Die Kreisbrandinspektion Lichtenfels hat ein Konzept zur Alarmierung bei Unfällen auf den Autobahnen erarbeitet. Vor allem auf den zunehmenden Verkehr auf der A 73 sind die Feuerwehren damit gut vorbereitet.
Angenommenes Szenario: Ein durchreisender Autofahrer meldet über Notruf ein brennendes Fahrzeug auf der A73 bei Bad Staffelstein. Wo genau das brennende Auto steht, kann der ortsunkundige Mann, der mit dem Handy anruft, nicht genau sagen, nur ungefähr: "Bei Bad Staffelstein in Fahrtrichtung Suhl."
Wenn der Disponent der Integrierten Leitstelle (ILS) in Ebersdorf herausfinden kann, in welchem Streckenabschnitt der brennende Wagen steht, ist viel gewonnen. Über die nummerierten Anschlussstellen ist das meist möglich. Dann weiß der Disponent, welche Feuerwehr zuständig ist und kann die Einsatzmittelkette in Gang setzen.
Seit die A73 Anfang September 2008 von Lichtenfels nach Suhl komplett befahrbar ist, fließt von Jahr zu Jahr mehr Verkehr auf dieser Verkehrsader durchs Obermaintal. Mehr Fahrzeuge bedeutet jedoch auch, dass die Unfallwahrscheinlichkeit zunimmt.
Der Zeitfaktor ist lebenswichtig Doch Unfallorte auf einer Autobahn sind für Einsatzfahrzeuge von Feuerwehr, Rettungsdiensten und Polizei meist nicht so leicht zu erreichen. Sind sie auf der entgegengesetzten Fahrspur, verlieren die Helfer wertvolle Zeit, bis sie an der nächsten Anschlussstelle ab- und wieder auffahren.
Weil aber der Faktor Zeit bei der Rettung von Menschenleben hochwichtig ist, hat die Kreisbrandinspektion Lichtenfels ein Alarmierungskonzept ausgearbeitet, das speziell für die A73 und die autobahnähnlichen Bundesstraßen 173 und 289 neu ausgelegt ist. Kreisbrandmeister Thomas Hofmann und ILS-Disponent Stefan Liebl waren dabei federführend. Etwa ein halbes Jahr tüftelten sie zusammen mit anderen Feuerwehrleuten sowie mit Angehörigen der Rettungsdienste, der Polizei, des THW und der Autobahnmeisterei an dem Konzept.
Mitte März ist es fertig geworden, und die ersten Schulungen der einbezogenen Feuerwehren haben bereits stattgefunden.
"Wir müssen schnell an den Unfallort herankommen", beschreibt Thomas Hofmann den Leitgedanken, "doch wenn wir in die verkehrte Richtung auffahren oder im Stau stehen, verlieren wir Zeit". Wie ein geordneter Einsatz künftig erfolgen kann, war die Kernfragen, die Stefan Liebl und er stellten.
Grundgedanke sei es gewesen, die nummerierten Autobahn-Anschlussstellen der A 73 zwischen Ebensfeld und Ebersdorf einzubeziehen. Wenn ein Autofahrer melde, zwischen den Anschlussstellen 14 und 15 stehe ein brennendes Fahrzeug, wisse der Disponent in der ILS schon genau, welche Feuerwehr er wohin schicken müsse. Nun könne er Löschgruppenfahrzeuge anfordern und in Absprache mit der Polizei die eventuell erforderlichen Absperrungen treffen.
Feuerwehrkräfte in der Reserve Aber gerade wenn sich größere Unfälle ereignen, bietet das neue Konzept gute Möglichkeiten, zu reagieren. Die ersten Einsatzfahrzeuge fahren direkt zur Unfallstelle, die weiteren steuern Bereitstellungsräume an. An den jeweiligen Autobahnstreckenabschnitten, erklärt Thomas Hofmann, wurden jeweils Bereitstellungsräume für anrückenden Einsatzkräfte definiert. Die alarmierten Kräfte fahren diese Bereitstellungsräume automatisch an. Der Einsatzleiter ruft die in Reserve stehenden Einheiten dann bei Bedarf aus den Bereitstellungsräumen ab. "Wir sind nun flexibler und haben schneller Zugriff auf die Einsatzkräfte", sagt er.
"Wir haben Handlungsbedarf gesehen, um eine strukturierte Einsatzerreichbarkeit zu schaffen", erläutert Kreisbrandmeister Lutz Schneider.
Und sein Kollege Siegfried Hammrich fügtan: "Dieses Konzept funktioniert vom kleinen Unfall bis zur Katastrophe." Die einzelnen Punkte sind nämlich mit einem 25-Kilometer-Radius hinterlegt, um bei Großschadensereignissen weitere Einsatzkräfte zu alarmieren. "Wir sprechen jetzt über die Leitstelle alle dieselbe Sprache", sagt Lutz Schneider.
Das schönste Lob aber ist die Anerkennung anderer. "Die Coburger Kollegen", freut sich Thomas Hofmann, "möchten unser System bis zur Thüringer Landesgrenze übernehmen".