Geschenke wie Kaffee oder Süßigkeiten an den Briefkästen.

Mit dem frühen Aufstehen habe sie keine Probleme. Es sei einfach schön, unterwegs zu sein, wenn alles noch ruhig ist. Brunhilde Kaiser mag das Vogelgezwitscher und die Fernsicht auf die leuchtenden Orte, die sie während der Fahrt mit ihrem Auto jeden Tag zu sehen bekommt. "Meistens esse ich nach der Arbeit noch Frühstück und lege mich dann nochmal hin", sagt Kaiser.