Eine Lichtenfelser Bande soll von 2008 bis 2011 gut 40.000 Ampullen mit einem in Deutschland nicht zugelassenen Präparat zur Schwangerschaftsverhütung an Frauenärzte verkauft haben. Im Prozess steht am Montag das Urteil an.
Zwei Frauen und zwei Männer aus dem Raum Lichtenfels müssen sich vorm Landgericht Hof verantworten, weil sie in großem Stil Verhütungsmittel aus der Türkei nach Deutschland geschmuggelt und hier an Frauenärzte verkauft haben sollen. Das Präparat Depo-Provera wird ausschließlich für den türkischen Markt hergestellt und ist in Deutschland nicht zugelassen.
Bereits 2004 hatte sich eine Arzthelferin aus dem Raum Lichtenfels mit einem Arzneimittelvertrieb selbstständig gemacht und die so genannte Dreimonatsspritze importiert und weiterverkauft. Weil ihre Firma mit Sitz in Tschechien die Einkünfte nicht versteuerte, wurde die Frau damals rechtskräftig wegen Steuerhinterziehung verurteilt.
Türkische Medikamente und eine tschechische Briefkastenfirma Die Staatsanwaltschaft Hof geht davon aus, dass sie sich die lukrative Einnahmequelle nicht entgehen lassen wollte, deshalb soll sie Ende 2008 mit einem Komplizen eine neue Briefkastenfirma in Tschechien gegründet haben, die den virtuellen Handel der Verhütungsspritzen abwickelte. An die 300 Frauenärzte zählten den Ermittlungen der Staatsanwaltschaft Hof zufolge zu den Kunden der Bande, die mindestens 40 000 Ampullen eingeschmuggelt haben soll. Für eine zahlten sie im Schnitt drei Euro. Der Verkaufspreis von 15 Euro lag deutlich unter dem, was vergleichbare Präparate in Deutschland normalerweise kosten.
Angeklagt sind auch die bei den er wachsenen Kinder der 57-Jährigen. Sie sollen sich bei dem gewerbsmäßigen Handel mit um die Abwicklung der Deals gekümmert haben: Ein Lkw-Fahrer brachte die Verhütungsmittel aus der Türkei mit, auf Autobahnparkplätzen im Raum Nürnberg übergab er Plastiktü ten und Kartons mit den Ampullen an die Mitglieder der Schmugglerban de. Zumindest in einem Fall geht die Staatsanwaltschaft davon aus, dass die Arzthelferin selbst im Flugzeug Ampullen nach Deutschland schmuggelte.
Wert über eine halbe Million Euro Nach Erkenntnis der Staatsanwaltschaft kassierte die Bande durch den Verlauf mehr als 600 000 Euro. Knapp 23 000 Euro Einfuhrumsatzsteuer wurde hinterzogen. Auch die beteiligten Mediziner strichen kräftige Gewinne ein. Bis 2011 wurde das Präparat illegal von Gynäkologen an Frauen in ganz Deutschland verabreicht, dann kamen Nürnber ger Zollfahnder der Bande auf der Spur und beendeten den Handel. Auch gegen die Ärzte ermitteln Staatsanwälte in verschiedenen Verfahren.
Strafrahmen für bandenmäßigen Schmuggel: sechs Monate bis zehn Jahre Nun steht die Bande wegen Verstößen gegen das Arzneimittelgesetz und das Steuergesetz vor Gericht. Vorsitzender Richter ist der Vizepräsident des Landgerichtes Matthias Burghardt, der dazu keine Auskünfte erteilen darf. Seine Kollegin Antje Schaller, ebenfalls Richterin am Landgericht, teilt auf Nachfrage mit, dass die Strafandrohung für einen Verstoß gegen das Arzneimittelgesetz Geldstrafe oder Freiheitsstrafe bis zu drei Jahren beträgt. "Für den ebenfalls mitangeklagten gewerbsmäßigen bandenmäßigen Schmuggel ist für jeden Fall von einem Strafrahmen von sechs Monaten bis zu zehn Jahren auszugehen, in minder schweren Fällen von Freiheitsstrafe bis zu fünf Jahren oder Geldstrafe." Das Urteil wird für Montag erwartet.
......was geschieht mit den ärzten ?????????????