In Zwei-Euro-Schritten zum Zweirad

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Das Spalier der zu versteigernden Fahrräder in LichtenfelsMarkus Häggberg
Das Spalier der zu versteigernden Fahrräder in LichtenfelsMarkus Häggberg
Der GrabbeltischMarkus Häggberg
Der GrabbeltischMarkus Häggberg
 
Der glückliche Besitzer eines versteigerten RadesMarkus Häggberg
Der glückliche Besitzer eines versteigerten RadesMarkus Häggberg
 
Aktionator Mischa FußMarkus Häggberg
Aktionator Mischa FußMarkus Häggberg
 
An dem einen oder anderen der Fundräder nagt bereits der Rost.Markus Häggberg
An dem einen oder anderen der Fundräder nagt bereits der Rost.Markus Häggberg
 
Ein Mantel für zwei Euro: Antonie Pschollkowitz freut sich über das Schnäppchen.Markus Häggberg
Ein Mantel für zwei Euro: Antonie Pschollkowitz freut sich über das Schnäppchen.Markus Häggberg
 
Ein prüfender Blick auf die zu versteigernden ArtikelMarkusHäggberg
Ein prüfender Blick auf die zu versteigernden ArtikelMarkusHäggberg
 

Bei der Versteigerung von Fundstücken durch die Stadt Lichtenfels lässt sich mit etwas Glück ein Schnäppchen machen.

Manfred Griebel schaut genau hin. Sein Blick ist von konzentrierter Anspannung, der Mann will es wissen. Würde dieses Fahrrad seiner Enkelin taugen? Bei der traditionellen Versteigerung von Fundstücken am Mittwoch vor dem Rathaus gab es viele Besucher mit Fragen. Und mit der Lust am Bieten.

Vier Meter breit, sieben Meter lang. In diesem Karree standen sie, die 17 Fahrräder. Alles Fundstücke, verlorengegangen vor Monaten. Jenseits dieses Karrees ein Wühltisch mit Schnorcheln, Badelatschen, Wäsche. 50, 60 Besucher blickten darauf, interessiert, abwägend mitunter. Es gab noch einen dritten Tisch und hinter ihm saßen Stefan Renner und Sarah Fischer von der Verwaltung, kleine Beutelchen mit Modeschmuck vor der Nase. Und einer Kasse. Das Pult samt Hammer aber gehörte Mischa Fuß, tätig im Einwohnermeldeamt und für den heutigen Tag Auktionator. Gegen 13 Uhr sollten sie mit der Versteigerung beginnen. Tun sie aber nicht, es herrscht Verzögerung.

Zeit für Manfred Griebel, seinen konzentrierten Blick zu erklären: "Meine Enkelin ist Studienanfängerin. Sie studiert in Würzburg und braucht ein Fahrrad", sagt er. Doch am besten wäre ein billiges, noch taugliches Fahrrad, denn ein teures Fahrrad könnte zu leicht geklaut werden. "Ich werde es umspritzen", erklärt der Opa.

Ihn betrachtet ein 45-jähriger Lichtenfelser. Nicht ohne Grund. "Ich will eine Seifenkiste für meinen Kleinen bauen", sagt er. Da kommt ihm ein Fahrrad zum Ausschlachten recht. Eine weitere Besucherin will nur mal schauen, ob ihr "2016 geklautes Rad dabei" ist. Es ist nicht. 600 Euro habe es gekostet und bis zehn Euro hätte sie mitgesteigert, um ihr Eigentum wiederzubekommen. Dann ist 13:10 Uhr, es geht los.

Ein Arm schnellt in die Luft, bald darauf der nächste. Mischa Fuß muss den Blick schweifen lassen, nach rechts, nach links und beständig. Der Auktionator mit dem Gummi-Baumarkthammer legte fest, dass Angebote im Zwei-Euro-Schritt ergehen und der Zuschlag "bei drei" passiert. "Bitte deutliche Handzeichen machen, nicht irgendwen grüßen oder so", ermahnt er.

Dann geht das erste Rad nach 13 Geboten für 26 Euro weg, das zweite für über 40 und das dritte für 24 Euro. Der Lichtenfelser Lothar Kalb kommt auf diesem Weg für 70 Euro zu einem Mountainbike, sehr gut erhalten, gut in Schuss. Er darf von sich sagen, das wohl beste Rad erwischt zu haben. Kein Rost, kein lockerer Lenker oder sonst einen Makel. Mit zwei, drei Einschränkungen: "Neue Reifen, neuer Sattel, neue Bremse", wie Kalb sein Vorhaben aufzählt.

Am Wühltisch gibt es bald auch freudige Gesichter. Vor allem bei der Marktzeulnerin Antonie Pschollkowitz. Als Fuß das Einstiegsgebot für den Mantel aufruft, bleibt es bei den zwei Euro. "129,90 Euro - je nach Boutique", kommentiert die Marktzeulnerin ihr Schnäppchen.

Lampenfieber? Danach gefragt, gesteht Mischa Fuß schon ein bisschen Aufregung vor seinem Auftritt als Auktionator ein. Doch wo gehen all diese Dinge verloren, für die er mit dem Hammer in der Hand Aufmerksamkeit einfordert? "Wir kriegen jeden Monat viel vom Merania-Schwimmbad, von Q-Sessions, von der Klinik, es bleibt auch immer was auf dem Ragnarök-Festival", erklärt Fuß. Dann landen diese Fundstücke auf der Webseite der Stadt. "Wir haben ein System online, jeder kann da nachschauen."

Damit gemeint sind nicht nur die Menschen, die etwas verloren haben, sondern auch die Finder, die abgegebene Dinge womöglich doch wieder an sich nehmen möchten. Ein halbes Jahr lang müssen die Fundstücke auf der Seite bleiben, erst dann ist es der Stadt erlaubt, sie bei nächster Versteigerung anzubieten. Gelagert werden viele Gegenstände beim Bauhof. "Von dort kommt oft die Nachricht: Wir müssen mal wieder versteigern." 532 Euro nahm die Stadt am Mittwoch ein. Das Geld soll der "Stiftung Unser Lichtenfels" zufließen.