Der Staffelsteiner Realschullehrer Edgar Krapp ist ehemaligen Schülern wegen seines Kopfstandes in Erinnerung. Nun geht er in den Ruhestand. Wir sprachen mit ihm über Erfahrungen und Erlebnisse in über 40 Jahren im Schuldienst.
Schüler war jeder. Wir alle erinnern uns an Mitschüler, Lehrer, Streiche, Verweise oder kuriose Situationen. Vielen ehemaligen Schülern der Staffelsteiner Realschule sind neben Skikurs und Schullandheim die Kopfstände des Lehrers Edgar Krapp in Erinnerung.
Die Akrobatik auf dem Pult ist bei ihm jedoch kein Klamauk, sondern ein außergewöhnliches Mittel im Biologieunterricht. Edgar Krapp demonstrierte den Schülern im Handstand die Funktion der Speiseröhre: Auch in dieser Körperhaltung kann man essen und schlucken. Im Kopfstand aß er eine Banane oder ein Leberwurstbrot und bewies damit, dass die Speisen über Muskeln in den Magen gedrückt werden.
Wenn Edgar Krapp irgendwo im Staffelsteiner Land einkauft oder wenn er die Obermain-Therme besucht, kommt es vor, dass er von ehemaligen Schülern angesprochen wird: "Sie sind doch der mit dem Kopfstand!" Dieses Erkanntwerden amüsiert ihn jedesmal
sehr: "Der Kopfstand ist eben mein Markenzeichen."
"Man muss die Schüler mögen" Edgar Krapp mag seine Schüler. Seit über 40 Jahren ist er Pädagoge und unterrichtet Erdkunde und Biologie. "Wenn die Fächer gleichzeitig Hobbys sind, ist man fast schon ein guter Lehrer", scherzt er. Und ernsthafter fährt er fort: "Man muss von seinen Fächern begeistert sein, das ist viel wichtiger als das Fachwissen von der Uni - und man muss die Schüler mögen", denn das sei wichtiger als Pädagogik und Psychologie, ist sein Standpunkt.
Seit 1971 ist Edgar Krapp Lehrer; zunächst wirkte er an der Realschule Ebrach, seit 1978 unterrichtet er an der Staffelsteiner Realschule.
Warum er diesen Beruf ergriffen hat, kann er mit wenigen treffenden Worten umreißen: "Ich hatte 13 Jahre Anschauungspraxis zum Thema Schule.
Aber der Unterricht durch die Weltkriegsveteranen war so schlecht, dass ich mir sagte: das kannst du besser."
Als Lehrer steht man vor der Klasse, ist Vorbild und Erzieher. Doch wenn man die Uni verlässt, ist man kein fertiger Pädagoge. Die Unterrichtspraxis will gelernt sein. Diese Erfahrung hat Edgar Krapp gemacht, und Jahr für Jahr hat er daran gearbeitet, besser zu werden. Nach über vier Jahrzehnten als Lehrer bringt er es auf diesen Nenner: "In der Unterrichtsgestaltung souverän zu werden und gleichzeitig Disziplin zu halten, dazu habe ich etliche Jahre gebraucht."
Er versuchte stets, dem Unterricht eine besondere Note zu geben, die Schüler zu interessieren, sie zu begeistern. Etwa wenn er in den 1980er Jahren zehn Schüler in sein Wohnmobil lud und mit ihnen zur Biotoppflege auf den Morgenbühl oberhalb von Loffeld fuhr.
"Jetzt gibt's gottseidank den Citybus", sagt er, dadurch sei der Einsatz eines privaten Wohnmobils nicht mehr notwendig.
In Erinnerung ist ihm zudem, dass er einmal als Junglehrer einem Schüler im Biologieunterricht einen Blutegel ansetzte, zu Demonstrationszwecken. Prompt habe der Egel eine Vene erwischt und sich so sehr vollgesaugt, dass er platzte. Lapidarer Kommentar im Rückblick: "Der nächste Lehrer war nicht so glücklich über die Sauerei."
