Mutwillig gelockerte Radmuttern: Immer wieder gehen bei der Polizei Anzeigen ein. Auch von Serientätern ist oft die Rede. Doch nicht selten sind die Halter selbst verantwortlich. Hier alles rund um Muttern.
Die Polizeimeldung vom Wochenende ließ viele Autobesitzer im beschaulichen Burgkunstadt aufhorchen. An einem Transporter waren die Radmuttern eines Reifes gelockert worden. Die 48-jährige Fahrerin bemerkte seltsame Geräusche und fuhr gerade noch rechtzeitig in eine Werkstatt. Drei Muttern hatte sie unterwegs bereits verloren.
Im Juni und Juli hatte es in der Stadt im Landkreis Lichtenfels zwei ähnliche Fälle gegeben. Hier entdeckten zwei Pkw-Besitzer gelockerte Radmuttern an ihrem Fahrzeug. Ein Serientäter? "Nein, dafür gibt es keinerlei Hinweise. Man muss die Fälle ganz klar differenzieren", betont Harald Göhring von der Polizei Lichtenfels. Während die Schrauben des VW-Busses durchaus mutwillig gelockert worden sein können, waren im Sommer vermutlich technische Fehler die Ursache. Besonders zu Reifenwechsel-Zeiten, so Göhring, könne das immer wieder mal passieren.
Wie knifflig es für die Polizei ist, bei gelockerten Radmuttern die genauen Hintergründe zu ermitteln, zeigt ein Blick nach Niederbayern. Seit Beginn dieses Jahres hatte die Polizei hier bereits 180 Vorfälle verzeichnet. Weil nicht ausgeschlossen werden konnte, dass ein Serientäter am Werk war, gründete die Kripo Deggendorf die Ermittlungsgruppe "Radmuttern".
Hierzu wurde auch ein Sachverständiger beauftragt, die Vorfälle zu untersuchen. Und: Der Gutachter fand heraus, dass bei der überwiegenden Zahl der Fälle technische Ursachen zur Lockerung der Schrauben geführt hatten. Das könne, so der Sachverständige, beispielsweise dadurch belegt werden, dass die Räder beim Wechseln nicht mit der erforderlichen Sorgfalt festgezogen worden waren. In anderen Fällen wurden Fette oder Öle verwendet und auf Anlageflächen oder auf die Radmuttern aufgetragen - nach Aussage des Sachverständigen "ein Irrglaube mancher Verkehrsteilnehmer, der fatale Folgen haben kann". Auch wurden bei einigen Autos Radmuttern oder Radsätze verwendet, die nicht zum Fahrzeug passen.
Die Ermittlungsgruppe "Radmuttern" hat die Nachforschungen nun zwar nicht eingestellt. Laut einer Pressemitteilung könne "keinesfalls ausgeschlossen werden", dass die Radmuttern in Einzelfällen nicht doch vorsätzlich gelöst wurden. Allerdings sei es den Ermittlern ein Anliegen, "dass Verkehrsteilnehmer, bei Ungereimtheiten zuerst einmal selbst prüfen, ob nicht eventuell technische Ursachen vorliegen.
Nichts desto trotz: Wie wohl kürzlich in Burgkunstadt kommt es auch andernorts immer wieder zu mutwilligen Manipulationen an Autoreifen. Das Lockern der Radmuttern ist keinesfalls ein Kavaliersdelikt: "Dann liegt mindestens ein gefährlicher Eingriff in den Straßenverkehr vor", erklärt Jürgen Stadter von der Pressestelle der Polizeidirektion Oberfranken. Je nachdem, welche Absicht hinter der Manipulation steckt, müsse man sogar von einem versuchten Tötungsdelikt ausgehen.
Tipps für den Radwechsel Überprüfen Grundsätzlich sollten Reifen nur von Sachkundigen gewechselt werden. Nach einer Fahrstrecke von circa 50 bis 100 Kilometern müssen die Radmuttern nachgezogen werden. Das sollte man auch in regelmäßigen Abständen wiederholen.
Es dürfen nur unbeschädigte Radmuttern benutzt werden. Diese müssen frei von Korrosion, Schmutz und Fett sein. Das Fetten der Schrauben oder der Anlageflächen ist nicht erforderlich und kann sogar gefährlich sein, weil sich die Räder lösen können.
Weist eine Kfz-Werkstatt den Kunden nach dem Radwechsel nicht korrekt auf das Nachziehen der Radmuttern hin, muss sie für die Kosten eines eventuellen Unfalls aufkommen. Das hat das Landgericht Heidelberg entschieden. Der Fahrer blieb jedoch wegen seiner Mitverantwortung auf einem Teil der Schadenssumme sitzen.
schließe mich J.Wildenauer an.
Nicht zuletzt der finanzielle Aspekt dürfte die "Sachkundigen" zu dieser Empfehlung führen.
Ich habe da so meine Vorbehalte:
- Radmuttern/-schrauben mit Schlagschrauber angezogen ohne Prüfung des Drehmomentes
- Radmuttern/-Schrauben mit falschem, nicht den Herstellervorgaben entsprechendem zu niedrigem Drehmoment angezogen
- Mutter nicht korrekt auf das Gewinde aufgesetzt und mit Schlagschrauber schräg angezogen, so dass gefressen und nicht auf Anlage an der Felgenschüssel.
- Radmuttern/ Schrauben gleich beim Ansetzen festgezogen, so dass das Rad nicht mehr sauber in den weitern Bohrungen zentriert werden konnte (führte unmittelbar nach kurzer Fahrstrecke zu losen Verschraubungen)
- Radmuttern/-Schrauben mit Kegelsitz bei Räder mit Kugelsitz verwendet und umgekehrt.
- Schrauben mit soweit zu hohem Drehmoment (Schlagschraube) angezogen, dass die Schrauben schon plastisch gedehnt waren.
Und alles schon persönlich erlebt im Reifenfachnadel und KFZ-Gewerbe.
Und wenn man ein "rumpelndes Geräusch" aus der Gegend der Räder hört, sofort anhalten und prüfen, denn wenn man es hört/spürt geht da Verlieren des Rades teils sehr schnell.