Einblicke in Nachbars Garten

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Familie Fiedler pflegt liebevoll einen naturnahen Garten in Fassoldshof. Fotos: Andreas Welz
Familie Fiedler pflegt liebevoll einen naturnahen Garten in Fassoldshof. Fotos: Andreas Welz
Ingrid Kohles (Dritte von links) erläutert Kreisfachberater Michael Stromer (Mitte) die Anlage der Trockenmauer.
Ingrid Kohles (Dritte von links) erläutert Kreisfachberater Michael Stromer (Mitte) die Anlage der Trockenmauer.
 
Ökologische Nischen und einen Prachtrasen präsentierte die Familie Foltes in Mainroth.
Ökologische Nischen und einen Prachtrasen präsentierte die Familie Foltes in Mainroth.
 
Familie Wilder in Burgkunstadt hat den nach Süden stark abfallenden Vorgarten aufwendig gestaltet.
Familie Wilder in Burgkunstadt hat den nach Süden stark abfallenden Vorgarten aufwendig gestaltet.
 

Landkreisübergreifend präsentierten sich stolz 13 Besitzer und Hüter der unterschiedlichsten Grünoasen.

Der Rasen in Nachbars Garten ist immer einen Tick grüner. Dies ist einer der Gründe, warum alljährlich am letzten Sonntag im Juni eine Wallfahrt zu den blühenden Oasen Bayerns startet. Der "Tag der offenen Gartentür" im Landkreis Lichtenfels hielt am Sonntag wieder überraschende Einblicke bereit.
Veranstaltet wurde er vom Kreisverband für Gartenbau und Landespflege und dem Landkreis Lichtenfels. Organisator war Kreisgartenfachberater Michael Stromer. Historisch bedingt erstreckt sich das Gebiet des Obst- und Gartenbauvereins von Mainroth und Umgebung auf zwei Landkreise und drei Gemeindegebiete. Und so kommt es, dass sich heuer unter dem "Schirm" des Kreisverbandes Lichtenfels neben Gärten in Burgkunstadt, Mainklein und Mainroth auch Gärten in Rothwind und Fassoldshof im Landkreis Kulmbach am Tag der offenen Gartentür beteiligten. Die Orte gehörten vor der Gebietsreform im Juli 1972 zum Landkreis Lichtenfels.


Glücksgefühle der Gartenbesitzer

Von aufwendigen Teichanlagen über "normale" Siedlungs- und Dorfgärten bis zum großen Naturgarten war dabei alles vertreten. Ein Gefühl des Wohlbefindens und des Glücks vermittelten die 13 Gartenbesitzer, die ihre Anwesen öffneten. Es wurde deutlich, dass die Freude und Lust der Menschen am Garten nach wie vor ungebrochen ist.
Die Gäste freuten sich über den Gedankenaustausch unter Gleichgesinnten und sammeln Anregungen für zu Hause. Denn jeder Garten hat sein eigenes Gesicht, das sich im Laufe der Jahre entwickelt. Ein Schwerpunkt lag auf pflegeleichten Gärten. Das hatte die Familie Kohles in Mainklein perfekt umgesetzt. Vor zwei Jahren hatte man begonnen, den Hang vor der Terrasse in einen Steingarten mit Trockenmauer umzuwandeln. Ingrid Kohles freute sich: "Jetzt brauchen wir weniger gießen." Trotzdem blühte der Hibiskus zwischen vielen Rosen und Stauden. Kreisfachberater Michael Stromer war zufrieden mit dieser Gartengestaltung. Die vielen Besucher beim "Tag der offenen Gartentür" zeigten, dass der Trend zur individuellen Gartengestaltung anhalte, sagte er.


Artenreicher Bauerngarten

In Rothwind beeindruckte neben der Kindertagesstätte "Sonnenkinder" ein großer artenreicher Bauerngarten der Familie Fiedler die Besucher. Dahinter erstreckte sich eine Obstwiese mit 70 Bäumen. Einige Bereiche wurden naturnah belassen, zum Beispiel wird dort das Gras nicht gemäht, in der Blumenwiese summten die Bienen. Sohn Harald betreut die Bienenvölker und Mutter Helene den Bauerngarten. Jeden Tag, außer bei Regenwetter, ist sie im großen Gemüse tätig. Zwei Eimer Unkraut zupft sie zwischen Kohl, Mohrrüben und Gurken. "Jetzt beginnt die Einmachzeit", sagte sie. Marmelade und Saft sind ihre bevorzugten Spezialitäten.
Der Pfarrgarten der katholischen Pfarrpfründestiftung in Mainroth war dicht bevölkert. Hier war die Verpflegungsstelle eingerichtet. Die Mitglieder des Obst- und Gartenbauvereins Mainroth und Umgebung, der sein 125-jähriges Bestehen feiert, boten selbst gemachten Kuchen und Leckeres vom Grill an. Besonders aktiv war die Jugendgruppe "Wald- und Wiesenbande" unter der Leitung von Tina Vonbrunn und Daniela Lege. Sie pflegt den Garten und hatte ihn mit weißen Ballons dekoriert. An einem Verkaufstisch boten die Jugendlichen Saft aus eigener Herstellung, Honig und Pizzahäppchen an. Eine Umweltrallye rundete das Programm der Kids ab.
Der Garteneingang der Familie Foltes in Mainroth wird mit einer gepflegten Berberitzenhecke gesäumt. Das Spalierobst bildet einen nutzbaren Raumabschluss zum Nachbargrundstück. Ein Teich und ökologische Nischen, wie eine Trockenmauer und die Obstbäume beeindruckten. Unter dem Garten verläuft ein Bach, der zur Bewässerung genutzt wird. Eine Augenweide war der Zierrasen, den der Opa pflegt. Die teppichähnliche Grünfläche mit feinblättrige Halmen und dichtwachsenden Grasarten verliehen dem Rasen etwas Besonderes. Der kurze Schnitt ohne jegliches Unkraut ist die Spezialität von Senior Foltes. Sobald er ein Unkraut erspäht, hält er beim Mähen inne und gräbt das unliebsame Gewächs aus. So kann es Stunden dauern, bis das Werk vollbracht ist. Und noch etwas fiel auf: Es gibt keine Gartentür, die an diesem Sonntag geöffnet werden musste. Hanggärten haben es in sich. Doch was als Problem daherkommt, hat Familie Wilder in Burgkunstadt als Chance genutzt. Der nach Süden stark abfallende Vorgarten ist schon im Frühjahr mit seinen blühenden Polsterstauden eine Wucht. Hier wachsen und gedeihen Obst und Wein prächtig. Einmal angewachsen brauche er, bei all der Fülle der Pflanze, nur wenige Pflege, beteuerten die Besitzer. Hinter dem Haus liegt der große Obstgarten mit Frühbeeten und Gewächshaus. Selbstversorgung ist für das Ehepaar Wilder eine Selbstverständlichkeit.