Von Bach bis zu Bandoneon

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Ungewohnte Klänge im Schloss Oberau (v. l.): Tinh Thuy Lutz, Ulrike Maria Gossel, Horst Windhagauer, Claudia Hödl-Kabadaic Foto: Adreas Welz
Ungewohnte Klänge im Schloss Oberau (v. l.): Tinh Thuy Lutz, Ulrike Maria Gossel, Horst Windhagauer, Claudia Hödl-Kabadaic Foto: Adreas Welz

Das Quartetto Cellistico Bamberg begeisterte in Schloss Oberau die Zuhörer mit einem Streifzug durch diverse Epochen der Musikgeschichte.

So bunt wie das Herbstlaub im Schlosspark von Oberau war das Programm des Quartetto Cellistico Bamberg. Die Mitwirkenden Horst Rudolf Windhagauer, Claudia Hödl-Kabadaic, Ulrike Maria Gossel und Tinh Thuy Lutz begeisterten mit Werken aus der Zeit des Barocks bis hin zu zeitgenössischer Musik.

Die einigende Kraft Windhagauers als Komponist und Interpret schweißte vier Könner ihres Fachs zusammen, so entstand ein dichtgewebtes Quartettspiel. Mit Klangschönheit, intensiver Gestaltung, stilistischer Sorgfalt und hohem technischen Stand überzeugten die Saitenspieler im vollbesetzten Haus.

Einer der Höhepunkte des Konzerts war die Uraufführung von Horst Windhagauers "Passacaglia". Als autodidaktischer Komponist folgt er keinem bestimmten Stil, sondern integriert verschiedene Epochen und Stilrichtungen in seinem Werk - von Barock über Spätromatik und Folk bis hin zu freitonaler Moderne.


Das Ensemble folgte in atemberaubendem und halsbrecherischem Tempo in der polyphonen Strenge des Barocks, artikulierte präzise absteigende Dreiklänge, streute Jazz-Rhythmen ein und folgte dem musikalischen Prinzip der Fuge mit polyphoner Mehrstimmigkeit. Erstaunlich an der Komposition war die abwärtsführende vierstufige Moll-Basis. Beim fulminanten Schluss schienen die in Öl gemalten Ahnen der Familie der Freiherren von Dungen in den Beifall einzustimmen.


Von der Klassik in die Pop Charts

Zwingende Phrasierung, glasklare Artikulation und absolute Übereinstimmung zeigte das Quartett auch bei den Werken von Wagenseil, Bach, Albéniz, de Falla, Piazzolla, Apocalyptica oder Chaplin in der Bearbeitung von Windhagauer, Lore Benker (Ragtime Dance von Scott Joplin) oder Wolfgang Birkel (Bach-Kantaten). Ein Hörgenuss war die moderne Fassung von Manuel des Fallas (1876-1917) "Feuertanz". Dieser Ballettmusik entnommen, gelangte er zu einem solitären Hit spanischer Popularmusik, dessen Fassung von Horst Windhagauer zu hören war.

Dass Sir Charles Spencer Chaplin, bekannt als Charlie Chaplin, auch Komponist und Cellospieler war, erlebten die Zuhörer mit "Limelight", einem Ragtime Dance. Neu war auch die Instrumentalfassung von "Bittersweet" der finnischen Musikgruppe "Apocalyptica". Tangoklänge erfüllten die Salons des Schlosses mit der Komposition "Oblivion" von Astor Piazello (1921-1992). Der argentinische Bandoneon-Spieler und Komponist gilt als Begründer des Tango Nuevo, einer Weiterentwicklung des traditionellen Tango Argentino.

Eine Besonderheit des Quartetto Cellistico Bamberg besteht darin, dass der Cellist Horst Windhagauer die einzelnen Werke mit einer Portion Humor vorstellte und erläuterte.