In Lichtenfels gibt's Neckereien und Leckereien aus Hamburg

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Ruft zur Verkostung auf: Chef des Fischmarkts, Thorsten Mey (re.) zusammen mit Erstem Bürgermeister Andreas Hügerich (li.), "Treffpunkt"-Geschäftsführerin Sieglinde Allgaier und ihr Mann Walter Allgaier.
Ruft zur Verkostung auf: Chef des Fischmarkts, Thorsten Mey (re.) zusammen mit Erstem Bürgermeister Andreas Hügerich (li.), "Treffpunkt"-Geschäftsführerin Sieglinde Allgaier und ihr Mann Walter Allgaier.
Teilt mit vollen Händen aus: Wurst-Herby hat nur wenig Schwierigkeiten, seine Ware loszukriegen.
Teilt mit vollen Händen aus: Wurst-Herby hat nur wenig Schwierigkeiten, seine Ware loszukriegen.
 

Der Hamburger Fischmarkt öffnete in der Korbstadt seine Pforten. Das erste Mal seit Jahren ließ sichg auch das Stadtoberhaupt blicken.

Fischgeruch legt sich wie ein Dunst über den Lichtenfelser Marktplatz und vermengt sich mit dem Qualm der Brat- und Bockwurstgrills. "Du verpestest die Luft mit deinem Fischgestank!",
ruft Wurst-Herby. "Hört nicht auf den, der mag harmlos aussehen, aber ist ein grausamer Kerl! Der hat sogar Schweinchen Babe geschlachtet, der blutrünstige Hund!", schlägt Aal-Hinnerk zurück. Für die lächelnden Lichtenfelser, die am Freitagmittag vorbeischlendern ist klar: Es ist wieder Fischmarkt in der Korbstadt.
"Moin, moin, heißt es, glaube ich, in Hamburg, ein herzliches Grüß Gott wünsche ich Euch hier bei uns in Franken", grüßt Bürgermeister Andreas Hügerich die Gäste aus dem Norden.
Es ist das erste Mal seit Jahren, dass ein Erster Bürgermeister der Stadt wieder als an der Eröffnung des von der Werbegemeinschaft "Treffpunkt" organisierten Hamburger Fischmarktes auf dem Marktplatz teilnimmt.
"So ein junger und dynamischer Kerl, da darf ich gleich das Bierkrug-Stemmen erwähnen", ruft Thorsten Mey, Chef des Hamburger Fischmarkts. Wer es schaffe, den Rekord von sechs Minuten und 32 Sekunden zu brechen, den lade er auf ein Wochenende für zwei Personen nach Hamburg ein. Für jeden Teilnehmer gebe es, egal wie lange die Kraft den Bierkrug oben hält, eine Fischtüte im Wert von zehn Euro.
"Sechs Minuten und 32 Sekunden ist also der Rekord. Naja, ich weiß zwar nicht ob ich 32 Sekunden schaffe, aber ich werde es auf jeden Fall einmal probieren", verspricht Bürgermeister Andreas Hügerich lachend.
Klein bis Groß sollen sich am Wochenende noch bis Sonntag ihre Zeit auf dem Marktplatz vertreiben, denn "nur durch engagierte Bürger kann es ein lebendiges Lichtenfels geben. Da kann die Stadt alleine wenig machen."
Für den Chef der Marktschreier, Thorsten Mey, war es eine "besondere Ehre", auch Sieglinde Allgaier auf der Begrüßungszeremonie anzutreffen. Noch vor wenigen Tagen hätte sie ihr Kommen abgesagt, da ihr Probleme mit den Knien schwer zu schaffen machten. Im Rollstuhl machte sie sich nun doch auf, um der Eröffnung des Fischmarktes beizuwohnen, und wurde dafür mit einer warmen Gulaschsuppe belohnt, die ihr Thorsten Mey persönlich auftischte.
Während der offiziellen Eröffnung schwiegen die Rufe, die Mikrofone bleiben aus. Doch kaum ist der erste Bissen Fischbrötchen hinuntergeschluckt, dröhnt es wieder von Wurst-Herby: "Hey, ihr von der Stadt? Habt ihr nicht einen Job für mich? Freitag, noch am frühen Nachmittag, und schon jetzt scheint ihr alle frei zu haben, was für ein Leben! Bitte, ich tu auch wirklich alles. Schwere Ordner tragen und dabei mit meinem Hintern wackeln!" Mit einem Klaps auf seinen eigenen Hintern schiebt er nach: "Kuckt mal, ich habe auch ganz straffe Beine, das lohnt sich!"
Egal ob Kunde oder Vertreter der Stadt, argloser Passant oder Tourist, ein jeder wird von den Marktschreiern aufs Korn genommen, ein jeder zum Kaufen animiert und mit Gratisproben angelockt.
Der Andrang hält sich dennoch in Grenzen. Nur vereinzelt lassen sich Besucher des Marktplatzes auf die Spielereien ein. Viele sehen es wohl wie die Michelauerin Anne Hofmann: "Mir ist das alles zu laut und aufdringlich." Einige Gäste aus Dresden lassen sich hingegen gerne auf das Wechselspiel der Verlockungen und Schmährufe ein. Sie spaßen mit Wurst-Herby, hören sich seine Anekdoten an und kaufen natürlich seine Würste.
"Aber dass es heute noch nicht so toll läuft, ist für Lichtenfels völlig normal, keine Sorge. Samstag und Sonntag läuft es dafür umso besser", versichert Thorsten Mey. Die Oberfranken könne man eben erst mit dem Freibier am maritimen Sonntagsfrühstück locken. Zu dem gibt es dann auch wieder gratis Matjes von der Hand.
Jeden Tag haben Besucher des Marktes ab 16 Uhr die Möglichkeit, den nordischen Verkäufern bei ihrem Rufen Konkurrenz zu machen. "Ein jeder ist eingeladen, auf einen unserer Verkaufsstände zu steigen und sich selbst im Marktschreien zu üben", verspricht Thorsten Mey. Den Bürgermeister Andreas Hügerich lade er zu diesem Spaß besonders nachdrücklich ein.