Platz aus Pflastersteinen für die Pilger

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Leichte Unterschiede beim Pflaster vor der Basilika in Vierzehnheiligen: Links das Pflaster, das Otto Hellmuth vor 50 Jahren verlegte, rechts das Originalpflaster aus der Entstehungszeit der Kirche. Fotos: Matthias Einwag
Leichte Unterschiede beim Pflaster vor der Basilika in Vierzehnheiligen: Links das Pflaster, das Otto Hellmuth vor 50 Jahren verlegte, rechts das Originalpflaster aus der Entstehungszeit der Kirche. Fotos: Matthias Einwag
Otto Hellmuth Foto: Matthias Einwag
Otto Hellmuth Foto: Matthias Einwag
 

Otto Hellmuth (86) aus Wolfsdorf pflasterte vor genau 50 Jahren die Fläche zwischen Basilika und Kloster Vierzehnheiligen.

Wenn Steine reden könnten... Die Pflastersteine auf dem Platz vor der Basilika Vierzehnheiligen könnten sicher viel erzählen. Zigtausend Wallfahrer trampeln ihnen Jahr für Jahr auf den buckligen Köpfen herum. Wenn die Steine sehen und reden könnten... Dann würden sie erzählen von Erzbischöfen, Wallfahrern und Soldaten, Hochzeitspaaren, Kirchenschweizern, Konzertbesuchern und Organisten - aber auch von Pferden, Hunden, Katzen und Spatzen, die im Lauf der Jahrzehnte auf dem Platz weilten. Doch Kopfsteine haben weder Augen noch Ohren und auch keinen Mund. Also muss der Handwerker für sie sprechen, der sie einst bearbeitet hat: Otto Hellmuth.
Der 86-Jährige aus Wolfsdorf arbeitete ab 1948 zehn Jahre lang als Hausmaurer für das Kloster.
Zusammen mit seinem Bruder Andreas verlegte er zahllose Steine, errichtete Stützmauern und zog über die Jahre hinweg viele Kilometer Maschendrahtzaun um Kloster- und Gemüsegärten. Die Löhne waren damals sehr niedrig, und auch in die Sozialversicherung zahlte längst nicht jeder ein. Deshalb war Otto Hellmuth froh, als der damalige Staffelsteiner Landrat Oskar Schramm ihn 1959 vom Kloster abwarb, um für den Landkreis Staffelstein zu arbeiten.
Ab diesem Zeitpunkt war Otto Hellmuth Vorarbeiter beim Staffelsteiner Kreisbauzug. Vierzehnheiligen gehörte damit weiter zu seinem Zuständigkeitsbereich. Zusammen mit zwei Kollegen erhielt er 1966 den Auftrag, den Platz neben der Basilika, zwischen Franziskusbrunnen und Kloster, neu zu pflastern.


Drei Monate Bauzeit

Anfang März 1966 begannen die Pfasterer damit, Richtschnüre zu ziehen und dann die Granitsteine aus dem Fichtelgebirge nach und nach zu verlegen. Bis Ende Mai dauerte die schwere körperliche Arbeit, die meist in gebückter Körperhaltung ausgeführt werden musste. Die gesundheitlichen Spätfolgen bekommt der ehemalige Pflasterer jetzt, im Alter, zu spüren.
Im Frühjahr 1966 fuhr Otto Hellmuth täglich mit dem Moped von seinem Wohnort Wolfsdorf nach Vierzehnheiligen zur Arbeit. Wie viele Granitsteine er und seine Kollegen auf der Ostseite der Basilika verlegten, weiß er nicht. Dass er aber die dreizeilige Wasserrinne in der Platzmitte anlegte, das weiß er noch ganz genau. "Die hab' ich gemacht", sagt er und weil seine Arbeit nach 50 Jahren noch aussieht, als wäre es erst vor kurzem entstanden, ist er ein wenig stolz auf sein Werk, auch wenn andere es nur mit Füßen treten.
Die einzige Vorgabe fürs Pflastern sei gewesen: Die schönere Seite des Steins soll oben liegen. Die Arbeiter sparten bei ihrer flächendeckenden Tätigkeit drei Fleckchen aus, in die ein Gärtner dann Ahornbäume setzte. Die Bäume stehen noch heute.


Die Kunst des Verfugens

Weiter unten, am Haupteingang der Basilika, befinden sich noch Stellen, die mit dem alten Pflaster belegt sind, das wohl aus Balthasar Neumanns Tagen stammt. Es unterscheidet sich von den 50 Jahre alten Flächen in Farbe und Aussehen - aber es ist nicht so gut zu begehen. Die Fugen des Originalpflasters und des 1966 verlegten Belags sind immer noch tadellos. Skeptisch betrachtet der 86-Jährige hingegen die tief klaffenden Ritzen zwischen jenen Steinen, die 2012 neu verlegt wurden. Mit diesen, oben geglätteten Steinen wurde ein 1,50 Meter breiter Streifen in die vorhandene Pflasterfläche eingezogen, um Gehbehinderten und Rollstuhlfahrern den Zugang zur Basilika zu erleichtern. Ad aspera ad astra - über raue Pfade zu den Sternen. In diesem Fall geht's über einen schlecht verfugten Weg zu den Nothelfern.