Eine 1200-köpfigen CSU-Gemeinde feierte in Kleukheim die "beliebteste Politikerin in Bayern".
Barbara Stamm, Präsidentin des Bayerischen Landtags, wurde am Montag im Festzelt des TSV Kehlbachgrund in
Kleukheim stürmisch gefeiert. Beim politischen Sommer der CSU kam "eine Freundin zu Freunden", sagte Stamm. So viel Beifall und stehende Ovationen hatte es bei den vergangenen drei Veranstaltungen nicht gegeben.
Die laut Landtagsabgeordneten Jürgen Baumgärtner "beliebteste Politikerin in Bayern" nahm ein Bad in der Menge, umjubelt von ihren Fans wie ein Filmstar. Bei den vielen negativen Schlagzeilen, die derzeit am Image der Christsozialen kratzen, war das Balsam auf die Seele der 1200-köpfigen CSU-Gemeinde.
Beinahe vom Stuhl gefallen
Die ehemalige bayerische Sozial- und Gesundheitsministerin kostete den Jubel der Menge aus und wusste ihre Anhänger mit früheren Episoden zu begeistern. Vom Stuhl wäre sie beinahe gefallen, als ihr 1987 Ministerpräsident Franz-Josef Strauß im Banzer Bierstübla anbot: "Ich will dich im Kabinett haben." 1976 zog sie bereits als Nachrückerin über die Liste zum ersten Mal in den Bayerischen Landtag ein, dem sie seither angehört. Monika Hohlmeier (MdEP), Strauß-Tochter, nickte zustimmend mit dem Kopf, als die alten Geschichten erzählt wurden.
Im Zelt wurde es ruhig, als Barbara Stamm zum politischen Tagesgeschehen überging. Zur Landtagswahl am 14. Oktober sagte sie: "Wenn alles anders werden soll, zerstören die Menschen, was aufgebaut wurde." Damit war Bayern als Exportland Nummer 1, der Wohlstand, die Vollbeschäftigung und die geringe Jugendarbeitslosigkeit gemeint. Zu verbessern seien aber die Lebensbedingungen im ländlichen Raum. Hier lobte Stamm die Verlegung der Staatsstraße durch den Kehlbachgrund für eine gute Autobahnanbindung. "Überhitzte Räume wie München brauchen wir nicht", sagte sie unter dem Beifall der Zuhörer.
Der ländliche Raum müsse gestärkt werden, um die Jugend zu halten. Die Präsidentin plädierte für eine wohnortnahe ärztliche Versorgung.
Familien mehr unterstützen
Den sozialen Berufen sollte mehr Wertschätzung entgegengebracht werden. Nicht nur in Kinderkrippen sollte Geld gepumpt werden, sondern Familien, die ihre Kinder selbst betreuen, müssten ebenso unterstützt werden. Sie forderte eine möglichst gute Personalausstattung in Krankenhäusern und Pflegeeinrichtungen. Überragendes Thema sei der immer drängender werdende Pflegekräftemangel. Gerade im Umgang mit den Schwächsten zeige sich der Wert und die Humanität einer Gesellschaft.
Für Landrat Christian Meißner war das Thema Kutzenberg noch nicht vom Tisch. "Wir werden weiter kämpfen", so der Bezirksrat, der sich am 14. Oktober wieder zur Wahl stellt. Er hoffte, dass sich durch Personalveränderungen im Bezirkstag neue Möglichkeiten ergeben, das Bezirksklinikum als wichtigsten Arbeitgeber für den Markt Ebensfeld zu sichern. Nach der Erteilung des Baurechts für die neue Autobahnauffahrt im Kehlbachgrund müsse jetzt zügig gebaut werden.
Europaabgeordnete Monika Hohlmeier hob die freiwillige Leistung aller Helfer beim 50-jährigen Bestehen des TSV Kehlbachgrund-Kleukheim hervor. "Ich habe einen Heidenrespekt vor dem Ehrenamt", sagte sie. Auch die Landtagspräsidentin lobte sie. Barbara Stamm sei schon früher eine streitbare Frau gewesen. "Sie ist das soziale Gewissen der CSU", skizzierte sie die 74-Jährige, die sich im Oktober wieder zu Wahl stellt.
Im Anschluss an die Wahlkampfveranstaltung ehrten die drei Vorsitzenden des TSV Thomas Ebert, Dominik Zenk und Rainer Sommer, Marlene Ebitsch für ihre 40-jährige Tätigkeit als Übungsleiterin und Willi Schmidt für seine 50-jährige Mitgliedschaft.