Manager, Lehrer und mehr - Schulleiter aus Burgkunstadt geht in Ruhestand

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Freude und Wehmut liegen so kurz vor dem Ruhestand bei Rudolf Kodalle nah bei einander. Foto: Thomas Heuchling
Freude und Wehmut liegen so kurz vor dem Ruhestand bei Rudolf Kodalle nah bei einander.  Foto: Thomas Heuchling
Rudolf Kodalle mit rund 30 Jahren als junger Lehrer in Kronach Foto: privat
Rudolf Kodalle mit rund 30 Jahren als junger Lehrer in Kronach  Foto: privat
 

In drei Tagen geht Rudolf Kodalle, der Schulleiter der Staatlichen Realschule Burgkunstadt, in den Ruhestand. Er spricht über die Berufschancen junger Lehrer, Veränderungen in der Schule und Pläne für sein Leben ohne Stundenpläne.

Wer das Büro von Robert Kodalle in der Staatlichen Realschule in Burgkunstadt betritt, dem fällt als erstes eine Art Adventskalender auf. "Deine letzten 28 Arbeitstage", steht darüber. "Den haben mir meine Kollegen geschenkt", sagt Kodalle und lächelt. Am Freitag, 13. Februar, hat der Schulleiter seinen letzten Arbeitstag. An ein schlechtes Omen wegen dieses Datums glaubt er nicht.

Zudem ist er am Montag darauf nochmals in der Schule, um die Geschäfte an seine Nachfolgerin Monika Geiger zu übergeben. Aber dann muss die Schulfamilie - 52 Lehrer und fast 700 Schüler plus Eltern - der Burgkunstadter Realschule ohne Rudolf Kodalle auskommen, denn der will als erst einmal ausschlafen und ausgiebig frühstücken. Und danach? "Mehr Zeit für die Familie, das Reisen und andere Dinge", sagt der 64-Jährige. Vor allem seine Frau und die beiden Kinder seien in seiner Zeit als Schulleiter zu kurz gekommen.

Vom Schulbesten zum Leiter

Die Vita von Rudolf Kodalle liest sich beeindruckend. Schulbester auf der Kronacher Realschule, und auch 1969 beim Abitur am Kasper-Zeuß-Gymnasium in Kronach war er der Primus. Außerdem hat er das Staatsexamen als Lehrer für die Fächer Physik und Chemie mit Auszeichnung bestanden. Danach kehrte er als Lehrer an seine alte Schule in Kronach zurück und schaffte es dort zum Konrektor. Seit 2004 ist er Schulleiter der Realschule Burgkunstadt. Dort sind unter seiner Leitung unter anderem eine Schulverfassung, der bilinguale Geschichtsunterricht als Wahlmöglichkeit und die Ganztagsbetreuung eingeführt wurden.

Aber auch Staub und Lärm begleiteten den engagierten Pädagogen in seiner elfjährigen Amtszeit. Verschiedene Baumaßnahmen, darunter der Bau der vierten Sporthalle, der Erweiterungsbau mit neun Klassenzimmern und einer Mensa sowie die energetische Modernisierung und Sanierung des Hauptgebäudes, haben für Stress und Freude gesorgt. "Da muss man schon am Ball bleiben und bei der Politik Überzeugungsarbeit leisten", sagt er.
Neben seiner eigenen Schule war Kodalle auch in anderen Bereichen des Bildungssektors aktiv. Er engagierte sich als Gutachter für den Physik lehrplan oder Chemieschulbücher sowie als Zweitprüfer an der Universität Bayreuth und Trainer für Schulleiter. "An der Akademie für Lehrerfortbildung in Dillingen werde ich nach meiner Pension auch weiterhin als Coach für Schulleiter zur Verfügung stehen."

Auf die unvermeidliche Frage, die ein Schulleiter vor seiner Pensionierung gestellt bekommt, reagiert Kodalle in seiner typisch sachlich-herzlichen Art: "Was hat sich denn im Vergleich zu früher verändert?"

Es gebe mehr Problemschüler, denn früher stand die Schule im Mittelpunkt, heute sei sie nur einer von vielen Faktoren. In mehr Familien seien beide Elternteile berufstätig und hätten weniger Zeit für ihre Kinder und diese würden zu viel davon beim Surfen im Internet verschwenden. Vorwurfsvoll klingen diese Einschätzungen bei Kodalle nicht, eher wie eine sachliche Analyse seiner Erfahrungen.

Kaum Chancen für junge Lehrer

Was er allerdings bedauert, sind die schlechten beruflichen Perspektiven für junge Lehrer im Freistaat. Besonders dramatisch seien diese an den Realschulen. Rund 2000 arbeitslose Realschullehrer gebe es in Bayern. Nur zwei von 50 Referendaren bekämen eine Stelle.

"Ein Grund ist der Rückgang der Schülerzahlen. Somit werden auch weniger Lehrer gebraucht", sagt Kodalle und nennt noch eine andere Ursache: Viele junge Leute hätten noch die Vorstellung, dass man als Lehrer automatisch eine Stelle bekommt, das stimme schon lange nicht mehr.

Nur noch drei Tage sind es bis zu seiner Pensionierung, die er mit geteilten Gefühlen erwartet: "Ich freue mich, aber werde auch viele liebe Menschen wie Schüler, Kollegen und Eltern vermissen. Die große Verantwortung als Schulleiter werde ich nicht vermissen." Man sei oft Krisenmanager, zumeist bei alltäglichen Problemen.

Eine weniger schöne Erinnerung ist der Unfall im Chemieunterricht im Oktober. Er sei froh, dass es so glimpflich ausgegangen ist. Da habe sich aber gezeigt, wie gut die Beziehung innerhalb der Schulfamilie sei. "Die Eltern haben der Lehrkraft keinen Vorwurf gemacht und sehr besonnen reagiert."

Eines nimmt Rudolf Kodalle in jedem Fall mit aus der Schule in den Ruhestand, denn es passt in jedem Lebensabschnitt: Sein Motto: "Zuhören ist die erste Antwort. Und die beste."