Nach spektakulären Grabungsfunden: Geschichte von Lichtenfels muss neu geschrieben werden

2 Min
Nach spektakulärer Grabung: Geschichte von Lichtenfels muss neu geschrieben werden
Auf verschiedenen Schichten sammelten Archäologen in Lichtenfels 40 Kisten historisches Material.
Nach spektakulärer Grabung: Geschichte von Lichtenfels muss neu geschrieben werden
Michael Jandejsek

Archäologische Funde im Zentrum von Lichtenfels belegen, dass es hier schon viel früher als gedacht eine Ansiedlung gab. Eine Firma machte die Objekte sogar anfassbar. Zudem gibt es weitere spannende Ideen für die Veröffentlichung.

Archäologe Michael Jandejsek war schon an vielen Grabungen beteiligt. Das Projekt Lichtenfels sei aber ein besonders spannendes, wie er im Gespräch mit inFranken.de ausführt: "Nicht immer gewinnt man so viele neue Erkenntnisse." Im Zuge des Neubaus des Archivs der Zukunft wurden 2019 Grabungen rund um einen Keller am Marktplatz 2 durchgeführt. Auf verschiedenen Schichten mit einer Gesamtfläche von 100 Quadratmetern erforschten die Wissenschaftler behutsam den Baugrund und brachten schließlich 40 Kisten an Material zutage, das von den frühen Anfängen der Besiedlung erzählt.

Lichtenfels sei zum ersten Mal im Jahr 1142 erwähnt worden. Ein anderes Schriftstück aus dem 12. Jahrhundert über die Region um Kloster Banz berufe sich auf Quellen aus dem 9. Jahrhundert und erwähne eine Vorstadt am Main bei Lichtenfels, so Jandejsek. Nur archäologische Befunde könnten Beweise für eine noch frühere Geschichte bringen - und genau das sei nun erstmals gelungen. Das Team von "Reve Archäologie" fand Keramikscherben aus vorchristlicher Zeit.

Pferdefigur, Gefäße, Schlüssel: Archäologe präsentiert Funde zur Geschichte von Lichtenfels

Das Grabungsareal liege im hochwasserfreien Bereich des Mains und habe damit günstige Bedingungen für Besiedlung, geht aus einem Bericht des Grabungsbüros hervor. "Hier treffen sich zwei Fernhandelswege. Sie führen zum einen von Bamberg nach Leipzig, zum anderen über den Main nach Coburg. Der Knopsberg, auf dem das Stadtschloss steht, ermöglichte eine Kontrolle dieser Wege sowie des Mainübergangs."

Die ältesten Keramikfunde stammten aus der Zeit um 1000 vor Christus, weitere aus der späten Kaiserzeit beziehungsweise Völkerwanderungszeit. "Ab dem Frühmittelalter (8./9. Jahrhundert) kann eine kontinuierliche Besiedlung im Bereich des Marktplatzes anhand der Keramikfunde belegt werden", ist weiter zu lesen. Der erhaltene Keller stamme aus der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts, als der Marktort zur Stadt ausgebaut worden sei "und dürfte den Rest eines ehemaligen Wohnturmes darstellen. Über die Jahrhunderte wurde er weiter genutzt und ist nun in den Neubau des Archivs der Zukunft integriert", berichtet Jandejsek. 

Am Freitag (15. März 2024) präsentierte er hier die Ergebnisse und zeigte einige der spannenden Funde. Darunter sind beispielsweise eine kleine Pferdefigur und Gefäße in verschiedenen Größen. Auch ein Schlüssel war zutage getreten - "komplett in einer Korrosionskruste". Das Team geht davon aus, "dass er aus der Zeit der Stadtgründung stammt". Er befinde sich gerade in der Restauration - soll später aber in gewisser Weise für alle greifbar sein.

"Bevölkerung soll etwas davon haben": Viele Ideen zur Präsentation der Entdeckungen

In der offenen Kreativwerkstatt "Machbar" des FADZ Wirtschaftsverbands Lichtenfels entstanden 3D-Drucke mit originalgetreuer Form und Größe der Gefäße und des Pferds, die das Publikum während der Präsentation bereits in die Hand nehmen konnte. "Wenn man den Schlüssel dann auch in Metall gedruckt hat, macht das natürlich auch was her", zeigt sich Jandejsek begeistert von dieser technischen Möglichkeit. 

Viele Ideen über die weitere Präsentation und kreative Arbeit mit den Objekten seien bereits herangewachsen. "Es gab sogar schon die Überlegung, ob man das Pferdchen so groß druckt, dass es ein Schaukelpferd wird." In naher Zukunft wahrscheinlicher sei etwa eine Powerpointpräsentation, die im Keller des Archivs gezeigt werden könnte sowie Infotafeln mit Fotos oder Jandejsek erscheine ganz futuristisch als Hologramm und erläutere die Erkenntnisse.

Auch am Marktplatz 10 stünden Grabungen an. "Das Museum soll ausgebaut werden und zur Stadtgeschichte soll eine Ausstellung eingerichtet werden", lautet sein Ausblick. "Jetzt muss besprochen werden, ob es irgendwann eine neue Chronik von Lichtenfels geben wird. Das dauert natürlich seine Zeit. Die Bevölkerung soll in jedem Fall etwas von den Erkenntnissen haben." Auch in Nürnberg gab es einen Sensationsfund. Ein historisches Grab hat eine "europaweite Bedeutung". Weitere Nachrichten aus Lichtenfels und Umgebung findest du in unserem Lokalressort.