Bei "Radio Galaxy", wo sie seit fast vier Jahren moderierte und ihre eigene Sendung hatte, musste sie nun die täglich neuen Corona-Nachrichten vermelden. Darüber hinaus gab es wenig Berichtenswertes, denn gesellschaftlich, politisch, sportlich und kulturell hatte der Lockdown das Leben zum Erliegen gebracht.
Wechsel des Arbeitsplatzes
Doch 2020 sollte für sie schließlich kein verlorenes Jahr werden. Michelle beschloss, diese Corona-Zäsur als Chance zu sehen und für sich zu nutzen. Sie wechselte den Job: "Beim Radio konnte ich kaum noch etwas lernen, ich wollte etwas Neues ausprobieren." Sie trat eine Stelle als Quereinsteigerin beim Coburger Immobilienmakler-Büro Engel & Völkers an. "Es war eine Herausforderung für mich", sagt sie, "aber durch meine vielseitige Arbeit zuvor beim Radio hatte ich sehr gute Voraussetzungen dafür." Der Job in der Assistenz der Geschäftsleitung schien ihr auf den Leib geschneidert, zumal sie in der PR-Arbeit viele Kontakte geknüpft hatte, die ihr nun in neuen Unternehmen nützen. "Du musst dich dafür interessieren, dich einlesen", beschreibt sie ihr Motivation. "Ich hatte viel Zeit dafür. Insofern war Corona für mich nicht mal so schlecht."
Immobilienmarkt im Wandel
Zuständig ist Michelle Crettaz als Maklerin firmenintern nun für den Immobilienmarkt in Bad Staffelstein und Umgebung. "In der Folge von Corona ziehen nun viele Stadtmenschen aufs Land", resümiert sie die ersten Erfahrungen aus ihrem neuen Beruf. "Wir bekommen viele Anfragen von Leuten aus München oder Stuttgart, die sich nach einem Leben nahe an der Natur sehnen. Sie suchen nach Wohnungen, die einen Balkon, eine Terrasse oder einen kleinen Garten haben." Michelle, die in Lichtenfels wohnt, hat für sich selbst ebenfalls entdeckt, wie erholsam die Arbeit in einem Gärtchen sein kann. Als Ausgleich zum virtuellen Schaffen am Computer steckte sie viel Zeit in praktische Tätigkeiten draußen: Der Kräutergarten wurde kultiviert, ein Rosenstock gepflanzt, der Zaun erneuert, ein Pavillon gebaut. Ähnlich wie viele andere Zeitgenossen entrümpelte sie das Haus und sortierte all die Dinge aus, die nur Platz rauben, aber keine Freude mehr bringen.
Heuer keine Weltreisen
Auf die leichte Schulter nimmt Michelle die Pandemie jedoch nicht. In die weite Welt reisen wird sie heuer nicht - ihre Urlaubsausflüge verbringt sie in Franken, "maximal in Deutschland". Massenveranstaltungen möchte sie meiden, so lange das Ansteckungsrisiko groß ist.
Als Thermenkönigin kennt Michelle die schönen Plätze ihrer Heimat. Oft genug hatte sie auf Messen für das Dreigestirn am Obermain (Staffelberg, Banz und Vierzehnheiligen) geworben, hatte die Gastronomie- und Brauereidichte gelobt und auf das dichte Wander- und Radwegenetz hingewiesen.
All dies nutzt sie in diesem Sommer nun gern selbst - nicht zuletzt auch die Baggerseen in Reundorf und Ebensfeld sowie den Staffelsteiner Badesee. Und natürlich die Obermain-Therme, die seit Mitte Juli wieder geöffnet ist.
Zu ihren Lieblingsplätzen zählt sie eine Anhöhe hinter Vierzehnheiligen mit Blick aufs Maintal und das Staffelberg-Plateau ("ein Klassiker"). Vor allem am Abend, wenn auf dem Berg nicht mehr so viel los ist, genießt sie gern die Ruhe dort oben und den Fernblick auf die nahen Eierberge, die Banzberge sowie die Höhen des Steigerwalds und des Thüringer Waldes am fernen Horizont.
Optimistisch in die Zukunft
Die Entschleunigung der Corona-Krise bringe durchaus auch Positives: "Man ist etwas entspannter und gelassener", sagt Michelle. Mit dieser Gelassenheit geht sie nun in ihre zweite Amtszeit und hofft, dass das nächste Jahr doch wieder ein wenig mehr gesellschaftliches Leben bringen möge.