Klara, Sarah und Maja sind auf dem Bauernhof von Marion Warmuth zu Gast und lernen die Landwirtschaft kennen. Immer mehr Mädchen wollen den Beruf erlernen.
Maja und Sarah geben sich sichtlich Mühe. Sie schaufeln die Silage hin zu den Kühen, die vor ihnen die Köpfe durch die Gitter stecken. "Nicht so weit über den Bauch. Wenn die Schaufel abrutscht, stößt sie dich in den Bauch", erklärt Marion Warmuth. "Nicht so viel anhäufen, das reicht schon." Ein bisschen anleiten muss Kreisbäuerin Warmuth aus
Tiefenroth die drei Schülerinnen schon, die heute bei ihr zu Besuch sind. Mit der Landwirtschaft hatten sie bisher nicht viel am Hut. Heute, am Girls' Day, können sie sich mal anschauen, wie der Alltag einer Bäuerin aussieht.
Der fing heute schon um 7 Uhr für die Mädchen an, erzählt Warmuth. Als erstes stand Melken auf dem Plan. Dann haben sie die Kälber und Pferde versorgt. Sohn Daniel zeigte ihnen, wie die Klauenpflege bei den Tieren funktioniert. An der Pferdekoppel halfen sie mit, den Weidezaun zu reparieren.
Die richtige Kleidung ist wichtig
Klara wusste schon, worauf sie sich einlässt, als sie sich für den Tag auf dem Bauernhof gemeldet hat. Deshalb ist auch die Kleiderwahl der Elfjährigen aus Schney passend gewählt mit grauer Arbeitshose und festen Schuhen. Mit ihrer Familie macht sie immer Urlaub auf einem Bauernhof, erzählt sie, während sie in der Hocke sitzt und Max, den zweijährigen Berner Sennerhund der Familie streichelt. Für sie sei der Tag nicht zu anstrengend gewesen. Im Gegenteil: "Cool" war's, sagt sie. Vor allem, als sie den Hoflader fahren durfte.
"Das hat sie ganz gut gemacht. Sie ist technisch schon sehr versiert", sagt Warmuth. Seit fünf Jahren macht ihre Familie beim Girls' Day mit. Zwar stellt sie nichts technisches her, aber die Technik taucht überall im Alltag der Landwirte auf. "Auch als Frau muss ich damit auskennen", sagt Warmuth.
Und das können immer mehr: "Der Trend ist sehr positiv. Es gibt mehr junge Mädchen, die sich tatsächlich für den Beruf Landwirt interessieren und richtig erlernen", weiß die Kreisbäuerin. Diese seien entweder schon mit der Landwirtschaft aufgewachsen oder machen ihr Hobby später zum Beruf. Der Umgang mit Tieren, das Interesse an Maschinen - das alles spiele dabei eine Rolle.
Landwirte mit Abitur
Darunter gebe es einige, die vorher nie etwas mit Landwirtschaft zu tun hatten. So wie der erste Azubi, den die Warmuths ausbildeten: Der Vater Studienrat, die Mutter saß im Finanzamt, er selbst Abiturient und mit 18 begeisterter Landwirt geworden.
Die drei Mädchen schaufeln im Hintergrund fleißig weiter das Futter zu den 60 Milchkühen, die im Stall stehen. Sarah, die Fünftklässlerin aus Syrien, steht erst etwas schüchtern daneben. Dann hilft sie aber Maja und die beiden packen zusammen an einer Schaufel an. Sarah kennt Bauernhöfe schon aus ihrer Heimat. Ihre Tante betreibt dort einen Hof.
Mittlerweile ist der Leistungsoberprüfer vom Landeskontrollverband im Stall aufgetaucht. Er will die Silage untersuchen. Zwei bis drei Mal im Jahr nehmen die Bauern eine Probe vom Futter, um zu sehen, ob die Zusammensetzung der Inhaltsstoffe noch ausreichend ist, erklärt Warmuth.
Sohn Daniel holt einen Handbohrer hervor und drückt ihn Klara in die Hände. Erst erklärt er den Schülerinnen, was jetzt gemacht werden muss. Dann steigen alle über die vielen alten Reifen, die die Planen davon abhalten sollen wegzufliegen, auf das Silo. Mit Hund Max immer im Schlepptau.
Der junge Bauer schneidet ein Loch in die Plane, drückt den Bohrer in die Silage und dreht, bis sich das Rohr mit dem Futter gefüllt hat. Er muss dabei viel Kraft aufwenden - zu viel für die Mädchen, die hier nur zuschauen können.
Nach dem langen Vormittag haben sich die Schülerinnen eine Mahlzeit zum Mittag verdient. Später kommt noch der Milchlaster, den sie mit befüllen müssen. Dann, etwa gegen drei Uhr geht ihr Besuch auf dem Bauernhof zu Ende.