Korbflechter haben am Donnerstag eine Werk-, Wohn- und Schlafstätte für die außergewöhnlichen Korbmarkt-Besucher aufgebaut: die Riesenmarionetten. Für den Auftritt der Marionetten scheint es sogar eine Art Choreographie zu geben.
Ein "Walking Act", so viel er auch geht, muss sich einmal zur Ruhe begeben und hinlegen. Der Walking Act, dass sind die Dundus, jene riesenhaften Marionetten, die den Korbmarkt besuchen und beleben. Zur Ruhe begeben können sie sich auch, denn ihr Bett ist ihnen bereitet. Mehr als das sogar: Ein Village, ein Dorf also, steht ihnen zur Verfügung. Auf dem Rasen vor der Stadtpfarrkirche ist den Dundus am Donnerstag ein Bett und eine Art Wohnwerkstätte geflochten worden.
Heute reisen sie an, und schon gegen 18 Uhr dürfen sie sich auf Besuch einrichten. Einziehende zum Korbmarkt, Vertreter des Handwerks und der Lokalpolitik etwa, alle zum Zeichen der Verbundenheit mit dem Korbmarkt mit Weidenbunden ausgestattet, werden zu den Dundus kommen.
Entdeckungstour über Korbmarkt
Eine Art Choreographie scheint es dafür auch zu geben. So soll Bürgermeisterin Bianca Fischer einen kleinen Dundu bei der Hand nehmen und diesen zu seinem "schlafenden Vater" führen. Der, ein fünf Meter hoher Riese, wird dann geweckt, erhebt sich aus dem Bett und stellt fest: In Lichtenfels ist ja was los! Der Korbmarkt beginnt. Minuten vorher werde diese Szene in relativer Finsternis stattfinden, denn die Straßenlaternen sind jetzt noch abgedunkelt. Sobald die Dundus entdeckt werden, erstrahlt eine große Gasflamme aus einem Heißluftballon-Korb.
Aufgeweckt und noch etwas "schlaftrunken", so skizziert Josef Breunlein, Vorsitzender des Vereins ZEF (Zentrum Europäische Flechtkultur) das weitere Geschehen, werde der Dundu den Zug zum Bieranstich begleiten. Bald darauf dürften die drei Dundus (80 cm, 2,8 m und 5 m) aber ihr Eigenleben beginnen und sich - frei von jeglichem Zeremoniell - eigenständig auf Entdeckungstour über den Korbmarkt machen. Allerdings: Geschlafen wird im Bett, dort also, wo Korbflechter ihnen am Donnerstag eine Wohn- und Schlafstätte aufgebaut haben. Die Übernachtung der Dundus wird auch dort geschehen, im Schatten der Kirche. Dort, in ihrer Wohnstatt, sollen sie auch Korbmachertätigkeiten nachgehen, und zumindest "Lumperlieder" sollen sie singen. Etwas, was Korbmacher einst wohl bei der Arbeit getan haben mögen.
Auf vier Wochen schätzt Heinrich Geßlein, Mitwirkender beim Aufbau des Villages und Weidenanbauer aus Marktgraitz, die Haltbarkeit des kleinen Dundu-Dorfes. Danach wird es zerfallen - an einem Ort, an den es nach dem Korbmarkt transportiert wird.