Grünpflege überfordert die Bucher Gartenbauer

3 Min
Eine kleine Parkanlage entstand anlässlich des 800. Jubiläums am Buchnertorweg. Sie wird ebenso vom Gartenbauverein gepflegt wie ...
Eine kleine Parkanlage entstand anlässlich des 800. Jubiläums am Buchnertorweg. Sie wird ebenso vom Gartenbauverein gepflegt wie ...
... das Denkmal vor der Kirche, das an den deutsch-französischen Krieg 1870/71 erinnert. Foto: Andreas Welz
... das Denkmal vor der Kirche, das an den deutsch-französischen Krieg 1870/71 erinnert. Foto: Andreas Welz
 
An der Forsthuber Straße wurde am 1. Mai 1933 der als "Hitlereiche" bekannte Baum gepflanzt. Nun wurde über die Bezeichnung diskutiert. Foto: Archiv
An der Forsthuber Straße wurde am 1. Mai 1933 der als "Hitlereiche" bekannte Baum gepflanzt. Nun wurde über die Bezeichnung diskutiert.  Foto: Archiv
 

Der Obst- und Gartenbauverein Buch am Forst kümmert sich um acht Objekte im Ort. Zu viel für die wenigen Helfer. Jetzt werden weitere Freiwillige gesucht.

Mit großem Engagement pflanzt, hegt und pflegt der Obst- und Gartenbauverein in Buch am Forst städtische Anlagen. Die Kräfte der Gartenbauer scheinen aber langsam zu erlahmen. Das Alter fordert seinen Tribut und der Arbeitsumfang bei acht Objekten ist kaum noch von einer kleinen Gruppe Unentwegter zu bewältigen. Daher hat der Verein, der im kommenden Jahr 125 Jahre alt wird, zu einer Bürgerversammlung ins Gemeindehaus eingeladen.

Zweiter Vorsitzender Gerhard Angermüller, der den Verein mangels Vorsitzenden kommissarisch führt, appellierte an die Versammlungsteilnehmer: "Wir brauchen dringend ehrenamtliche Helfer, damit unser Dorf weiterhin attraktiv bleibt."

Man müsse mit Bedauern feststellen, dass die Vereine, insbesondere der Gartenbauverein und der Gesangverein wegen Nachwuchsmangels eines Tages den Betrieb einstellen müssen, klagte Angermüller.
Das Interesse der jungen Generation am Vereinsleben und Freizeitgestaltung habe sich stark verändert und werde sich weiter ändern. Die Vereinsarbeit bleibe an einigen wenigen hängen, das müsse sich ändern.

"Es wurde in den vergangenen Jahren einiges neu angelegt, das zur Verschönerung des Ortes beiträgt", sagte Angermüller. Damit Buch weiterhin ein grüner und blühender Stadtteil bleibt, bedürfe es der Mithilfe der Ortsbevölkerung. Zum Bedauern der Anwesenden gab Angermüller bekannt, dass er bei der Neuwahl im Jahre 2018 nicht mehr als Vorsitzender zur Verfügung stehe.

Vorstandsmitglied Brigitte Preissler listete die Objekte auf, die vom Verein gepflegt werden. Bei Neuanpflanzungen liefere die Stadt das Material und zeige sich stets großzügig, wenn es um den Einsatz von Maschinen gehe. Sie bezog sich auf eine größere Anlage an der Einmündung des Buchentorwegs zur Hauptstraße. Dort sei der Gedenkstein zum 800-jährigen Jubiläum des Dorfes vom Verein gesetzt worden. Weitere Objekte der betreuten Grünanlagen seien der Kinderspielplatz, das Rondell am Friedhofsweg, das Kriegerehrenmal auf dem Friedhof, die Gedenkstätte an der Kirche, die Anlage vor dem Vereinsheim und der Feuerwehr, die Verkehrsinsel an der Forsthuber Straße. Die Blumenkästen an den Ortseingängen würden von einem dreiköpfigen Pflegedienst betreut.


Arbeitsgruppe oder Paten

Brigitte Preissler schlug vor, für die Ortsverschönerung eine Arbeitsgruppe von vier bis sechs Personen zu bilden, die sich regelmäßig einmal im Monat zu Arbeitseinsätzen treffen sollten. Monika Angermüller und Uwe Thaler favorisierte dagegen Paten, die sich der Pflege annehmen könnten.

Vorstandsmitglied Hannelore Knorr ließ die Vereinsgeschichte mit den Höhepunkten der vergangenen Jahre Revue passieren.

Kreisfachberater Michael Stromer war von den vielen Aktionen des Vereins überrascht und sparte nicht mit Lob. Allerdings gab er zu bedenken, dass sich der Verein, vor dem Hintergrund des großen Arbeitsaufwandes, mehr auf das Wesentliche beschränken und nur ausgewählte Objekte betreuen sollte.

Hermann Angermüller kritisierte Hundehalter, die Hundekot nicht beseitigten. An den Bänken des Rundwanderwegs komme es zunehmend zu Verunreinigungen. Angeprangert wurden die Hinterlassenschaften von Hunden. Hannelore Knorr versprach sich Abhilfe durch das Aufstellen von Hundetoiletten.

Gerhard Angermüller zeigte Ortsansichten im Frühjahr und Herbst von den betreuten Anlagen und von attraktiven Vorgärten. Die wenigen unansehnlichen Ecken habe er nicht fotografiert, da sie nicht das Gesamtbild des schönen Ortes beeinträchtigten.


Diskussion um "Hitlereiche"

Eine längere Diskussion entspannte sich um die sogenannte Hitlereiche auf der Verkehrsinsel Forsthuber/Straße Einmündung Untersiemauer Straße. Hermann Angermüller wünschte sich, dass der Begriff "Hitlereiche", den zu seinem Bedauern auch der Obst- und Gartenbauverein verwende, geändert werde. Zumindest müsse die junge Generation erfahren, dass es sich um die Baumpflanzung anlässlich des 1. Mai 1933 handele. Die knapp 90-jährigen Zeitzeugen erinnerten sich an eine große Feier mit der gesamten Ortsbevölkerung.

Zeitzeugen erinnerten sich an die Pflanzung der Eiche: "Wir mussten mit unserer Jungenschaft in schwarzen kurzen Hosen, weißen Kniestrümpfen und braunen Hemden antreten." Einer der Pimpfe, so hießen die Zehn- bis 14-Jährigen des Jungvolks, sei dabei sogar umgefallen.

Bei der Baumpflanzung hätten die Deutsche Turnerschaft in weißen Hosen, die Mitglieder der NSDAP und der Sturmabteilung (SA) in Uniformen sowie der Gesangverein mit ihren Fahnen Aufstellung bezogen. Der Spielmannszug Lichtenfels machte Musik und es wurden Reden gehalten. Alle Häuser waren mit Fahnen geschmückt, Girlanden umkränzten die Fassaden. Die Honoratioren waren auf einem dekorierten Wagen mit einem prächtigen Dreiergespann zum Festplatz geleitet worden.

In den Köpfen der ältesten Dorfbewohner, die diese Zeit miterlebt haben, wird der Baum sicher weiter die "Hitlereiche" bleiben. Aber keinesfalls sollte sich diese Bezeichnung bei den Jüngeren festsetzen, dürfen die Kinder und Jugendlichen damit aufwachsen, wurde betont. Dabei gehe es nicht um ein Denkverbot, sondern vielmehr um Reflexion und Distanz.

Nur wenige dieser Bäume stehen noch. Zum Beispiel in Ebersdorf bei Coburg und in Mönchröden.