Der Entertainer Pierre Ruby verriet am Rande seines Auftritts in Weismain, wie er Nil pferddame Amanda und seinen anderen Figuren eine Stimme verleiht. Trotzdem bleibt die verblüffende Wirkung.
"Willkommen an Bord von AirManda" hieß es am Sonntagabend in der Weismainer Stadthalle. Erwartungsvoll starteten rund 200 Passagiere zusammen mit der "Chefstewardess" Amanda und dem Flugkapitän Pierre Ruby nach Rio. Doch Amanda ist keine gewöhnliche Stewardess, sondern eine knuddelige Nilpferddame, die es faustdick hinter den Ohren hat. Und Pierre Ruby ist kein gewöhnlicher Flugkapitän, sondern ein Künstler, der die seltene Gabe des Bauchredens perfekt beherrscht.
Abgesehen davon, dass die Passagiere auf ihrem mehrstündigen Flug nach Rio höchst amüsant unterhalten wurden, bewegte doch viele eine Frage: "Wie macht der das bloß?" Die Illusion ist so perfekt, dass man tatsächlich geneigt ist, an einen Zaubertrick zu glauben, und die verschiedenen Figuren nehmen unter der Regie von Pi erre Ruby derart menschliche Züge an, dass sie ein Eigenleben zu führen scheinen.
"Kein Geburtsfehler" "Ich werde oft mal mit einem Schmunzeln gefragt, ob das ein Geburtsfehler ist. Das ist es nicht, es ist ein langes Training, das mehr als drei Jahre dauert" verrät Pierre Ruby, der mit bürgerlichem Leben Sebastian Reich heißt. Und er verrät noch mehr: "So wie ein Kleinkind das Sprechen lernt, so lernt man nochmals das Sprechen neu, die Artikulation, wie man die Töne formt, die Buchstaben und die Wörter. Die Luft kommt aus dem Bauch. Mit Kehlkopf und Stimmbändern wird die Tonlage geformt, und durch die leicht geöffneten Lippen wird der Ton rausgepresst."
Feinripp auf die Bühne geworfen Längst hat er sich daran gewöhnt, dass die Menschen nicht seinetwillen zu ihm kommen, sondern wegen Amanda. Die mollige Nilpferddame, die von Pierre Ruby auf dem "Nilpferdrollator" auf der Bühne hin und her bewegt wird, hat ein Problem. Sie ist derzeit wieder Single (ein bedauerndes Raunen geht durch den Saal) nachdem Horst (Seehofer) ihre Liebe nicht erwidert hat. Was für ein Glück, dass Udo (nein nicht Ude) im Saal sitzt, der sich noch dazu anstiften lässt, eine Feinripp-Unterhose auf die Bühne zu werfen. Amanda ist hin und weg und flirtet während des ganzen Flugs mit Udo, der sogar gegen Ende der Show zu ihr auf die Bühne kommt. Überhaupt geht es sehr persönlich zu. Kapitän Ruby kommt ins Publikum und notiert sich die Wohnorte einzelner Fluggäste, von Mistelfeld bis "Kronich". Auch Amanda stellt sich vor. Bevor sie Chefstewardess wurde, war sie ein arbeitsloser Elefantenjäger in Mistelfeld, danach Tupperwarefachverkäuferin, bis sie an "Tupperkulose" erkrankte.
Ein Gag jagt den anderen und Amanda hat neben hintergründigen Bauernregeln und nicht ganz jugendfreien Witzen auch gesanglich einiges zu bieten. "Ich mach Euch die Lena!": Inbrünstig schmettert sie "Peter Raab, Du bist die letzte Hoffnung" denn schließlich will sie sich für ein Casting bewerben.
Zu den Turbulenzen während des Flugs trägt ein defektes Bord-Entertainment-System bei, das durch verschiedene improvisierte Einzeldarbietungen überbrückt werden muss. Und hier zeigt sich die ganze Wandlungsfähigkeit von Pierre Ruby. Amanda hat im Urlaub den Animateur "Herrn Esel" kennen gelernt. "Der ist doof, aber billig," und sorgt gerade wegen seiner total misslungenen Zauberkunststücke für begeisterte Stimmung im Saal. Sogar der Bordmechaniker entpuppt sich als Gesangstalent. "Mr. Eddy Jazz" erinnert mit seiner Trompete auf liebenswerte Weise an good old "Satchmo" im Candyman-Duett mit Pierre Ruby.
Von Cordalis bis Katzenberger Amanda legt nach mit dem Kassenschlager "Den Griechen was leih´n? Ob wir´s je zurückbekommen, interessiert doch kein Schwein." Costa Cordalis bekommt auf hintersinnige Weise sein Fett weg. Und auch Udo wird bedacht: "Er gehört zu mir..." Amanda ist eben immer noch entflammt, und das Publikum stimmt begeistert mit ein. Der enthusiastische Applaus ist den beiden sicher.
Nach einer kurzen Zwischenlandung packt Amanda ihren reichen Wissensschatz über Politiker, Stars und Sternchen aus. Ungeniert plaudert sie aus dem Nähkästchen über Christian Wulf, den "Kostenlosflieger", der sogar am Klo übers Drehkreuz steigt, um 70 Cent zu sparen, oder Daniela Katzenberger, die in China unter ihrem Künstlernamen "Dumm Ding" auftritt.
Auch im zweiten Teil des Flugs wird es den Passagieren nicht langweilig. Dafür sorgt das Zwiegespräch von Pierre Ruby mit einem schüchternen Donut mit Glupschaugen und Fistelstimme.
Aus einer willkürlichen Auswahl von Begriffen konstruiert Ruby eine spannende Geheimagentenstory. Eine Sammlung von liegengebliebenen und vergessenen Gegenständen animiert ihn zu einem Rollenspiel, das von Sister Act bis hin zum Babysitter-Boogie reicht.
Als absoluter Knaller entpuppt sich ein blinder Passagier aus Sachsen ("da guckste, mei Goutster,") und zum Ende der Show wird´s auch noch erotisch: "Mach mich nackig", haucht Amanada, die im Glitzerbikini und Federbusch die Ankunft in Rio feiert.
Es war mit Sicherheit der kurzweiligste Flug von Weismain nach Rio, den man sich vorstellen kann, und eine "Bauchlandung", so der Name des Programms, war es schon gleich gar nicht. Minutenlanger Applaus belohnte Pierre Ruby und seine fantasievollen Figuren.
Zwei weitere Auftritte Einen Trost gibt es übrigens für diejenigen, die den Abend in Weismain verpasst haben. Am 24. Oktober kommt Pierre Ruby nach Kronach (Schützenhaus) und am 30. Dezember nach Lichtenfels (Kleine Stadthalle).