Girls' Day in Bad Staffelstein: Keine Zukunft für Mädchen in der Industrie?

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Der Girls' Day soll junge Mädchen auch für technische Berufe begeistern. Den Unternehmen in Bad Staffelstein gelingt es aber nicht immer, dabei Azubis zu gewinnen. Archiv: Kompetenzzentrum Technik-Diversity-Chancengleichheit
Der Girls' Day soll junge Mädchen auch für technische Berufe begeistern. Den Unternehmen in Bad Staffelstein gelingt es aber nicht immer, dabei Azubis zu gewinnen. Archiv: Kompetenzzentrum Technik-Diversity-Chancengleichheit

Am Donnerstag schnuppern junge Schülerinnen wieder in angeblich typische Männerberufe. In Bad Staffelstein sind die Erfahrungen sehr unterschiedlich.

Die klassischen Männerberufe, wie sie oft genannt werden, sind nichts für junge Mädchen. Ob im Maschinenbau, im Mechanik- oder Elektronikbereich - Frauen sind in den Unternehmen oft unterrepräsentiert. Deshalb gibt es seit 2001 den Girls' Day, um den Mädchen auch solche Berufe schmackhaft zu machen (siehe Infokasten). Die Umfragen, die die Organisatoren im vergangenen Jahr nach der Aktion unter den Teilnehmerinnen gemacht haben, lassen erahnen, dass sich die Mädchen nach dem Schnuppertag tatsächlich für solche Berufe interessieren. Doch in Bad Staffelstein haben die Unternehmen unterschiedliche Erfahrungen gesammelt.

Die Firma Moll-Batterien macht schon seit Jahren beim Girls' Day mit. Hin und wieder hätten sich daraufhin Mädchen für ein Praktikum oder eine Ausbildung beworben, sagt Katharina Baumann aus der Personalabteilung. Viel mehr Bewerber habe die Firma dadurch aber nicht bekommen.


Manche gingen heuer leer aus

Für das Unternehmen bedeute der Aktionstag Imagepflege und Motivation für die eigenen Mitarbeiter. Dazu will man sich in der Region vernetzen: "Die Schulen und die Kinder sollen uns kennenlernen. Wir haben ja noch andere Ausbildungsberufe bei uns", erklärt Katharina Baumann.

Die Teilnehmerinnen lernen die Berufe des Elektronikers und Industriemechanikers kennen. Die Mädchen schleifen, feilen und löten. In diesem Jahr muss der Girls' Day allerdings ausfallen - niemand hat sich angemeldet. "Wir hatten bisher jedes Jahr Mädels bei uns. Das wundert uns schon ein bisschen", sagt Baumann.

Auch die Auto-Werkstatt Euromaster in Grundfeld ging bei ihrer ersten Teilnahme leer aus. Die jungen Mädchen sollten hier den Beruf kennenlernen, erklärt Danilo Bresgen. "Wir suchen immer Azubis, auf jeden Fall auch gerne weibliche. Der Girls' Day wäre vielleicht mal ein Einstieg", sagt er.
Die Chancen seien jedenfalls da, meint Robert Prohaska, Projektmanager bei Fortuna-Maschinenbau. Zum fünften Mal macht Fortuna heuer mit. Drei Mädchen zwischen elf und 13 Jahren kommen heute in die Firma. Sie feilen, bohren, erstellen ein kleines Werkstück und basteln in der Elektrowerkstatt ein Kabelbäumchen. Dazu lernen sie die Azubis, die dualen Studenten und den Backmeister kennen.

2012 hätten sich nach dem Girls' Day zum Beispiel schon ein, zwei Mädchen auf eine Ausbildung beworben, sagt Prohaska. Eingestellt wurde aber keines: "Die Frequenz ist nicht so gut gewesen." Er höre aber öfter von anderen Unternehmen, die mehr Erfolge haben. "Das kann sich natürlich fallweise unterscheiden", sagt er.


Ausnahmen nur im Handwerk

Kein Glück bei neuen weiblichen Azubis hatte bisher auch der Kreisbauhof, der seit Jahren am Aktionstag teilnimmt. "Die breite Mehrheit sucht einen klassischen Mädchenberuf, das ist einfach so", erklärt der Leiter, Heiko Tremel. Die Ausnahmen gebe es eher im Handwerk. Trotzdem findet er den Girls' Day hilfreich, um die vielschichtige Tätigkeit den Schülern zu vermitteln.

Ganz anders sieht es bei der Firma Rösler-Oberflächentechnik in Hausen aus. Seit 2010 nimmt das Unternehmen teil. Heuer hat es wieder die zehn offenen Stellen frühzeitig besetzen können. Die Schülerinnen testen dort die Härte von Leitungswasser im Chemielabor und schauen sich die Logistikabteilung an, erklärt Lisa Horn aus der Ausbildungsabteilung. Das Unternehmen selbst könne sich dadurch künftigen Azubis präsentieren. "Wir haben in den letzten drei Jahren durchaus weibliche Azubis in diesen Bereichen eingestellt", sagt Horn. Zwar sei der Girls' Day alleine dafür nicht verantwortlich, "aber er ist sicherlich ein wichtiger Indikator", erklärt sie.


Der Girls' Day


Einladung
Unternehmen, Ämter und Betriebe und Hochschulen laden Schülerinnen zu sich ein.

Vorstellung
Die Schülerinnen sollen Berufe und Studiengänge in den Bereichen IT, Technik, Handwerk und Naturwissenschaften kennenlernen. Bereiche, in denen Frauen häufig noch unterrepräsentiert sind.

Förderung
Der Aktionstag wird von den Bundesministerien für Bildung und Forschung sowie für Familien, Senioren, Frauen und Jugend unterstützt.

Ab der 5. Klasse können Schülerinnen teilnehmen.