Verschieden sein ist ganz normal

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Klassenleiterin Helga Blumenröther erklärt ihren 22 Erstklässlern die verschiedenen Stationen zum Buchstaben "T". Fotos: Lisa Kieslinger
Klassenleiterin Helga Blumenröther erklärt ihren 22 Erstklässlern die verschiedenen Stationen zum Buchstaben "T".  Fotos: Lisa Kieslinger
Theresa malt gerade an einer Lernstation im Klassenzimmer den Buchstaben "T" nach. Foto: Lisa Kieslinger
Theresa malt gerade an einer Lernstation im Klassenzimmer den Buchstaben "T" nach.  Foto: Lisa Kieslinger
 

In Oberfranken gibt es insgesamt 13 Schulen, die sich das Thema Inklusion erschlossen haben. Im Schulalltag lernen behinderte und nicht behinderte Kinder gemeinsam. Auch im Kreis Lichtenfels gibt es eine Schule, die das so macht.

Wegen der sinkenden Geburtenrate wurden die Grundschulen im Stadtgebiet vor ein paar Jahren zusammengelegt. Seit der Fusion gibt es vier Standorte der Grundschule mit insgesamt 160 Kindern, darunter sind auch elf Kinder mit sonderpädagogischem Förderbedarf. Die Ivo-Hennenmann-Grundschule in Unnersdorf ist ein Teil davon; hier gibt es zwei Klassen, die 1a und die 3a. In diesen beiden Klassen werden sechs Kinder mit Lernbehinderung unterrichtet.
Helga Blumenröther ist Klassenleiterin der 1a. Momentan sind Buchstaben das große Thema. Heute lernen die Kinder durch verschiedene Stationen das "T" näher kennen. Die Erstklässer malen unter anderem den Buchstaben mit Kreide an die Tafel, stempeln die große und kleine Version und formen den Buchstaben aus Knetmasse.
Theresa besucht die Klasse von Helga Blumenröther, trotz geistiger Beeinträchtigung. "Ihre Eltern wollten das Ziel der sozialen Teilhabe erreichen.
Das heißt, dass Theresa mit ihren Geschwistern und den Nachbarskindern auf die gleiche Schule geht und nicht ausgegrenzt wird", erklärt Nadine Müller. Und das funktioniert im Klassenverband richtig gut.
Neben Theresa gibt es in der 1a noch zwei weitere Kinder mit Lernbehinderung. Es fällt überhaupt nicht auf, welche der Kinder sonderpädagogischen Förderbedarf brauchen. Das Motto der Schule "Wir sind alle unterschiedlich, aber in unserer Schule halten wir zusammen!" haben schon die Kleinsten verinnerlicht. "Für die Kinder ist es normal, verschieden zu sein. Sie erleben das von Anfang an und kennen nichts anderes", erzählt Rektor Roland Christeiner. "Inklusion bedeutet, dass alle Kinder im Klassenverband bleiben und zusammen lernen", fährt er fort.
Das bedeutet, dass alle Kinder erst einmal die gleichen Themen lernen. Die Kinder mit Lernbehinderung bekommen die Themen - falls sie es benötigen - auf ihrem Niveau beigebracht. "Dadurch kann jeder auf seinem Niveau Fortschritte machen und fühlt sich nicht mehr als Außenseiter", so Studienrätin im Förderschuldienst Nadine Müller. Sie wurde als Sonderlehrkraft vom Förderzentrum in Lichtenfels für 13 Stunden an die Ivo-Hennenmann-Grundschule abgestellt.
Nadine Müller hilft anderen Lehrern bei der Förderung der Kinder und berät die Eltern. "Wir sind kein Förderzentrum, deswegen brauchen wir die Unterstützung von Fachkräften. Nadine Müller stellt uns da ihre Kompetenz zur Verfügung", erklärt der Rektor.

Unterstützung durch andere

Außer von der Studienrätin bekommt die Grundschule auch von Lehrern aus der St.-Katharina-Schule und der Maximilian-Kolbe-Schule des Förderzentrums Lichtenfels Unterstützung. Die Lehrkräfte kommen an die Schule und geben den Kindern bei Bedarf extra Stunden. "Die zusätzlichen Stunden sind wirklich wichtig, sonst kann man die Kinder nicht ideal unterstützen. Da wo es brennt werden die Kinder gezielt gefördert", erklärt Roland Christeiner.
"Wenn man merkt, dass die Kinder dem Unterricht hinterher hängen, ist es wichtig, dass sie wieder den Anschluss schaffen", ergänzt Nadine Müller. Damit eine Schule mit dem Profil Inklusion funktionieren kann, ist die Zusammenarbeit der Pädagogen besonders wichtig. Auch die Vernetzung und der Austausch im inklusiven Bereich mit den anderen 13 Schulen in Oberfranken ist für Schulleiter Roland Christeiner ein wichtiger Punkt. "Was jetzt noch wichtig wäre: dass sich auch Mittelschulen an das Thema Inklusion herantrauen. Viele haben Angst, ihr Schulsystem zu verändern, aber es funktioniert und lohnt sich", meint er.
Auch vor der mangelnden Unterstützung soll man keine Angst haben. "Die Stadt Bad Staffelstein hat uns von Anfang an dabei unterstützt. Sie investiert viel Geld in die Trockenlegung der Gebäude und in die Mittagsbetreuung. Für die Hilfe bin ich wirklich sehr dankbar", so Roland Christeiner.