Ramadan juckt Kundschaft kaum

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Ahmed Pekers Kunden sind zu 99 Prozent Nichtmuslime, und deshalb hat er keine nennenswerten Einbußen im Ramadan. Foto: Markus Häggberg
Ahmed Pekers Kunden sind zu 99 Prozent Nichtmuslime, und deshalb hat er keine nennenswerten Einbußen im Ramadan. Foto: Markus Häggberg

Döner-Imbiss-Betreiber in der Korbstadt haben nach übereinstimmenden Aussagen kaum Umsatzeinbußen durch den Fastenmonat. Hauptgrund: Die Masse der Döner-Fans sind Deutsche, die damit nichts zu tun haben.

Beinahe alle Döner-Imbiss-Betreiber in der Korbstadt wundern sich über die Frage. Ausformuliert lautet sie: Haben die Imbissbuden während des heute zu Ende gegangenen Fastenmonats Ramadan wirtschaftliche Einbußen erlitten?
Von Sonnenaufgang bis Sonnenuntergang - das ist die Faustregel für die Spanne der Zeit, in der gläubige Muslime während des Fastenmonats Ramadan keine Speisen zu sich nehmen.
Von Sonnenaufgang bis Sonnenuntergang - das ist auch eine große Zeitspanne, in der die Öffnungs- und Geschäftszeiten von Döner-Imbiss-Ständen liegen. Trotzdem erhebt sich kein wirtschaftliches Wehklagen über diesen Monat Ramadan.

Schüler sorgen für den Umsatz

Musa Balaban betreibt einen Döner-Stand in der Kronacher Straße. Schüler kommen zu ihm, Beamte auch.
Er selbst gehört der Glaubensrichtung der Aleviten an, praktiziert nur einen stark verkürzten Ramadan, und die Speisen um ihn herum verführen ihn währenddessen nicht zum Naschen. "Nö, keine größeren Einbußen", habe er während der 30 Fastentage gehabt. 15 bis 17 türkische Kunden habe er im Regelfall täglich, die blieben weg und kauften keinen Döner-Kebap.
Wessen Wegbleiben aber noch viel schwerer wiegen wird, ist das der Schüler des Gymnasiums. Die sind in den Ferien, und die sind es wohl auch, die für den eigentlichen Umsatz sorgen. Dann komme noch die Sommerhitze dazu, die weniger Lust auf warme Speisen mache.
Weniger türkische Kunden hat in den Monaten Juli und August auch Mahmud Tokgöz. Sein Stand befindet sich in der Coburger Straße. Mit dem Ramadan habe das Ausbleiben der türkischen Kunden nichts zu tun, sagt er. Es ist Urlaubszeit, seine Landsleute zieht es in die Heimat. Außerdem: "Alle Türken machen nicht Ramadan."

Libereale Religionsausübung

Er selbst, so lässt er anklingen, sei in Fragen der Religionsausübung auch liberal. Von den 80 Millionen Landsleuten, die in Deutschland oder der Türkei leben, glaubt er, halte sich vielleicht nicht einmal die Hälfte an die strengen Auflagen des Ramadan.
Ahmed Peker weiß ebenfalls von keinen Einbußen zu berichten. "Weil unsere Kunden sind zu 99 Prozent Nichtmuslime", lautet die Begründung des Mannes, dessen Stand schon lange zum gewohnten Anblick in der Mainau zählt. Er selbst erliege, trotz all der ihn umgebenden Speisen, nicht der Versuchung, während des Ramadans doch mal etwas zu essen. "Ja, Disziplin, kann man so sagen", schätzt er seine Haltung ein. Er erinnert auch daran, dass der Glaube auch Ausnahmen vom Fasten zulasse, für Kranke, oder zu junge Menschen beispielsweise.
Aber auch er bestätigt, was als Ahnung aufsteigt: Die eigentlichen Kunden, das sind die Deutschen. Die aber schätzen dieses aus Anatolien stammende Gericht aus Grillfleisch in Fladenbrot.

"Ein sehr schmackhaftes Gericht"

So schrieb schon Helmuth von Moltke, einstmaliger Militärberater des Osmanischen Reiches, in einem Tagebucheintrag vom 16. Juni 1836: "Unser Mittagsmahl nahmen wir ganz türkisch beim Kiebabtschi ein. Dann erschien auf einer hölzernen Scheibe der Kiebab, oder kleine Stückchen Hammelfleisch, am Spieß gebraten und in Brotteig eingewickelt, ein sehr gutes, schmackhaftes Gericht."
Die Ahnung, wonach die Masse der Döner-Fans in Deutschland nicht die Türken, sondern die Deutschen sind, wird von kompetenter Seite bestätigt. Wer sollte sich besser auskennen, als eine GmbH, die in der Döner-Fleisch-Produktion tätig ist? Die Iznur Dönerproduktion und Fleischhandel GmbH in Berlin. Beim Anruf des FT dort geht Nurcan Dalaz an den Hörer. Die junge Frau antwortet vergnügt, als sie nach etwaigen Umsatzeinbußen wegen des Ramadans gefragt wird. "Nein, eher das Wetter hat Einfluss", schätzt sie. Der Juli und der August seien auch nur darum schwächere Monate, weil die Menschen Urlaub im Ausland machen, oder weil es zu heiß für warme Speisen ist. Und vor allem: Weil die meisten Kunden Deutsche sind und mit dem Ramadan nichts zu tun haben.