In Weismain wird Integration seit fünf Jahren praktiziert

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Efani, Mathilde Jäger und Abdul (von links) wollen den Roller am liebsten gleich zusammen ausprobieren. Foto: Roland Dietz
Efani, Mathilde Jäger und Abdul (von links) wollen den Roller am liebsten gleich zusammen ausprobieren. Foto: Roland Dietz
Julia Herold (links) feiert mit ihren "Leseschülern" Foto: Roland Dietz
Julia Herold (links) feiert mit ihren "Leseschülern" Foto: Roland Dietz
 
Jürgen Dietz zeigt Luke und seiner Mutter Susan, wie das mit dem "Plopp" einer Bügelverschlussflasche geht Foto: Roland Dietz
Jürgen Dietz zeigt Luke und seiner Mutter Susan, wie das mit dem "Plopp" einer Bügelverschlussflasche geht Foto: Roland Dietz
 
Die Baiersdorfer Fußballer Gholamraza Abedidoost und Vahid Farahmand Foto: Roland Dietz
Die Baiersdorfer Fußballer Gholamraza Abedidoost und Vahid Farahmand Foto: Roland Dietz
 
Luke und Efani sowie die Geschwister Saradan Foto: Roland Dietz
Luke und Efani sowie die Geschwister Saradan Foto: Roland Dietz
 
Viel Fun bei Musik und Tanz mit Dagmar Dietz (3. von rechts) Foto: Roland Dietz
Viel Fun bei Musik und Tanz mit Dagmar Dietz (3. von rechts)  Foto: Roland Dietz
 

Ehrenamtliche Lesepaten, die beim Deutschlernen helfen, feierten jetzt gemeinsam mit den Asylbewerbern ein Sommerfest.

Fünf Jahre gibt es nun schon Deutschlernen und Lesepatenschaften im Asylbewerberheim Weismain. Jetzt hatte Initiatorin Dagmar Dietz alle Schüler zu einem kleinen Sommerfest in den Baiersdorfer Kulturstadel eingeladen. Es ging nicht um eine Feier, sondern vielmehr darum, den Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen ein paar schöne Stunden ohne Sorgen zu bereiten. Fußball spielen, Pizza essen, Tanzen und für die Erwachsenen mal ungezwungen mit Einheimischen ein Bierchen oder Kaffee trinken - all dies stand im Mittelpunkt.

Als vor fünf Jahren viele Rechte gegen Asyl in Weismain publik machten, war es das Ziel, für die ankommenden Menschen eine Willkommenskultur zu schaffen. Mit Hilfe von Erhard Schlottermüller von den "Aktiven Bürgern Lichtenfels" wurde dann etwas begonnen, was nun schon fünf Jahre Bestand hat. Berührungsängste entstehen am meisten durch die unterschiedlichen Sprachen, sagt die türkische Deutschlehrerin Sengül Bali. Hier ist es am wichtigsten, mit dem Erlernen der deutschen Sprache Barrieren abzubauen. Integration gelingt nur dann, wenn es mit der Sprache klappt. Leider ist dies bei den Gastarbeitern der ersten Generation in den 70er Jahren nicht geschehen, und daher ist es nicht verwunderlich, dass Menschen fast 50 Jahre in Deutschland leben und kaum ein Wort Deutsch sprechen können.

Dass es besser gemacht werden kann, zeigt zum Beispiel der FC Baiersdorf. Vorsitzender Wolfgang Krauß freut sich darüber, dass Spieler aus neun Nationen in Baiersdorf Fußballspielen: "Wenn man noch bedenkt, dass auch Fußballer von Regens Wagner bei uns kicken, sind wir ein richtig bunter Haufen. Es gibt keinerlei Berührungsängste und macht allen Beteiligten sehr viel Spaß." Und wie bestellt zeigt der aus dem Iran stammende Gholamraza Abedidoost auf seinem Handy stolz ein Foto als Baiersdorfer Fußballer. Auch sein Freund Vahid Farahmand aus dem Irak spielt beim FC Baiersdorf Fußball. Er macht sich große Sorgen um seine Zukunft. Obwohl er bereits seit 18 Monaten in Deutschland ist und eine große heimische Firma ihn als Computerfachmann einstellen möchte, hat er noch keine Aufenthaltsgenehmigung bekommen. Dabei ist der 27-Jährige der deutschen Sprache mächtig und fungiert sogar öfters im Landratsamt als Dolmetscher für Asylbewerber.

"Wir sind in Deutschland sehr gut aufgenommen worden und fühlen uns ganz wohl", erklärt Jahad Saradan, ebenfalls aus dem Irak. Er hat mit seiner ganzen Familie seit zwei Monaten in Weismain eine Bleibe gefunden.
Seit über zwei Jahren ist der zehnjährige Luke Osaghabuohiem aus Nigeria mit seiner Mutter Susan schon hier. Auch er freut sich darüber, Freunde gefunden zu haben. Zusammen mit seinem Freund Efani Nwozor besucht er die Grundschule in Weismain, in der kath. Pfarrei St. Martin sind beide als Ministranten tätig. Efani wiederum will den Fußball in seinen Händen gar nicht mehr hergeben. Sein Ziel ist es einmal ein großer Fußballer zu werden, macht er unmissverständlich deutlich. Seine Vorbilder sind Christiano Ronaldo und Manuel Neuer.

Auch das Körpergefühl der jungen Asylbewerber ist bewundernswert. Beim Tanzen hat man das Gefühl, dass Musik und Bewegung ineinander verschmelzen. Dies zeigte vor allem Husam Mohammed, als er wie ein Rapper geradezu über den Boden fliegt und dies auch noch grazil wirkt.

Luke freute sich wiederum diebisch darüber, dass ihm der Weismainer Stadtrat Jürgen Dietz gezeigt hat, wie man eine Bügelflasche öffnet und wieder schließt. Begeistert gibt er das sofort an andere Kinder weiter. Diese haben inzwischen mit ein paar Jugendlichen den großen Motorroller vor dem Kulturstadel entdeckt. Mit der Hauswirtschafterin der Weismainer Asylunterkunft, Mathilde Jäger, machen sie die Sitzprobe. Staunend stehen sie daneben, als der Motor anspringt.

Die Initiatorin des Nachmittags, Dagmar Dietz, ist der Meinung, dass junge Leute schnell lernen. Deswegen ist sie auch weiter bereit, Lesepatenschaften und Unterricht möglich zu machen, damit gerade die jungen Leute sich für unsere Kultur und das Miteinander öffnen. Der Dank galt Alois Dechant, ohne dessen Zuwendung dieser Nachmittag nicht möglich gewesen wäre. Ebenfalls dankte sie allen Helfern, Lesepaten und Lehrern für ihr großartiges Engagement um die Integration von Menschen, die meist wegen schwerer Schicksale ihr Land verlassen mussten und bei uns angekommen sind. Sie hofft auf weiterhin viel Unterstützung und Mitmachen.