Auf dem Lichtenfelser Marktplatz gehen die Lichter aus: Das EM-Finale wird nicht auf Großbildleinwand gezeigt.
Die Stimmung am Donnerstagabend war erwartungsvoll gut, die Ränge gefüllt mit Menschen in Schwarz-Rot-Gold. Aber fünf Minuten vor Ende der Halbfinalpartie Deutschland-Frankreich begann sich der Platz zu leeren. Das war's mit "La Mannschaft", das war's auch mit Public Viewing. Das Endspiel ohne deutsche Beteiligung wird nicht auf Großleinwand übertragen.
Der Abendstern stand nach Abpfiff über dem Rathaus und leuchtete vom Himmel. Nein, allzu großes Lamentieren herrschte nicht auf dem Marktplatz, eher Ernüchterung. Und manch einer beim Public Viewing hatte die Niederlage sogar vor dem Spiel kommen sehen. So wie der Herr mit Lackschuhen, der hernach noch zum Tanz ging. "Die gewinnen auch, wirst schon sehen", sagte er einem Fremden gegenüber. Wenige Minuten nach dem spielentscheidenden 2:0 der Franzosen und noch über 20 Minuten vor Spielende brach er resigniert auf.
Die meisten der wohl gut 600 Besucher auf dem Platz fieberten aber bis fast zum Schluss hoffend einem Wunder entgegen. In dem Meer aus DFB-Trikots und Deutschlandfahnen befanden sich auch Amir, Farschad und Farhad aus Afghanistan, die inmitten von Freunden saßen und Schweinsteiger, Kroos und Boateng zusahen. Zum dritten Mal genossen die Teenager das abendliche Geschehen bei höchster Bildqualität.
Zieglers sechster EM-Einsatz
Frank Ziegler, der schon bei der Fußball-WM 2014 als Moderator fungierte, hatte seinen sechsten EM-Einsatz. Nach dem Schlusspfiff und abseits einer Moderation zeigt auch er sich ein wenig geknickt und gab zu bedenken, dass es ihn doch verwundere, dass ein Halbfinale von einem Schiedsrichter gepfiffen werde, dessen Land wenige Tage vorher von Deutschland aus dem Turnier befördert wurde.
"Wie kann man als Uefa nach Deutschland-Italien einen italienischen Schiedsrichter bestimmen?", so seine Frage. Zu diesem Zeitpunkt sollte es noch so aussehen, als ob das Endspiel der EM auch auf dem Marktplatz übertragen würde.
Ob er glaube, auch ohne deutsche Endspielbeteiligung für Stimmung auf dem Marktplatz sorgen zu können? "Das kann ich erst am Sonntag sagen, weil ich nicht weiß, ob und wie viele kommen", so Zieglers Antwort. Um 24 Uhr dann der Anruf von Citymanager Steffen Hofmann bei unserer Zeitung. Verbindlich klärte Hofmann auf, dass man davon Abstand nehme, am Sonntag ein Endspiel zu zeigen, welches mangels eines DFB-Teams kaum auf breites Interesse stoßen dürfte. Die EM ist für Deutschland vorüber und mit ihr das Public Viewing. Die Enttäuschung über das Ausscheiden war spürbar, aber sie hing nicht allzu merklich über dem Platz. Oder wie ein Zuschauer bemerkte: "Hält das Ausscheiden irgendwie die Rotation der Erde auf?"
MH