Der BRK-Kreisverband Lichtenfels spendiert Flüchtlingen Kaffee und Kuchen, aber auch Kleidung und Spielzeug werden ausgegeben. Momentaufnahmen eines Nachmittags, der Lichtenfels viel Sympathien einbringt.
Das BRK lässt Taten sprechen: Asylbewerber, die derzeit im früheren Lichtenfelser Altenheim untergebracht sind, sind am Dienstag zu Kaffee und Kuchen eingeladen. An drei langen Tischreihen sitzen Frauen und Männer, kleine Jungs und Mädchen im Saal des BRK-Zentrums vor mal mit dunkelgrünen, mal kräftig gelben Papierservietten geschmückten Tellern und Tassen.
Der Duft frisch gebrühten Kaffees mischt sich mit dem deftigen Geruch von Wurst- und Käsebrötchen, das allgegenwärtige Summen der Tischgespräche mit dem Schall immer wieder in verschiedenen Ecken des Raumes aufkommenden Gelächters.
Gesten und Worte Viele Worte werden gesprochen, doch erst die begleitenden Gesten machen deutlich, was sie bedeuten.
Eine ältere Serbin mit Kopftuch tut so, als würde sie in ein Brötchen beißen, lacht und formt ihre faltigen Hände wie zum Gebet, während sie mit dem Kopf eine Verbeugung andeutet. Rosemarie Göhrings Antwort ist ein warmes Lächeln. Die stellvertretende Vorsitzende des BRK-Kreisverbandes Lichtenfels zeigt den versammelten Flüchtlingen Menschlichkeit und offenes Interesse anstelle einer kalten Schulter. "Schmeckt es denn auch?", fragt sie noch immer lächelnd. Die alte Serbin nickt freudig. "Das ist doch schön. So soll es sein", sagt Rosemarie Göhring und legt ihre rechte Hand freundschaftlich auf die linke Schulter Asylbewerberin. Ein paar Sekunden sehen sich die Frauen an, ehe der Augenkontakt sich löst.
Die eine wendet sich wieder dankbar Brötchen und Kuchen zu, die andere sieht sich strahlend um und serviert Kaffee.
Zwischen den Tischreihen laufen Helferinnen des Roten Kreuzes umher, bringen immer neue Teller mit belegten Brötchen und Kuchen und füllen Kaffee nach. Kein Teller und keine Tasse bleiben lange leer.
"Ich bin hellauf begeistert, was für eine grandiose Arbeit unsere Mitarbeiterinnen hier leisten. Und das alles ehrenamtlich. Einfach phänomenal", lobt Steffen Bauersachs, stellvertretender Geschäftsführer des BRK-Kreisverbandes, während er seine Augen über die versammelten Menschen schweifen lässt.
Wenige Meter weiter läuft ein türkischer Junge zu einem weißen Holztisch am Rand des Raumes. Auf ihm sind Bilder- und Malbücher, Plastikflugzeuge und andere Spielsachen gestapelt. Beim Anblick des roten und grünen Plastikkreisels, kann er nicht widerstehen.
Den roten in der linken, den grünen in der rechten Hand klemmt er die Kreisel jeweils zwischen Daumen und Zeigefinger und lässt sie rotieren. Minutenlang starrt er auf die sich drehenden Figuren. Bewegungslos, als hätte er die Welt um sich herum vergessen. Sein Vater, ein älterer Mann mit ernsten Zügen um die Augen, lächelt, als er seinen Sohn so sieht. Auch sein Blick ruht für einige Minuten auf den sich drehenden Kreiseln, die sich auf dem Tisch vor seinem Sohn drehen.
Augen vor Staunen geweitet An der anderen Seite des Tisches beugt sich Marianne Braun zu einem kleinen Mädchen mit schwarzen Haaren und honigfarbenen Augen hinab, die auf die rosa Verpackung eines Puppenspiels starrt. "Na, soll ich dir mal zeigen was da drin ist?", fragt sie.
Die Augen des Mädchens weiten sich vor Schreck, und es zuckt leicht vom Tisch zurück.
Marianne Braun lächelt und geht leicht in die Knie, bringt sich auf Augenhöhe mit dem Mädchen. Nach einigen Sekunden des Zögerns tritt das Mädchen wieder vorsichtig zurück an den Tisch. Sie blickt wieder auf die rosa Schachtel, dann wendet sie den Blick ihrer immer noch großen honigfarbenen Augen wieder Marianne Braun zu und nickt einmal hastig. Diese öffnet die Schachtel und dreht sie behutsam dem Mädchen zu. "Na, möchtest du das haben?", fragt sie und lächelt aufmunternd. Als das Mädchen nur dasteht, hebt sie die Schachtel hoch und präsentiert sie wie ein Weihnachtsgeschenk. "Da, das gehört dir", sagt sie. Da scheint das Mädchen zu begreifen. Sie nimmt das Geschenk entgegen, reckt ihren Kopf und sieht Marianne Braun an.
Ihre honigfarbenen Augen sind vor Staunen geweitet, als sie die Schachtel fest an ihre Brust drückt, sich umdreht und hastig zu ihrer Mutter läuft.
Als der Kaffee schließlich getrunken, der Kuchen und die Brötchen gegessen sind, werden die Türen zu den Kleiderkammern geöffnet. Hier herrscht emsiges Treiben: Jacken, Westen, Schuhe und Mäntel werden anprobiert, Hosen probehalber vor die Beine gehalten und schließlich zur Mitnahme in blaue und schwarze Müllsäcke gepackt.
BRK-Helferin Hildegard Felix drückt einem junger Syrer eine dunkelblaue Jeans in die Hand. "Da, deine Hose hat doch schon lauter Löcher und der Winter kommt!", ruft sie in gespielter Empörung und deutet wild auf die Löcher in der Hose des Syrers. "Nein. Ist modern, ist modern", antwortet dieser und lacht schallend.
"Das ist egal ob das modern ist oder nicht, für den Winter brauchst du eine Hose ohne Löcher", beharrt Hildegard Felix. Am Ende ihrer Ausgestreckten Arme hält sie dem jungen Mann noch immer die Jeans entgegen. "Für Winter gut? Ok, ok, gut", gibt sich dieser geschlagen und nimmt die Hose laut lachend an sich.
Der junge Syrer namens Sami war in Zirndorf untergebracht. "Da war es nicht so schön", sagt er und schlägt kurz die Augen nieder. Dann stielt sich ein Lächeln auf seine Lippen und wie eine Trophäe reckt er seine neue Jeans in die Höhe. "Aber jetzt hier in Lichtenfels ist alles viel besser. Hier ist es schön. Lichtenfels ist eine gute Stadt."
Am 28. Oktober, 25. November und 16. Dezember finden jeweils ab 14 Uhr nochmals gesonderte Kleiderausgaben speziell für Flüchtlinge am BRK-Zentrum Lichtenfels statt.