Helga Siebert gastiert am Donnerstag, 21. März, mit einem Jubiläumsprogramm im Staffelsteiner Stadtcafé. Seit 30 Jahren steht sie auf der Bühne, seit 15 Jahren mit ihrer "Ultimo"-Serie. Beim "Dernière", dem Tourneeabschluss, in Bad Staffelstein mimt sie unter anderem die Queen. Beginn ist um 20 Uhr.
Die Queen ist "not amused". Ihr Zug hatte Verspätung. "Wie das bei der Bahn immer so ist", fügt sie hinzu, als sie am Donnerstagnachmittag, aus Hamburg kommend, in Bad Staffelstein eintrifft.
Die Queen ist im Zivilberuf Kabarettistin und nennt sich Helga Siebert. Die Hanseatin gastiert alljährlich mit dem letzten Auftritt ihrer Deutschlandtournee ("Dernière") in Bad Staffelstein. So auch heuer, im Jahr ihres 30. Bühnenjubiläums und des 15. Jubiläums ihres stetig aktualisierten Kabarettprogramms "Ultimo", mit dem sie regelmäßig in Hamburg auf einem alten Feuerschiff und im Kulturpalast auftritt.
Das Doppeljubiläum ist der Grund, warum Helga Siebert sich die Queen als Idol erkoren hat, denn Elizabeth II. feierte im vergangenen Jahr 60. Thronjubiläum, sie ist somit noch länger im Job als Helga Siebert. Solche Disziplin verdient Respekt. Im Kabarett wie auf dem Thron. Zu einer solchen Leistung gehört Fleiß. Schließlich exponiert man sich, setzt sich Gefahren aus, denn irgendeiner sägt immer am Thron. Helga Siebert im leicht näselnden, blasierten Tonfall der Queen: "My son Charles wants to get my throne!" (Mein Sohn Charles will auf meinen Thron!)
Beim letzten Auftritt der 2012er-Tournee kann Helga Siebert zurückblicken: Einige Royalisten sangen bisher immer "God save the Queen". Das gefällt ihr. Daumen hoch! Da ist sie in ihrem Element. Ihr Amusement halte sich freilich in Grenzen, wenn sie in die Runde frage, warum Frauen seit Jahrhunderten unterdrückt werden und tosicher aus irgendeiner Ecke die Antwort krakeelt werde: "Weil es sich bewährt hat."
Nein, zum "Dirndlgate" um Rainer Brüderle äußert sich eine Monarchin nicht: "Das ist zu albern." Noblesse oblige - Adel verpflichtet! Als Staatsoberhaupt macht sich die Queen aber sehr wohl Gedanken über die Kollegen Souveräne anderer Länder: "Gauck als Nachfolger von Wulff - das war das Eintauschen eines Unfähigen gegen eine Schlaftablette." Hoffentlich führt diese Äußerung nicht zu deutsch-britischen diplomatischen Verwicklungen...
Peer Steinbrück und Wolfgang Kubicki tauchen ebenso auf wie Silvio Berlusconi, "dieser Schrumpf-Duce". Für den neuen Papst jedoch findet Queen Helga nur einige wenige Worte. Nicht weil es ihr an Kreativität gebricht, sondern weil das "Ultimo"-Programm einfach eine Stilblüten-Nachlese aufs vergangene Jahr ist - und da war schließlich nicht absehbar, dass sich Papa Ratzi seinem Amt nicht mehr gewachsen fühlen könnte. Nein, auch der Pferdefleischskandal ist hufnagelneu und somit noch nicht verwurstbar; ein Lebensmittelskandal war 2012 überhaupt nicht abzusehen und kommt ergo auch nicht vor. Den Dauerbrenner Eurokrise verarbeitet Helga Siebert aber geschickt: "Auch die katholische Kirche könnte etwas zur Rettung des Euro beitragen." Wie sie das wohl meint? Können die Klingelbeutelsteuerzahler Zypern retten? Das erfahren wir vielleicht im nächsten Jahr, beim "Ultimo 2013".
Bleibt zu hoffen, dass die Staffelsteiner der Queen ein Liedchen singen und vielleicht sogar britische Fähnchen schwenken.