Edgar Krapp gelingt es, mit Wortwitz oder Situationskomik Abwechslung in den Unterricht zu bringen. Vor allem in den letzten zehn Jahren habe er viel Freude an seinem Beruf gehabt. "Das waren meine besten Berufsjahre", sagt er.
Wenn junge Kollegen heute über das schwache Niveau der Schüler lamentieren, rät Edgar Krapp: "Seht in den Kindern einen Menschen, der sich weiterentwickeln kann."
"Die Schüler", meint er, "sind heute nicht schwieriger als
früher, sie sind nur anders schwierig". Früher hätten sie häufiger Streiche gespielt und als Klasse gegen den Lehrer zusammengehalten. Heute seien sie unkonzentrierter, unruhiger und weniger belastbar. Warum? "Wohl wegen der Medienüberflutung."
Auch das Hausaufgabenmachen falle heutigen Schülern schwerer als Schülern früherer Generationen. Edgar Krapp empfindet die Entwicklung hin zur Ganztagsschule deshalb gut - "die muss kommen".
Gemeinsam mit Schülern Viel Spaß hat ihm im vergangenen Schuljahr die Funktion als Verbindungslehrer gemacht, resümiert Edgar Krapp. Als solcher habe er die Probleme der Schüler anhören können und gemeinsam mit ihnen nach Lösungen gesucht. Außerdem sei er beim Organisieren des Schulfaschings und des Sommerfests eingebunden gewesen, was seinem Naturell sehr entgegenkam.
Den "Pausenverkauf" konnte er ebenfalls begleiten, was für ihn mit vielen schönen Erinnerungen verbunden ist, "denn da machten die Schüler gern mit".
Im Ruhestand wird es dem 64-Jährigen sicher nicht langweilig. Als Großvater von sieben Enkeln wird sein Kopfstand sicher noch häufig gefragt sein. Der begeisterte Alpinist Edgar Krapp hat künftig auch mehr Zeit für seine Hobbys. Sport treiben in der Natur ist ihm sehr wichtig: Skiberg steigen, Langstreckenlauf, Can yoning und Höhlenklettern sind seine Disziplinen.
Reisevorträge mit Bildern Seine Kamera hat er dabei immer dabei. Denn Edgar Krapp ist begeisterter Fotograf. Als Vortragswart der Bamberger Sektion des Deutschen Alpenvereins ist er seit 20 Jahren für Ausstellungen und Referate verantwortlich. "Aus dem Reisen hat sich das Fotografieren entwickelt", erzählt er.
So sei er dazu gekommen, Lichtbildervorträge in Überblendtechnik zu zeigen. Die mitgebrachten Bilder stelle er jeweils zu einem Vortrag zusammen. Ein Publikum findet Edgar Krapp beim Alpenverein, aber auch bei der VHS Lichtenfels und Bamberg.
Neuer Lebensabschnitt Nach über 40 Jahren im Schuldienst fühlt sich Edgar Krapp zwar nicht zu alt zum Unterrichten, aber dem neuen Lebensabschnitt sieht er freudig entgegen, denn "es reicht jetzt auch".
Er verlasse die Staffelsteiner Realschule mit einem heiteren und einem traurigen Auge, denn die Atmosphäre im Kollegium sei gold-wert. Und in den vergangenen zehn Jahren hatte er an dieser Schule sehr angenehme Chefs. Nicht von ungefähr empfehle das Sprichwort "Wenn's am schönsten ist, soll man aufhören. Am 22.
Februar wird Edgar Krapps letzter Schultag sein.
Der Kopfstand weckt einen auf Seinen berühmten Kopfstand möchte er jedoch auch als Pensionist weiter praktizieren. Seit vielen Jahren tut er das zu Hause bei seinem allmorgendlichen Yogatraining: "Davon wird man richtig wach."
Der Kopfstand funktioniert immer und sorgt für Staunen. Das hat Edgar Krapp vor einiger Zeit erfahren, als er ins Krankenhaus musste. Eine Krankenschwester - eine seiner ehemaligen Schülerinnen - kam auf ihn zu, erkannte ihn wieder und sprach ihn auf sein akrobatisches Talent an. Der Patient trat sofort den Beweis an, dass er noch immer fit ist: "Der Kopfstand geht sogar mit Infusion."