Letzter Auftritt für Adam Riese

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Ulrich Reich bei seinem letzten Auftritt als Rechenmeister Adam Riese am Sonntag beim 38. Altstadtfest in Bad Staffelstein Fotos: Tobias Kindermann
Ulrich Reich bei seinem letzten Auftritt als Rechenmeister Adam Riese am Sonntag beim 38. Altstadtfest in Bad Staffelstein Fotos: Tobias Kindermann
Die große Hitze führte dazu, dass der Andrang am Sonntag etwas geringer ausfiel als sonst.
Die große Hitze führte dazu, dass der Andrang am Sonntag etwas geringer ausfiel als sonst.
 
Vor dem Rathaus traten historische Musikgruppen auf.
Vor dem Rathaus traten historische Musikgruppen auf.
 
Der Einzug des historischen Handwerks ist ein Höhepunkt des Altstadtfestes.
Der Einzug des historischen Handwerks ist ein Höhepunkt des Altstadtfestes.
 
Sogar die Ampel bekam einen historisch angehauchten Überwurf.
Sogar die Ampel bekam einen historisch angehauchten Überwurf.
 
Hexen waren ebenfalls zu sehen, wenn auch sehr freundliche.
Hexen waren ebenfalls zu sehen, wenn auch sehr freundliche.
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 

Seit 1992 spielte Ulrich Reich den Rechenmeister auf dem Bad Staffelsteiner Altstadtfest. Nun zieht er sich zurück.

"Man soll aufhören, wenn es am schönsten ist und auch noch ein bisschen wehtut", sagt Ulrich Reich. Seit 1992 hat er auf dem Altstadtfest den Rechenmeister Adam Riese gespielt und beim Einmarsch am Sonntag die Gäste mit Rechenspielen unterhalten. Er verabschiedete sich vom Publikum am Ende seines Auftritts am Sonntag mit wenigen, freundlichen Worten - so kurz und knapp, wie man es von einem exakt denkenden Menschen wie einem Mathematiker erwartet.
19 Mal war er auf dem Altstadtfest seit 1992 dabei. Und sein erster Auftritt war auch der Beginn einer Leidenschaft für ihn, der er in den folgenden Jahren mit großem Engagement nachging: der Erforschung der Geschichte der Mathematik.
Die Idee, einen mathematischen Gelehrten aus dem Mittelalter zu spielen, wurde ein Jahr vorher geboren, 1991. In seiner Heimatstadt Bretten bei Karlsruhe findet das "Peter-und-Paul-Fest" statt, ein historisches Spektakel, in dem rund 4000 historisch gekleidete Frauen, Männer und Kinder Episoden der Stadthistorie nachspielen. "Eine Gruppe kam auf mich zu und fragte, ob ich einen Astronomen geben wollte. Da dachte ich mir: Bevor ich mich blamiere mache ich lieber etwas, was ich kann, nämlich Mathematik." Ulrich Reich lehrte bis 2009 als Professor Wirtschaftsinformatik an der FH Karlsruhe, mit dem Teilgebiet Mathematik.
1992 stand der 500. Geburtstag von Adam Riese an und so wendete er sich damals an die Stadt mit einem kleinen Brief. Er wolle zu Adam Riese forschen und ob man nicht auf dem Altstadtfest zum Jubiläum einen Rechenmeister auftreten lassen wolle. Man wollte - und Ulrich Reich war damals mit seinem historischen Kostüm noch so etwas wie ein Exot auf der Veranstaltung. Erst seit elf Jahren, heuer ist es die insgesamt 38. Ausgabe, gibt sich Bad Staffelstein ganz historisch, mit steigender Tendenz. "Am Anfangwaren wir noch 35 Leute mit 27 kleinen Ständen in der Bärengasse, heute haben wir 50 teils große Stände und 150 Teilnehmer", sagt Alexander Krappmann, der diesen Bereich betreut. Die Geschichte der Mathematik entwickelte sich zur Passion, und wie es von einem Mathematiker zu erwarten ist, kennt er die Zahl seiner Auftritte, die nicht nur in Bad Staffelstein stattfanden, genau: 153. Dazu kamen 120 Vorträge und 96 Veröffentlichungen. Dabei gefiel den Leuten vor allem das Magische Quadrat, dort sind vier mal vier Ziffern auf einem Brett so angeordnet, dass die Summe der Reihen und 4er-Quadrate immer 34 ergibt. "Das geht auf Albrecht Dürer zurück, der es auf einem Bild aus dem Jahr 1514 gemalt hat. Das habe ich am Tag oft sechs- bis achtmal vorgeführt. Ich kam mir bald vor wie Anton Karas, der immer wieder das das Harry-Lime-Thema aus dem Film Der dritte Mann auf seiner Zither spielen durfte", sagt er und lacht. 74 Jahre ist Ulrich Reich, und das Alter ist der Grund, warum er sich zurückzieht. Im nächsten Jahr hätte er aufgrund eines privaten Termins nicht dabei sein können. Da falle es leichter, aufzuhören - und vielleicht 2020 als einfacher Besucher wieder zum Altstadtfest zu kommen.