Die aus Taiwan stammende Kirchenmusikerin Mei-Hui He beeindruckte an der Rieger-Orgel in Vierzehnheiligen.
Ein musikalischer Genuss für die vielen Konzertbesucher war das Orgelkonzert zum Freitagsläuten in der Basilika Vierzehnheiligen. In brillant virtuoser Technik begeisterte Mei-Hui He aus Taiwan an der großen Rieger-Orgel. Es erklangen große und kleine Meisterwerke der Orgelliteratur, von Francois Couperin (1668-1733) Felix-Mendelssohn-Bartholdy (1809-1847) und Lois Vierne (1870-1937). Leichthändig bewältigte die Künstlerin anspruchsvolle Läufe auf der Klaviatur und setzte gekonnt die Pedale ein.
Nachdem der letzte Glockenklang verhallt war, erstrahlte die ganze Klangfülle der Rieger-Orgel. Sehr konzertant erklang Couperins "Offertoire sur les grands jeux" aus der 1. Messe. Reich verzierte Mei-Hui He das Allegro aus Mendelssohns 4. Sonate und interpretierte eindrucksvoll Louis Viernes "Najades". Hier gelang es Mei-Hui He in brillanter Weise, die französische Mentalität des Werkes auf die Klangvielfalt der Rieger-Orgel zu übertragen. Den krönenden Abschluss des "weltmeisterlichen" Konzertes in der Basilika bildeten Viernes "Les Cloches de Hinckley" (die Glocken von Hinckley), die der französische Komponist für seine erfolgreiche Amerikatournee 1927 schrieb.
Konzertant und trotzdem charmant, klar und immer brillant bewegte sich die herrliche Orgelmusik von der Ouvertüre bis hin zum Finale. Der mächtige Schlussakkord beeindruckte mit kraftvollen Bässen. Nach lang anhaltendem Applaus kletterte die grazile Organistin wieder auf die Orgelbank und spielte als Zugabe die Fantasie von Johann-Sebastian Bach (1685-1750) in g-Moll, die durch die Filmmusik des tschechischen Regisseurs Švankmajer weltbekannt wurde.
Auch Basilikaorganist Georg Hagel war begeistert: Das Kaleidoskop an Farben, die raffinierte Registrierung und die feinfühlige Artikulation beeindruckten den Regionalkantor.
Die Organistin studierte an der Hochschule für evangelische Kirchenmusik in Bayreuth und legte dort ihre A-Prüfung, die Künstlerprüfung, mit Auszeichnung ab.
Sie stammt aus der Hauptstadt Taipeh, wo sie Abitur machte und ihr Musikstudium begann. Schon damals begleitete sie christliche Gottesdienste, die von Christen in Taipeh (etwa vier Prozent der Gesamtbevölkerung) besucht werden. 2009 setzte sie ihr Studium in Deutschland fort. Nach dem Abschluss in Bayreuth beginnt Mei-Hui He ein Praktikjahr in Pegnitz. Begleitet wird sie von ihrem Freund und Registrant Thomas Zapf, der auch als Organist in den beiden Kirchen von Weidenberg im Landkreis Bayreuth spielt. Von der mächtigen Rieger-Orgel hat sie sich nicht einschüchtern lassen: "Ein angenehmer Spieltisch", war ihr einziger Kommentar.
Ein Wermutstropfen fiel jedoch in das Freitagsläuten: Im Südturm kann nur noch die Glocke Nummer 3 läuten. Organist Hagel, der auch die Glocken betreut, teilte mit, dass die Nummern 1 und 2 stillgelegt sind. Man erwarte jetzt die Restaurierung der Glockenstühle, sagte er.