Lichtenfels: Was wird aus dem IZL?

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Das IZL in Lichtenfels nahe dem Bgm.-Dr.-Hauptmann-Ring fällt durch seine Architektur ins Auge. R. Popp
Das IZL in Lichtenfels nahe dem Bgm.-Dr.-Hauptmann-Ring fällt durch seine Architektur ins Auge. R. Popp

Es tut sich nichts mehr in der einstigen Vorzeigeeinrichtung IZL. Hinter den Kulissen gab es Gespräche. Der Vorstand ist gefordert, aber nicht nur der.

Seit geraumer Zeit fragt man sich in Lichtenfels, was eigentlich im Innovationszentrum noch geschieht. Achselzucken. Anscheinend weiß es keiner. Mit dem Ausscheiden von Klaus Jacob in den Ruhestand gibt es seit einigen Monaten gar keinen festen Mitarbeiter mehr. Wer sieht im Schneidmühlweg eigentlich nach dem rechten, wer kümmert sich um ganz profane Dinge wie das Heizen und Lüften? Bei der Stadt weiß man das offenbar nicht, beim Landkreis auch nicht. Dabei sind beide satzungsgemäß dem Innovationszentrum verbunden. Hätten sie sich nicht gemeinsam eingebracht, als eine Neuausrichtung der einstigen Vorzeigeeinrichtung nötig war, gäbe es diese sehr wahrscheinlich schon seit 2007 nicht mehr. Und beide verweisen auf unsere Anfrage hin auf den Vorsitzenden des Trägervereins. Den sehen sie in der Pflicht, endlich eine Mitgliederversammlung einzuberufen. Schon seit Jahren hat keine mehr stattgefunden. Eigentlich ein Verstoß gegen das Vereinsrecht. "Derzeit wird juristisch geprüft, welche Möglichkeiten bestehen, dies auch gegebenenfalls ohne den Vorsitzenden durchzusetzen", heißt es in einer gemeinsamen Erklärung.

Versammlung angemahnt

Vorsitzender ist Professor Auwi Stübbe. Er stellte während seiner hauptberuflichen Tätigkeit die Verbindung zur Hochschule Coburg her. Das Innovationszentrum blieb auf diese Weise zu Ausbildungs- und Entwicklungszwecken nutzbar, auch noch Jahre nach Stübbes Eintritt in den Ruhestand. Tatsächlich befindet sich der Professor auch heute eher in einem Unruhestand. Noch immer liegt ihm die Wissensvermittlung an junge Leute am Herzen. Erst dieser Tage kam der 78-Jährige aus China zurück, wo er in einem jungen Team praktische Workshops begleitete. Einer seiner einstigen Studenten ist heute dort Professor. Nach wie vor ist Stübbe Vorsitzender des Coburger Designforums, und das unterhält weiterhin Kontakte zur Berufsfachschule für Flechtwerkgestaltung in Lichtenfels. Das Flechten als eine Grundtechnik der Menschheit hat Stübbe immer als bedeutsam für Formgebung und somit auch für die Ausbildung von Designern angesehen. Gut möglich, dass diese Thematik von einem Nachfolger auch einmal wieder aufgegriffen wird. Derzeit besteht allerdings keine direkte Verbindung zur Hochschule mehr und damit auch keine finanzielle Förderung. Stübbe sieht das Innovationszentrum in einem "Schwebezustand". Immerhin kann er versichern, dass die Immobilie weiter gepflegt wird: Das tue Klaus Jacob in langjähriger Verbundenheit.

Idee: Nutzung als Sitz des ZEF

Den politischen Entscheidungsträgern wolle er nicht vorgreifen, betont der Vorsitzende. Im Gespräch lässt er durchblicken, dass er sich wünschte, das Thema nähme bei jenen einen höheren Stellenwert ein. Eine baldige Versammlung solle es geben. Er selbst sieht durchaus Perspektiven für den Verein und auch das IZL - mit jüngeren Leuten an der Spitze und ganz konkret durch eine Nutzung als Sitz des ZEF Lichtenfels. Das Zentrum Europäischer Flechtkultur e.V. verfügt aus seiner Sicht über die Vernetzungsmöglichkeiten und mit Geschäftsführer Manfred Rauh einen geeigneten Mann an der Spitze, um beispielsweise Expertenworkshops hierher zu holen. Deshalb fände er es richtig, wenn der Verein seinen Sitz in diesem repräsentativen Gebäude hätte.

Man muss dazu wissen, dass die Maschinen im Innovationszentrum intakt sind und eine Dampfröhre spezielle Möglichkeiten der Materialverformung ermöglicht.

Professor Stübbe merkt ferner an, dass er gemeinsam mit Bernd Sauer, Geschäftsführer der Handwerkskammer für Oberfranken, die Gründung des ZEF angestoßen habe. Beide waren bei der Gründung 2010 dabei und unterstrichen die Kraft der Vernetzung. Weder Korbmuseum noch Fachschule oder Innovationszentrum hätten eine Marketingabteilung, deshalb bedürfe es des Vereins ZEF, um die Kompetenzen öffentlich zu machen und zu vermarkten. Auch Fördermittel sollten so besser nutzbar werden.

Die Situation des Innovationszentrums ist Manfred Rauh natürlich bekannt. Darauf angesprochen, antwortet er zögerlich, doch es wird deutlich, dass das auch für ihn ein Thema ist, dass es Gespräche gab. Bedauern klingt an, dass etwas Bedeutendes derzeit brachliegt. Doch vor den Möglichkeiten der Zukunft sieht er die Notwendigkeit, einen Abschluss und auch Kassensturz zu machen: "Es müssen Dinge geregelt werden."

Über das IZL

Eröffnet wurde es 1995 als Design- und Innovationszentrum für das deutsche Flechthandwerk . Die mit hohen Fördermitteln unterstützte Einrichtung sollte dem Handwerk helfen, den Strukturwandel zu bewältigen. Die Rechnung ging nicht auf. Die zur Finanzierung eingeplanten Entwicklungsaufträge aus dem Flechthandwerk blieben aus. Als "Innovationszentrum für Marketing, Design und Technologie" wurde das IZL 2007 breiter aufgestellt, um es auch für andere Branchen nutzbar zu machen.

Das Gebäude mit Grundstück gehört dem Trägerverein. Bei dessen Auflösung würde das Vermögen zu gleichen Teilen an die Staatliche Berufsfachschule für Flechtwerkgestaltung Lichtenfels und die Hochschule Coburg fallen, die es zur Förderung von Wissenschaft und Forschung sowie Kunst und Kultur nutzen.

Kommentar: "Gebogene Wände für den Ideenfluss"

Gebogene Wände sollte das Innovationszentrum unbedingt haben. Das war dem Ideengeber Kurt Schütz vor rund 30 Jahren wichtig. Schließlich plane man keine Fabrik, eher eine Denkfabrik, und da sollen schon die geschwungenen Formen anregend wirken. Sie sind einer flechterischen Gestaltung ähnlich und finden sich auch in den Einrichtungselementen wieder. Zwar entwickelte sich vieles nicht so, wie es der einstige Bundesinnungsmeister des deutschen Flechthandwerks damals erhoffte, doch die gebogenen Wände an exponierter Stelle in Lichtenfels stehen noch. Es darf nicht sein, dass sie niemanden mehr inspirieren.