Tim Johnson hat Spuren in Lichtenfels hinterlassen

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Zum Ausstellungsende ist ein Begleitbuch erschienen, welches auch als Anregung für das Handwerk dienen könnte. Foto: gerda Völk
Zum Ausstellungsende ist ein Begleitbuch erschienen, welches auch als Anregung für das Handwerk dienen könnte.  Foto: gerda Völk

Seine Ausstellung "Linien und Fragmente" war letztmals geöffnet. Jetzt ist auch ein Begleitbuch erschienen.

Die Ausstellung "Linien und Fragmente" von Tim Johnson fand großen Anklang unter den Besuchern im Stadtschloss. Inzwischen ist ein Begleitbuch zur Ausstellung erschienen, das die erfolgreiche Schau dokumentiert.

Manfred Rauh, Geschäftsführer des "Zentrums europäischer Flechtkultur Lichtenfels" (ZEF) erinnert sich gut an die erste Begegnung mit Tim Johnson. Das war im Jahr 2013, als Johnson einige Stücke zu einer Ausstellung mit anderen Flechtkünstlern beisteuerte. Damals berichtete ihm der Engländer, dass zwei seiner Werke erst unmittelbar vor der Ausstellung entstanden seien.

Auf der Suche nach Materialien

Johnson ist als Sammler immer auf der Suche nach natürlichen Materialien, die er zu kreativen Kunstwerken zusammensetzt. Wie bereits bei der Ausstellungseröffnung zum Korbmarktbeginn war der Künstler auch bei der Finissage zum Ausstellungsende anwesend. Dabei wurde auch das Begleitbuch zur Ausstellung vorgestellt. Mit Übersetzungshilfe von Hansgert Butterweck berichtete der Engländer über weitere seiner Forschungsarbeiten.

Johnson künstlerische Arbeiten ist tief im traditionellem Flechthandwerk verwurzelt. Er verwendet eine Vielzahl von Pflanzenmaterialien, die er unter anderem auch in seiner Wahlheimat, der Mittelmeerküste Kataloniens, findet. Materialien wie beispielsweise vom Baum gefallene Orangen, die in der Hitze des Sommers verdorren und dadurch erst für den Künstler interessant werden.

Jetzt sind Orangen nicht das klassische Flechtmaterial eines Korbflechters. Johnson sieht seine Aufgabe darin, sich mit den Materialien zu beschäftigen und sie auf ihre Verwendung für das Handwerk zu überprüfen. Dass es dabei zu überraschenden Ergebnissen kommt, zeigt ein Objekt mit einer rostigen Sardinenbüchse, die vor Jahren die Besucher einer Ausstellung in seiner Wahlheimat berührte. "Die Leute hatten wirklich eine sehr enge Beziehung zu dem Objekt, da es sie an ihren Ausflug in die Berge erinnerte, wo sie auch Sardinen gegessen haben", übersetzte Hansgert Butterweck.

Objekt mit Schneckenhäusern

Auf ähnliche Weise entstand 2013 ein Objekt mit Schneckenhäusern. Inspiriert von den handgefertigten "Cortines" (Raumteiler) hat Johnson auch diese Tradition und Technik wiederbelebt und weiterentwickelt.

Er möchte die Leute dazu ermutigen, die Dinge wieder selbst herzustellen und Freude daran zu haben.

Wie wichtig seine Forschungsarbeiten sind, zeigt der Engländer anhand eines Behältnisses aus dem australischen Queensland des 18. Jahrhunderts. Entstanden in einer Technik, die heute weitgehend unbekannt ist. Ein Objekt, von dem nur der an der Oberfläche liegende Teil zu sehen ist, nicht aber seine Entstehungsgeschichte. Es ist wichtig, dass solche Techniken zu Lebzeiten weitergegeben werden, sagt Johnson.

Die spezifischen Eigenschaften von Pflanzenmaterialien kombiniert er mit traditionellen und experimentellen Flechttechniken. Ein gutes Beispiel für diese Kreativität zeigt der Engländer am Beispiel eines Skulpturenparks in Dänemark. Anhand von einigen Aufnahmen zeigt er, wie sich Geflecht wirkungsvoll in die Landschaft integrieren lässt.

Manfred Rauh würde sich wünschen, wenn das Begleitbuch zur Ausstellung "Linien und Fragmente" vielen Korbmacher und Flechtwerkgestalter als Abregung dienen könnte. Es ist zum Preis von zehn Euro in der Tourist-Info erhältlich. Wie sagte Tim Johnson noch: "Wir hinterlassen eine Spur, egal wo wir uns aufhalten, oder was wir arbeiten."