Korbmacher aus Michelau setzt auf Miniaturbuch

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Waldemar Backert und Kathrin Hohensee betrachten das gemeinsam gestaltete Miniaturbuch.
Waldemar Backert und Kathrin Hohensee betrachten das gemeinsam gestaltete Miniaturbuch.
 
 
Einige der nur wenige Zentimeter großen Rückentragekörbe in feinster Flechtarbeit.
Einige der nur wenige Zentimeter großen Rückentragekörbe in feinster Flechtarbeit.
 
 
Das Miniaturbuch misst keine zehn Zentimeter.
Das Miniaturbuch misst keine zehn Zentimeter.
 

Korbmachermeister Waldemar Backert hat über seine Miniatur-Rückentragekörbe eine Dokumentation erstellt, der eine Fachjury lobende Anerkennung aussprach. Das Büchlein misst keine zehn Zentimeter,enthält dafür aber viel Wissen.

In Waldemar Backerts Händen verschwindet das Büchlein beinahe. Und wer dem Korbmachermeister noch nicht bei der Arbeit zugeschaut hat, der fragt sich ohnehin, wie diese Hände jene winzigen kunstvollen Flechtobjekte hervorbringen können, für die er bekannt ist. In Zusammenarbeit mit einer Buchmacherin aus Leipzig hat er nun eine kleine, aber beachtenswerte Dokumentation erstellt.

Backert war schon Mitte 50, als er die Miniaturwelt für sich entdeckte. Aus millimeterdünnen Weidenschienen entstehen in seiner Werkstatt faszinierende Feinkorbwaren in Museumsqualität im Miniaturmaßstab 1:12.

Manch Sammler ist bereit, für die sehr zeitaufwendige Handarbeit tiefer in die Tasche zu greifen. Backert versendet seine Körbchen oder Puppenstubenmöbel mitunter bis nach Australien oder in die USA.
Seit geraumer Zeit befasst er sich besonders intensiv mit Rückentragekörben, die in vielen Ländern zu unterschiedlichen Zwecken benutzt wurden. Dementsprechend vielfältig sind sie auch in Form, Flechttechnik und Material. Im Thüringer Wald beispielsweise verwendete man große, runde , luftig geflochtene Körbe zum Tragen mehrerer Kartons mit den dort hergestellten Glaskugeln. In Weingegenden trug man Trauben darin.

Regionale Unterschiede

Waldemar Backert war es wichtig, die regionalen Unterschiede zu erkunden und sich bei der Herstellung seine Miniaturen so nah wie möglich an den historischen Vorbildern zu orientieren. Wo immer er etwas über solche Körbe erfahren konnte, zeigte er sich wissbegierig, ließ sich Informationen zuschicken, manchmal auch aus fremden Sprachen übersetzen. Dann machte er sich ans Werk. Als seine Sammlung 45 Stück zählte, kam in ihm der Wunsch auf, die Vielfalt zu dokumentieren. Kathrin Hohensee, gelernte Buchbinderin und ebenfalls begeisterte Miniaturistin, sollte ihm dabei helfen. Die Leipzigerin hatte er schon vor vielen Jahren auf einer Miniaturenbörse kennen gelernt.

"Es war viel Arbeit, viele Anrufe und Probedrucke gingen hin und her, aber als es fertig war, waren wir beide sehr zufrieden", sagt Waldemar Backert über das entstandene Büchlein. Kathrin Hohensee reichte ein Exemplar bei dem jährlich stattfindenden Wettbewerb "Schönstes Miniaturbuch Deutschlands" ein. In der Kategorie Privatdrucke - Sachbücher gab es eine lobende Anerkennung der Jury, dokumentiert auf einer Urkunde, die genauso klein ist, wie das Werk, für das sie vergeben wurde.

Ins Museum

Ein weiteres Exemplar ging bereits an das Deutsche Korbmuseum in Michelau, dem Backert sehr zugetan ist. Erhältlich ist das Miniaturbuch für Interessierte nur über Waldemar Backert direkt.

Die Leipziger Buchbinderin, die solch handwerkliche Arbeit nur noch als Hobby verrichtet und sich auf Miniaturbücher spezialisiert hat, betont, dass es auch für sie etwas Besonderes sei. Mit 8 x 9,5 cm ist es das bisher größte ihrer kleinen Bücher. Dies wegen der Absicht, die geflochtenen Miniaturen möglichst in Originalgröße abzubilden. Zudem sei es "ein richtiges Sach- und Fachbuch mit einem neuen Thema", unterstreicht Hohensee. An der Zusammenarbeit mit Backert schätzt sie vor allem dessen ernsthafte Herangehensweise.

Waldemar Backert selbst widmet sich längst wieder anderen Miniaturen. Sein Schaffen und die vielen Kontakte, die er dadurch hat, halten ihn jung - auch mit 83 Jahren. Man glaubt es ihm, wenn er sagt, er hätte noch Ideen für 50 Jahre.